Gemeinsamer Einsatz für Kröte & Co.
18.06.2018
1 (v.l.n.r.) Beate Böckels, Tagebau Fischer Vernich GmbH, David Tigges, Verband der Bau- und Rohstoffindustrie (vero), Christian Chmela, Biologische Station Bonn / Rhein-Erft, Julia Zehlius, Biologische Station Euskirchen
Quelle: vero
Das Projekt „Amphibienschutz in der Rohstoffgewinnung“ nimmt weiter Fahrt auf. Gestern unterzeichneten Vertreter des Tagebaus Fischer Vernich, der örtlichen Biostationen und des Verbands der Bau- und Rohstoffindustrie (vero) in Weilerswist eine Erklärung zum Schutz gefährdeter Amphibienarten.
2 Gemeinsam für den Amphibienartenschutz. Vorne im Bild: eine Wechselkröte
Quelle: vero
Die Unternehmen der Rohstoffgewinnung sind aufgrund ihrer räumlichen Abgeschiedenheit und ihres Geländes oft Rückzugsort für viele Tiere und Amphibien, die woanders keinen Lebensraum mehr finden. Daher hat vero bereits im Mai 2017 eine gemeinsame Initiative mit dem NABU NRW, den Biologischen Stationen und den Unternehmen der Bau- und Rohstoffindustrie ins Leben gerufen. Unter dem Titel „Amphibienschutz in der Rohstoffgewinnung“ verpflichten sich die Unterzeichner, den Lebensraum der bedrohten Arten zu schützen. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen biologischen Stationen und dem NABU NRW. Nun konnte ein weiterer Partner gewonnen werden: Zukünftig wollen der Tagebau Fischer Vernich und die Biologischen Stationen im Rheinland intensiv zusammenarbeiten, um gemeinsam spezielle Lebensräume für die vom Aussterben bedrohten Amphibienarten zu schaffen und zu erhalten.
3 Die Wechselkröte gehört zu den stark gefährdeten Arten
Quelle: vero
Tagebau als Refugium
Beate Böckels ist Expertin für Rekultivierung in der Holemans-Firmengruppe, zu der auch der Tagebau Fischer Vernich gehört. Sie erklärt: „Wegen der besonderen Bedingungen im Tagebau haben gerade wir als Unternehmen viele Möglichkeiten, Natur zu gestalten und seltene Arten zu unterstützen.“ So entpuppen sich Schlammpfützen bei näherem Hinsehen als Kinderstube für Amphibien. „Mit geringem Aufwand kann jeder Unternehmer Fortpflanzungsstätten, aber auch Überwinterungsmöglichkeiten und Verstecke für Kröten schaffen“, betont Markus Oberholz, Betriebsleiter im Tagebau Fischer Vernich.
Um während der Gewinnungstätigkeit den Artenschutz ausreichend zu berücksichtigen, übernimmt die Biologische Station Bonn / Rhein-Erft die ökologische Betriebsbegleitung. „Ohne die aktive Mitarbeit der Unternehmen der Rohstoffgewinnung wären wir nicht in der Lage, die Flächen optimal für die Kröten zu gestalten“, so Julia Zehlius, Biologische Station im Kreis Euskirchen. Weiterhin führt sie aus: „Im Kreis Euskirchen ist dies das erste Amphibienschutzprojekt seiner Art. Wir freuen uns darüber und hoffen auf viele Nachzügler.“
4 Auch die Kreuzkröte ist vom Aussterben bedroht
Quelle: vero
Eine Brache wird zum Vogelparadies
Dass der Tagebau Fischer Vernich insgesamt sehr aktiv in Sachen Renaturierung ist, zeigt auch die Buntbrache, die nur wenige hundert Meter neben dem Betrieb zu finden ist. Auf einer insgesamt 4 Hektar großen Fläche wurde eine bunte Blühfläche geschaffen, die einen idealen Lebensraum für Feldlerche, Rebhuhn und Grauammer bietet. Zwischen Klatschmohn, Kornblume, Ackerwildkräuter und Getreide. „Im Rahmen des Vertragsnaturschutzes haben wir mit solchen Buntbrachen für die Vögel der Feldflur ganz hervorragende Ergebnisse erzielen können“, so Christian Chmela, Geschäftsführer der Biologischen Station Bonn / Rhein-Eft. Das Bewirtschaftungskonzept der Buntbrache erstreckt sich zunächst über sieben Jahre.
5 Auf den ersten Blick unspektakulär: Diese Schlammpfützen sind Lebensraum vieler Amphibienarten
Quelle: vero
Verantwortung als Botschaft
Auch vero-Hauptgeschäftsführer Raimo Benger begrüßt den Erfolg der Initiative: „Bedarfsgerechte Rohstoffgewinnung ist heute längst nicht mehr das, was die Öffentlichkeit nach alten Mustern damit verbindet. Unsere Mitgliedsunternehmen sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Im Ergebnis liefern sie nicht nur die Rohstoffe für den Straßen- und Wohnungsbau, sondern schaffen parallel dazu naturnahe Landschaften aus zweiter Hand, die seltenen Arten Schutz bieten. vero wird sich auch in Zukunft – gemeinsam mit dem NABU und weiteren Kooperationspartnern – dafür einsetzen, dass diese Botschaft als Ganzes in der Gesellschaft ankommt.“
6 Eine feuchte Kinderstube: In diesen Pfützen legen Kreuz- und Wechselkröten bevorzugt ihre Laichschnüre ab
Quelle: vero
Hintergrund:
Bedrohte Amphibienarten wie Kreuzkröte und Wechselkröte sind typische Bewohner feucht, sandiger Lebensräume. Das Problem: Diese Lebensräume sind in der heutigen Kulturlandschaft selten geworden. Häufig sind die Flächen der Rohstoffgewinnung die letzten Rückzugsorte für die in NRW selten gewordenen Amphibienarten.