Der Kunde im Fokus

Dass der internationale Charakter der steinexpo stetig zugenommen hat, ist nicht allein das Resultat gezielter Maßnahmen der Veranstalter. Viele der Aussteller nutzen die Messe als Gelegenheit, internationale Kunden einzuladen und ihr Produktprogramm vorzustellen. Auch Sandvik veranstaltete während der diesjährigen steinexpo einen internationalen Kundentag am 4. September 2014. Das Unternehmen hatte dazu zahlreiche Interessenten aus Europa, Russland, CIS, Nord- und Südafrika eingeladen.

„Keine Messe der Welt generiert eine so persönliche Atmosphäre wie die steinexpo. Jeder Fachbesucher aus dem Umfeld der Roh- und Baustoffindustrie fühlt sich hier sofort zu Hause. Denn was die Messe bietet, entspricht im Wesentlichen auch seiner Arbeitsumgebung. Er kann Anlagentechnik, Bohrgeräte und Baumaschinen hautnah sehen und im Einsatz erleben,“ so die Einschätzung von Michael Brookshaw, Händlermanager EMEA bei Sandvik Construction – Mobile Crushers & Screens Ltd., während der steinexpo-Pressekonferenz (Bild 1). „Daraus resultieren auch für uns als Aussteller positive Effekte. Ein Interessent verfolgt die Anlagendemonstration und kommt anschließend mit ganz konkreten Fragen auf uns zu.“

Sandvik feierte an seinem Stand Weltpremieren und präsentierte allein im Bereich der mobilen Anlagentechnik gleich zwei komplett neue Anlagen – den mobilen Kegelbrecher UH450E und die mobile Doppeldecksiebanlage QA441 (Bild 2). Zusätzlich zeigte das Unternehmen auf einer Ausstellungsfläche von 3600 m² mit fast 50 verschiedenen Exponaten für die Gewinnung und Aufbereitung von mineralischen Primär- und Sekundärbaustoffen ein sehr vollständiges Angebot: Darunter auch der neue patentierte Kegelbrecher CH540 (Bild 3). Bei den Hydraulikhämmern feierte der Rammer-Ausleger B300 und bei den Bohrgeräten der neue Dino DC400R (Bild 4) sowie das T51+ als neueste Ergänzung im Programm der Sandvik-Bohrgeräte weltweite Markteinführung.

Auf der steinexpo anwesend war auch Dinggui Gao, seit Oktober 2013 Präsident von Sandvik Construction (Bild 5). Die Redakteurin der AT MINERAL PROCESSING, Ulrike Mehl, nahm die Gelegenheit wahr und sprach mit ihm über die Anforderungen an Sandvik als weltweit operierendes Unternehmen im globalen Wettbewerb.

AT MINERAL PROCESSING: 1862 wurde Sandvik gegründet – mittlerweile besteht das Unternehmen seit mehr als 150 Jahren. Was ist das Erfolgsrezept?

Dinggui Gao: In erster Linie ist Sandvik – von Beginn an und damit traditionell – ein sehr innovatives Unternehmen. In der Vergangenheit wie auch heute entwickelt Sandvik innovative Lösungen und Produkte für die Kunden.

Zweitens legt Sandvik großen Wert auf die Ausbildung und Förderung der Mitarbeiter. Wir haben aus meiner Sicht ein sehr gutes Team – nicht nur in der Produktentwicklung, sondern auch in der Fertigung und im Vertrieb. Das sehe ich als einen der Pluspunkte von Sandvik, die das Unternehmen auch die kommenden Jahrzehnte voranbringen wird.

Und drittens hat sich das Unternehmen von Beginn an zusammen mit den gesellschaftlichen Anforderungen weiterentwickelt – aktuell betrifft das auch Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. Sandvik verfügt in jedem Fall über eine gute Basis, um weiterhin erfolgreich zu sein. Für unser Unternehmen arbeiten weltweit etwa 47 000 Menschen. Stellen Sie sich vor, wie viel wir mit so viel Manpower in unserer Branche bewegen können.

AT MINERAL PROCESSING: Die steinexpo startete 1990. Seit wann ist Sandvik als Aussteller auf der Messe mit dabei?

Dinggui Gao: Sandvik ist seit 1990 als Aussteller auf dieser sehr speziellen Messe dabei. Uns begeistert diese Szenerie des realen Arbeitsumfelds in einem Steinbruch. Man sieht die Maschinen im Einsatz (Bild 6) und kann sich gleichzeitig mit anderen Experten der Branche austauschen und neueste Entwicklungen diskutieren. Außerdem bietet die Messe ein optimales Umfeld, um mit Kunden zu sprechen, Lösungsmöglichkeiten für ihre konkreten Anforderungen zu erörtern und Verkaufsgespräche zu führen.

AT MINERAL PROCESSING: Hat sich das Geschäftsleben in den vergangenen 10 oder 20 Jahren stark verändert?

Dinggui Gao: Die Geschäftswelt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten unglaublich verändert. Als ich meine Karriere Anfang der 1980er Jahre startete, ging es in der Industrie noch völlig anders zu. Die Grenzen der Länder waren noch nicht so offen wie heute, und die Kommunikation – zumindest schriftlich – funktionierte noch auf altmodische Weise per Brief oder Telefax. Und dann erleben wir eine solche Technologisierung und Globalisierung der Wirtschaft in Bezug auf Produktion und Handel, wie auch der Kommunikation und der Vernetzung der gesamten Welt, die dadurch näher zusammenrückt. Wir kommunizieren doch heute problemlos mit Geschäftspartnern weltweit und in Sekundenschnelle.

Wir erleben auf allen Kontinenten eine unglaubliche Entwicklung. Niemand konnte sich vor 20 oder gar 30 Jahren vorstellen, dass China, Indien oder auch Brasilien sich zu einer solchen Wirtschaftsmacht entwickeln würden. Und auch in Afrika gibt es ein enormes Potenzial, insbesondere was die Urbanisierung und damit auch den Bausektor angeht.

Allerdings ist im Geschäftsleben der Wettbewerb untereinander härter geworden. Aber damit ist unsere Arbeit auch spannender geworden, man muss auf Chancen achten und wird innovativer. Für mich ist es sehr interessant, das globale Geschäftsportfolio von Sandvik zu managen (Bild 7). Es geht darum auszubalancieren, welches die beste Technologie für welchen Geschäftsbereich ist, und die verschiedenen Geschäftsbereiche von Sandvik optimal zu organisieren.

AT MINERAL PROCESSING: In welchem Produktbereich sehen Sie Potential für Wachstum und Entwicklung?

Dinggui Gao: Wenn wir in unserer Branche über Wachstum sprechen, sprechen wir über Infrastruktur. Und gerade in Deutschland nimmt die Regierung Geld in die Hand, um Straßennetze oder Brücken zu sanieren. Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur wirken sich sehr positiv auf unser Geschäft aus. Allerdings ist es schwierig zu entscheiden, in welchem Segment gerade mehr Potenzial steckt. Das ist in der Regel eine sehr dynamische Entwicklung.

Potenzial steckt in jedem Fall in der Entwicklung intelligenter Maschinen. Wir denken heutzutage über unbemannte Steinbrüche und Minen nach, mit intelligenter Maschinensteuerung und vollmechanisierten Abbauverfahren.

AT MINERAL PROCESSING: Was ist das Besondere der Sandvik-Anlagen? Wodurch unterscheiden sie sich von den Maschinen der Mitbewerber?

Dinggui Gao: Die absolute Kundennähe unterscheidet uns meines Erachtens von unseren Mitbewerbern. Im direkten Gespräch erfahren unsere Mitarbeiter, was der Kunde benötigt, und unsere Aufgabe ist es, eine entsprechende Lösung zu entwickeln und anzubieten. Ein gutes Beispiel ist die aktuelle Premiere unserer neuen raupenmobilen Brecher- und Siebanlage UH450E (Bild 8) auf der steinexpo. Diese Anlage wurde als Reaktion auf Kundenanforderungen entwickelt. Konstruktiv verbindet sie das Kegelbrechaggregat CH440 mit einem bananenförmigen Hauptsieb für präzises Hochleistungssieben zusammen mit einem Rückführband. Damit ist diese Maschine die ideale Wahl für die Produktion von Endprodukten höchster Qualität.

Sowohl der Kegelbrecher als auch das Sieb können mit unterschiedlichen Einstellungen sowie optionalen Brechkammern und Siebbelägen geliefert werden. Dadurch ist die Maschine sehr flexibel und in vielen Anwendungen einsetzbar. Die Anlage kann auch als Sekundär- oder Tertiärbrecher in der Produktion von Endprodukten der höchsten Qualität in extrem präzisen Fraktionen eingesetzt werden. Durch ihre fortschrittlichen Automatisierungsfunktionen kann diese Maschine Feinfraktionen in großen Kapazitäten produzieren, z.B. 300 t/h an kalibrierten Asphaltfraktionen, die bestimmten Formanforderungen entsprechen müssen.

AT MINERAL PROCESSING: Können Sie etwas zur Investitionshöhe sagen, die Sie für den Bereich Forschung & Entwicklung tätigen?

Dinggui Gao: Wir investieren etwa 3 % des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Das ist Standard in der Branche. Wichtig ist dabei die Frage, in welche Art von Technologie oder Produkte investiert wird, damit man den Anforderungen der Kunden gerecht wird. Insofern ist – wie schon erwähnt – der Kunde unseres Unternehmens im Fokus, wenn es um Forschung und Entwicklung geht. Und ein wichtiges Thema ist dabei sicherlich als Technologietrend der intelligente Steinbruch, in dem zentral gesteuerte Maschinen für einen reibungslosen Abbau der Rohstoffe sorgen. Denn der Einsatz und die Steuerung vollautomatisierter Anlagen im Steinbruch oder auch im Tagebau erhöht nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Effizienz in der Rohstoffgewinnung.

Vielen Dank für das informative Gespräch.

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