„Wir haben die Werkstoffwoche
in die heutige Zeit geholt“
Dr. Brigitte Hoffmann, freie Autorin der Zeitschrift recovery im Gespräch mit Dr. Frank O. R. Fischer, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied Deutsche Gesellschaft für Materialkunde (DGM):
AT: Im September 2015 hat die Werkstoffwoche in Dresden zum ersten Mal stattgefunden. Sind Sie mit der Resonanz zufrieden?
Dr. Fischer: Sehr. Ehrlich gesagt sind wir mit der Teilnehmerzahl von über 1800 Besuchern insgesamt sehr zufrieden. Die Resonanz der Besucher haben wir durch Interviews und Feedbackbögen erfasst. Als Gesamtnote wurde eine gute 2 erreicht, so dass noch Spielraum zur Verbesserung bleibt.
AT: Welche Idee steckte hinter einer solchen Veranstaltung und wieweit haben Sie sich von dem historischen Vorbild leiten lassen?
Dr. Fischer: Wir haben uns von der früheren Werkstoffwoche, 1927 hieß sie noch Werkstoffschau, inspirieren lassen und sie natürlich in die heutige Zeit geholt. Ich selbst war mehrfach in Archiven in Leipzig und habe recherchiert, wie das damals war. Der heutige Ansatz der Werkstoffwoche zielt darauf ab, die Erkenntnisse der Grundlagen- und angewandten Forschung möglichst schnell in die Anwendung zu bringen. Denn letztlich entscheidet die Qualität des Werkstoffs über den Erfolg eines Produkts. Erfolgreiche Produkte entscheiden über den Erfolg der Industrie. Und erfolgreiche Unternehmen entscheiden über den Wohlstand einer Gesellschaft. Also: Werkstoffe = Wohlstand. Daran arbeiten wir mit der Werkstoffwoche.
AT: Welche Schwerpunkte standen bei der inhaltlichen Ausrichtung der Werkstoffwoche im Vordergrund und warum wurden diese thematischen Schwerpunkte gewählt?
Dr. Fischer: Im Zentrum standen die Konstruktions- und die Funktionswerkstoffe, darüber hinaus Prozesstechnik wie Stranggießen und Walzen. Dies klingt zwar nicht sexy - ist es aber doch. Auf diesem Gebiet sind deutsche Forschungseinrichtungen und Unternehmen Weltklasse. Damit sich Forschungseinrichtungen und Unternehmen austauschen können, braucht es eine Plattform. Die Werkstoffwoche scheint dazu geeignet zu sein.
AT: Ist es vorstellbar, dass das Recycling von Metallen und Werkstoffverbunden zukünftig stärker thematisiert wird, zumal selbst Harald Kröner, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Metalle bei der Eröffnungsveranstaltung das „Urban Mining“ als Ressource der Zukunft bezeichnete?
Dr. Fischer: Das Thema Ressourceneffizienz steht immer und überall ganz oben. Im Auftrag des BMBF koordinieren wir als DGM die Förderinitiative „MatRessource – Materialien für eine ressourceneffiziente Industrie und Gesellschaft“ im Rahmenprogramm „WING – Werkstoffinnovationen für Industrie und Gesellschaft“. Während der Werkstoffwoche gab es dazu ein MatRessource Forum mit ersten Ergebnissen aus der Förderinitiative (www.matressource.de). Für 2017 ist ein weiteres Forum zu dem Thema geplant. Sie sehen, das Thema hat enorme Bedeutung für unser Fachgebiet. Ohne die Verfügbarkeit und den schonenden Umgang mit Metallen wird es keinen Wohlstand in unserer Gesellschaft geben!
AT: Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung der Werkstoffwoche ein? Die Werkstoffwoche soll zukünftig periodisch stattfinden; an welchen Rhythmus ist dabei gedacht?
Dr. Fischer: Die Werkstoffwoche wird 2017 wieder gemeinsam vom Stahlinstitut VDEh und DGM organisiert. Damit stehen die Keyplayer für sämtliche Werkstoffklassen hinter der Werkstoffwoche. Wir beabsichtigen mit der Werkstoffwoche nicht nur eine Plattform zum fachlichen Austausch zu etablieren, sondern insbesondere eine Fachmesse für „Werkstoffe für die Zukunft“. Denn sämtliche Herausforderungen der Zukunft (Mobilität, Gesundheit, Klima, Energie usw.) gehen nur mit besseren Werkstoffen. Aktuell planen wir einen zweijährigen Rhythmus. Bereits heute stets fest, dass die nächste Werkstoffwoche vom 27.-29.09.2017 wieder in Dresden sein soll.
AT: Welche Aspekte werden Sie bei den zukünftigen Veranstaltungen aufgrund der diesjährigen Erfahrungen stärker in den Fokus rücken?
Dr. Fischer: 2017 soll neben der Fachmesse „Werkstoffe für die Zukunft“ insbesondere auch die Beantwortung von Fragen aus der Industrie durch entsprechende Workshops dazu beitragen, die Werkstoffwoche noch attraktiver zu machen.