SBM stellt neue Brechanlagen vor
Insgesamt 19 Händler aus 14 Ländern – darunter zahlreiche neue Partner – begrüßte SBM Mineral Processing Anfang Mai zum offiziellen Launch seiner neuen Backenbrecher JAWMAX® 400/450 und dem ebenfalls neu eingeführten Prallbrecher REMAX 450. Schauplatz war die Zweigniederlassung von SBM im österreichischen Liezen, wo sich auch das MFL-Werk befindet, die Produktionsstätte der weiter wachsenden SBM-Palette an raupenmobilen Brechanlagen für Naturstein und Recycling.
Nach der Vorstellung des kompakten 27-Tonners JAWMAX 200 im vergangenen Herbst an gleicher Stelle lud SBM wiederum in das rund 22 Hektar große Stammwerk der MFL-Gruppe. Neben Gießerei, Maschinenbau-Abteilungen und Fertigungen der Schwesterunternehmen Maschinenfabrik Liezen und dem Mahlanlagen-Spezialisten Christian Pfeiffer Maschinenfabrik befinden sich dort auch die Montage-Linien für die Aufbereitungs- und Betonmischtechnik der SBM Mineral Processing, deren Hauptsitz und Entwicklungszentrum im gut 80 km entfernten Oberweis bei Gmunden liegen.
Das weitläufige Erprobungsareal im Liezener Werk bot viel Raum für eine nahezu vollständige Präsentation des inzwischen auf insgesamt zehn Standard-Modelle zwischen 30 und 60 t Einsatzgewicht ausgebauten SBM-Programms an raupenmobilen Backen- und Prallbrechern, diversen semi-stationären Aufbereitungs-Lösungen und der erfolgreichen Betonmisch-Technologie. Im Mittelpunkt standen jedoch leistungsorientierte Vorführungen der grundlegend neu konzipierten Baureihe JAWMAX 400/450 und des Prallbrecher REMAX 450, der auf dem bereits 2018 vorgestellten Modell REMAX 400 basiert. Gemeinsames Kennzeichen beider neuen „450er“ ist eine leistungsstarke Vorsiebeinheit, die verunreinigtes bzw. werthaltiges Material wirksam separiert, damit den Brecherverschleiß verringert und gleichzeitig das Zerkleinerungsergebnis in Qualität und Ausstoß spürbar verbessert. Das neue Zweideck-Vorsieb ist als Kreisschwinger ausgeführt und schließt im Aufgabebunker unmittelbar an die Vibrationsrinne an. Über eine Dreifach-Klappe am Siebauslauf lassen sich die beiden Fraktionen ganz oder teilweise als Feinanteil austragen oder als Brecher-Bypass der Produktionskörnung zuschlagen. Gegenüber den Doppelrostrinnen der 400er-Modelle steigert das Vorsieb die Stundenleistung jeweils um rund 50 t/h auf max. 450 t/h, was sowohl den mit großem „1300er“-Prallbrecher und optionalem Nachsieb ca. 49 t schweren REMAX 450 als auch den JAWMAX 450 ganz vorne in ihren jeweiligen Leistungsklassen positioniert.
Komplette Neuentwicklung
Nach Ansicht der anwesenden Experten spielen die neuen JAWMAX 400/450 ohnehin in einer eigenen Liga. Wie alle SBM-Mobilbrecher besitzen beide Modelle einen dieselelektrischen/vollelektrischen Antrieb mit optionalem Netzanschluss. Die Antriebseinheit besteht aus einem 6,7-l-Cummins-Diesel (170 kW bei 1500 U/min) in aktueller EU-V-Generation und einem 200-kVa-Aufbaugenerator, der alle elektrischen Nebenantriebe (Aufgeber, Siebe, Förderbänder, etc.) sowie die elektrisch betriebene Arbeitshydraulik für Hubzylinder und Raupenantrieb versorgt.
Ein 110-kW-Elektromotor treibt den neuen, von SBM speziell für den Mobileinsatz entwickelten Backenbrecher STE 110-70 über einen Keilriemen an. Als einer der größten Brecher in der 40-Tonnenklasse bietet die 14,35 t schwere Einheit eine Maulweite von 1100 mm x 700 mm. Die Nenngröße des Aufgabematerials von 0 – 700 mm, eine max. Stückgröße von 1000 x 600 x 600 mm und die Auslegung auf Gesteinsfestigkeiten bis 400 MPa ermöglichen ein sehr breites Anwendungsspektrum von der Verarbeitung großstückiger Betonrestmassen bis hin zur Aufbereitung harter Naturstein-Sorten oder Schlacke. Ein großer Hub von 34 mm, die vollautomatisch überwachte, auch unter Last justierbare Spaltverstellung von 40 – 160 mm und eine optionale Überlastsicherung am Brecher gewährleisten eine kontinuierlich hohe Produktionsleistung hochwertiger Endkörnungen.
Echte Maßstäbe in Sachen Wirtschaftlichkeit und praxisgerechter Einsetzbarkeit setzt laut SBM dabei insbesondere der JAWMAX 450 mit unabhängigem Vorsieb: Mit dem wohl ausgereiftesten Hybrid-Konzept am Markt gewährleistet die dieselelektrische/vollelektrische 40-Tonnen-Anlage im Normalbetrieb einen Dieselverbrauch von 15 – 20 l/h – selbst bei extremer Spitzenlast noch deutlich unter 30 l/h. Dabei senkt der optionale Netzanschluss die direkten Energiekosten weiter – je nach Tarif um bis zu 60 % gegenüber leistungsgleichen diesel-hydraulischen Mobilanlagen und noch um gut 30 % im Vergleich zum eigenen Onboard-Diesel. Wohlgemerkt bei voller Funktionalität, ohne lokale Abgasemissionen oder Leckage-Risiken, was bereits heute vielerorts ein wichtiges Vergabekriterium im innerstädtischen Recycling oder bei Einsätzen in geschützten Bereichen darstellt.
Dank seines „Clean-Sheet-Designs“ punktet der JAWMAX 450 auch mit einer optimierten Transportfähigkeit. Mit nur 39,2 Tonnen Transportgewicht und schlanken 14,71 m x 2,88 m x 3,60 m (L x B x H) sticht der 450-t/h-Brecher im direkten Klassenvergleich nicht nur viele Wettbewerber aus, sondern wird für den leistungsbewussten Betreiber auch zu einer echten Alternative gegenüber wesentlich unproduktiveren „City-Brechern“. Denn auf der Baustelle geht alles sehr schnell: Nach dem Abladen vom Tiefbett oder dem Abkoppeln des optionalen Dreiachs-Dollys lassen sich Bunkerwände, Überband-Magnet sowie die hoch und weit ausladenden Austragsbänder schnell und werkzeuglos hydraulisch positionieren und machen die Anlage in etwas über 5 Minuten voll einsatzbereit. Unterstützt wird der Bediener dabei durch die serienmäßige multi-funktionale Fernbedienung und Rüstroutinen der intelligenten Anlagensteuerung SBM Crush Control, die auch den vollautomatischen Brechbetrieb entlang voreingestellter Parameter überwacht und steuert. Eine webbasierte App ermöglicht zudem die Fernabfrage aller wichtigen Betriebszustände und Produktionsleistungen.
Wachstum als Perspektive
Beide neuen Modelle sind eine weitere wichtige Etappe in der auf mittelfristiges, aber nachhaltiges Wachstum ausgerichteten SBM-Marktstrategie, wie Geschäftsführer DI Erwin Schneller und Vertriebsleiter Helmut Haider am Rande des Product Launch betonten.
Steuerte SBM Mineral Processing im vergangenen Jahr mit einer Umsatzsteigerung von rund 20 % zu 2019 bereits 88 Mio. € zum MFL-Gruppenumsatz von ca. 210 Mio. € bei, soll sich der Umsatzanteil in 2021 auf knapp 100 Mio. € abermals erhöhen. Jeweils die Hälfte davon erwirtschaftet das seit 2012 zur MFL-Gruppe zählende Unternehmen in den Sparten Aufbereitungs- und Betonmischtechnologie, wo sich SBM insbesondere mit leistungsfähigen container- und super mobilen, sowie stationären Anlagenlösungen (bis 400 t/h Festbeton) mittlerweile fest in der internationalen Marktspitze etabliert hat.
Eine ähnliche Entwicklung soll nun auch die Aufbereitungstechnik nehmen, wobei dem kontinuierlichen Ausbau des Angebots an raupenmobilen Lösungen in punkto Anlagengröße, aber auch in der eingesetzten Brechertechnologie eine Schlüsselrolle zukommt. Produzierte SBM 2020 mit 165 Mitarbeitern noch 70 raupenmobile und semi-stationäre (ca. 10 %) Brechanlagen sollen bereits in diesem Jahr rund 100 Einheiten die Liezener Werkhallen verlassen, wie Vertriebsleiter Helmut Haider ankündigt. Dabei verrät ein kurzer Blick auf das Modellangebot, welche Lücken in den kommenden Jahren gefüllt werden könnten: Bei den Prall- und Backenbrechern sind dies die Leistungsklassen oberhalb 50 bis 60 Tonnen Einsatzgewicht. Hinsichtlich der jahrzehntelangen Erfahrung innerhalb der MFL-Gruppe im Bau von stationären Prozess-Systemen und des großen Innovationspotenzials der SBM-eigenen F&E-Abteilungen ist jedoch auch eine Ausweitung des raupenmobilen Angebots auf weitere Technologien der qualifizierten Nachzerkleinerung zu erwarten. Als konkretes Wachstumsziel nennt Vertriebsleiter Haider den Absatz von über 200 mobilen Anlagen pro Jahr bereits ab 2024.
Um dies zu erreichen, arbeitet SBM auch intensiv am Ausbau seines internationalen Händlernetzes. Alleine anlässlich des Product Launch konnte das Unternehmen weitere fünf neue Exklusiv- bzw. Regionalpartner für bedeutende europäische Märkte und bislang nicht abgedeckte benachbarte Regionen begrüßen. Auch hier lässt sich SBM von seinem Selbstverständnis eines mittelständischen Unternehmens leiten: „Wir wollen keine Marktanteile um jeden Preis in irgendwelchen abgelegenen Gebieten,“ formuliert Helmut Haider, selbst Angehöriger einer der drei Eigner-Familien der MFL-Gruppe. „Den gleichen nachhaltigen Anspruch, den wir an unsere Technologien und Produkte stellen, legen wir auch an unsere Vertriebs- und Servicepartner an.“ Dazu zählten etwa eine branchenübergreifende Kundennähe und Beratungskompetenz, schnelle Reaktionszeiten im flächendeckenden Reparatur- und Wartungsservice sowie der Teileversorgung und der gezielte Aufbau von anwendergerechten SBM-Mietparks als heute unabdingbare „Eintrittskarte“ in regionale Märkte.
„Wir konzentrieren uns zunächst auf Europa mit den großen mittel- und nordeuropäischen Kernmärkten und den angrenzenden Wachstumsregionen im Mittelmeerraum und Osteuropa. In einem nächsten Schritt wollen wir auf dem stark umkämpften britischen Markt richtig Fuß fassen und lenken dann unseren Fokus voll auf Nordamerika, wo wir in Kanada bereits eine erste Population von rund 20 Mobilanlagen mitsamt eigener Aftersales-Struktur platzieren konnten“, skizziert Helmut Haider die kontrollierte internationale Expansion, die seit vergangenem Jahr auch von Branchen-Urgestein Michael Brookshaw als Global Distributor Manager voran getrieben wird.
Im Gespräch mit Herrn DI Erwin Schneller erfuhr die Redaktion der Zeitschrift AT MINERAL PROCESSING noch nähere Einzelheiten zur Innovationen und den zukünftigen Plänen von SBM.
AT MINERAL PROCESSING: Die Jahre 2020 und 2021 sind und waren sehr herausfordernde Jahre. Was hat SBM gerade jetzt veranlasst, zwei neue Maschinen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen?
Erwin Schneller: An sich waren die neuen Anlagen für diesen Zeitraum geplant, die Pandemie hat uns nach anfänglichem kurzem Innehalten aber de facto kaum getroffen, wir sind daher auch unbeirrt den Weg der Entwicklung weitergegangen und konnten zeitgerecht die vielversprechenden, neuen Anlagen ‚launchen‘.
AT MINERAL PROCESSING: Gibt es schon erste Referenzen bzw. wie ist die Nachfrage und Resonanz auf dem Markt für die zwei neuen Anlagen?
Erwin Schneller: Wir haben direkt am Launch Aufträge für 16 Anlagen unterschrieben, die Auslieferung wird dieser Tage beginnen. Da wir einen derartigen Erfolg gar nicht erwartet hatten, kann ein Teil der Anlagen erst in etwa 8 Wochen erfolgen.
AT MINERAL PROCESSING: Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf die wirtschaftliche Entwicklung der letzten zwei Jahre von SBM gehabt? Welche besonderen Maßnahmen haben Sie ergriffen, um den Auswirkungen zu begegnen?
Erwin Schneller: Da wir mit unseren Produkten maßgeblich an Infrastruktur-Projekten hängen, die nicht so stark betroffen waren, gab es auch bei uns keine Auswirkungen. Wir hatten als ‚Sicherheitsnetz‘ zwar auch für 3 Monate die Kurzarbeit beantragt, letztlich aber so gut wie gar nicht genutzt. Auch den Mitarbeitern wurde der mit der Kurzarbeit entstandene Einkommensverlust in Form einer Prämie am Jahresende wieder nachbezahlt. Unterm Strich kann man sagen, dass wir auf der Gewinnerseite der Krise zu liegen gekommen sind. Kein einziges Projekt wurde uns storniert, aber es haben sich viele neue Möglichkeiten aufgetan, die letztlich zum besten Ergebnis der Unternehmensgeschichte geführt haben. Wir haben in 2020 rd. 20 Mitarbeiter eingestellt, um die Arbeit überhaupt bewältigen zu können.
AT MINERAL PROCESSING: Gibt es Neuentwicklungen im Bereich der stationären Brecher bzw. sind diese geplant?
Erwin Schneller: Begleitend mit der Entwicklung der Mobilanlagen wurden die dort verbauten Einzelmaschinen wie z.B. die Brecher weiterentwickelt, zum Teil sogar völlig neu gestaltet. Der nächste Schritt ist, dass wir unser Einzelmaschinenprogramm straffen und diese dann eine nach der anderen angreifen und überarbeiten. Bis dieser Prozess abgeschlossen ist, werden aber rd. 2 Jahre vergehen.
AT MINERAL PROCESSING: Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung speziell im Bereich Aufbereitung mineralischer Stoffe ein und wo sehen Sie SBM zukünftig?
Erwin Schneller: Wir investieren mehr denn je in Forschung und Entwicklung. Ziel ist es, bei den mobilen Anlagen sowohl das Portfolio wie auch das Marktgebiet auszuweiten und damit zu einem stabil wachsenden Umsatz in diesem Bereich zu kommen. Bei den stationären Anlagen, wo natürlich auch die Einzelmaschinen dazugehören, haben wir auch in der Substanz verstärkt. Im laufenden Jahr wurde unser hausinternes Labor massiv ausgebaut, mit zahlreichen Laborbrechern ausgestattet, und auch die Zusammenarbeit mit der Montanuniversität Leoben intensiviert. Ziel ist es, unseren Kunden hier nicht nur Anlagen liefern zu können, sondern auch die Technologie bereit zu stellen, um diese mit einem Höchstmaß an Effizienz betreiben zu können. Wir nehmen wahr, dass unsere Kunden mit immer komplexeren Aufgabenstellungen konfrontiert sind, und hier sind wir in der Lage, sie mit der optimalen Verfahrenstechnik zu unterstützen, um die Anlagen wirtschaftlich betreiben zu können.
AT MINERAL PROCESSING: Was ist Ihnen, Herr Schneller, persönlich als Geschäftsführer bei der Ausrichtung von SBM und bei der Motivation der Mitarbeiter, vielleicht auch mit Blick auf die bisherige Entwicklung des Unternehmens, besonders wichtig?
Erwin Schneller: Es mutet zwar schon ein wenig inflationär an zu sagen, dass unser wichtigstes Asset die Mitarbeiter sind. Aber es entspricht mehr als je zuvor den Tatsachen. Jedes Projekt ist neu und hat neue Herausforderungen, auslernen kann man im Anlagenbau somit niemals, die Erfahrung jedes Einzelnen ist das wichtigste Gut. Und dem zufolge ist mein persönliches Bestreben, die Mitarbeiter dauerhaft zu binden. Dabei spielt sicher das Einkommen eine Rolle, das bei SBM sicher nicht schlecht ist. Aber eine noch viel größere Rolle nehmen zunehmend auch die allgemeinen Rahmenbedingungen ein. Als privates Unternehmen fassen wir uns weitgehend als eine Familie auf. Auch persönlich bin ich jederzeit für jeden Mitarbeiter ansprechbar. Das war insbesondere in der Zeit der Pandemie eine wichtige Größe, da viele doch verunsichert waren. Man kann sagen, die Pandemie hat uns weiter zusammengeschweißt.