Erstes Branchen-Glanzlicht 2011
Fokus Gesteinsrohstoffe – Kies, Sand, Naturstein, Hannover/Deutschland (08.‑09.02.2011)Mit insgesamt über 180 Teilnehmern und 10 Ausstellern war die Fachtagung des Verbandes der Bau- und Rohstoffindustrie e.V. (vero) und des Bundesverbandes der Deutschen Kies- und Sandindustrie e.V. (BKS) vom 08.‑09.02.2011 in Hannover ein voller Erfolg (Bild 1). Im Alten Rathaus herrschte bei den Teilnehmern der Tagung eine durchweg positive Stimmung.
Die Präsidenten der ausrichtenden Verbände vero und BKS, Franz-Bernd Köster und Michael Schulz, gingen in ihren Eingangsstatements auf die Situation der Gesteinsbranche und die zukünftigen Marktentwicklungen im Kontext der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und des weiterhin bestehenden Investitionsstaus der öffentlichen Hand ein (Bild 2). Den positiven Effekten der wirtschaftlichen Erholung stünden die Sparpakete von Bund, Ländern und Kommunen entgegen, so dass eher mit einer Verschiebung als mit einer deutlichen Verbesserung der Nachfrage zu rechnen sei. Das Umfeld, insbesondere bei Rohstoffsicherung und Umweltgesetzgebung, müsse weiterhin intensiv durch die Verbände begleitet werden.
Die erste Runde von Fachvorträgen zur Qualität von Gesteinsbaustoffen eröffnete Dr. Albrecht Germann von der Rock and Mineral Consulting GmbH, Herzogenrath, mit seinem Referat zur Petrographie als Grundlage des Produktverständnisses. Eigenschaften, die sich aus der Gesteinszusammensetzung ergeben, seien unveränderlich, prädestinieren bestimmte Anwendungen oder schränken sie ggf. ein. Sie sind nicht beeinflussbar. Daran knüpfte Prof. Dr. Rudolf Hoscheid vom Kölner Institut für Baustoffprüfung in seinem Übersichtsvortrag zur Entwicklung der Anforderungen an Gesteinskörnungen an. Sein Credo: Statt einer (vordergründigen) permanenten Verschärfung der Anforderungen an die Gesteinskörnungen (AKR, Frostwiderstand, Kornform, Polierwiderstand), bis deren regionale Verfügbarkeit gefährdet ist, sollte wieder verstärkt auf die richtige Auswahl und Handhabung von Baustoffen sowie die optimale Planung und Ausführung von Bauwerken geachtet werden.
Holger Vespermann von der Euroquarz GmbH, Dorsten, informierte über den Anlass und Verlauf sowie die Zwischenergebnisse der Normänderung für Brunnenkiese und Sande, die durch den BKS aktiv begleitet werden. Raimo Benger, Hauptgeschäftsführer von vero und BKS, berichtete ausführlich über die sich ausweitende Diskussion um den so genannten Kieseuro, die möglicherweise in die weitergehende Forderung einer generellen Rohstoffsteuer münden könnte. Christian Engelke vom Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden, Berlin, machte unter anderem die Bedeutung von Bauinvestitionen für eine nachhaltige gesamtwirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung deutlich. Das Bauen sei zwar noch nicht „out“, aber die Kommunikation und Wahrnehmung gerade bei Großprojekten bedürfe der konsequenten Verbesserung, um auch künftig Planungssicherheit zu erhalten.
Öffentlichkeitsarbeit der Verbände und der Unternehmen standen im Mittelpunkt des gemeinsamen Referates von Bernhard Lemkamp (Niederrheinische Dienstleitungsgesell-schaft für Kies und Sand, Duisburg) und Claudia Kressin (Kressin Agentur für Kommunikation, Kleve). Vorgestellt wurden u. a. die Aktivitäten des BKS Arbeitsausschusses Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere das Programm für Grundschulen mit Kiesfibel, Poster, Medienbox mit Experimenten und Kiesbotschaftern rund um Kies und Sand. Weiterhin rief Lemkamp zu einer regen Beteiligung der Unternehmen am Minerals Day 2011, dem europaweiten Aktionstag der Mineralien und Gesteinsindustrie vom 13.‑15.05.2011 auf. Claudia Kressin zeigte auf, dass eine offene Kommunikation – auch und gerade mit Kritikern – der Schlüssel zur erfolgreichen Öffentlichkeitsarbeit sei.
Im letzten Vortragsblock des ersten Tages ging es thematisch um Rohstoffsicherung, Umwelt und Gesundheitsschutz. Reinhard Fischer (vero/BKS Geschäftsführer) informierte über den aktuellen Stand zu §12a der BBodSchV und die Wechselwirkungen mit anderen Rechtsbereichen und Regelwerken wie die Ersatzbaustoffverordnung (Abfallrecht) und Wasserrecht. Die am Ende des noch lange nicht abgeschlossenen Entwicklungsprozesses zu erwartenden möglichen Auswirkungen auf die Verfüllpraxis legte er eindrucksvoll dar.
„Das Thema mineralischer Staub und Quarzfeinstaub aus Sicht des Arbeitsschutzes sollte nicht unterschätzt werden. Die Entwicklung der Diskussion (nicht nur) um strenge Grenzwerte am Arbeitsplatz auf nationaler und europäischer Ebene können wir nur durch ernsthaftes Mitwirken an der Selbstverpflichtung auf der NePSi-Ebene und durch Umsetzung der TRGS 559 (Mineralischer Staub) positiv begleiten und beeinflussen“, so Walter Nelles, (Geschäftsführer beim BV MIRO, Köln). Auch die neue CLP-Verordnung zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Produkten (hinsichtlich Gefahrstoffen wie Quarzfeinstaub) müsse man ernst nehmen und die Betroffenheit der produzierten Gesteinskörnungen und -mehle prüfen, appellierte Nelles. „Objektive und ausgewogene Regionalplanung ist das einzige zielführende Instrument zur nachhaltigen Rohstoffsicherung.“ So formulierte es Frau Dr. Stephanie Gillhuber von der Fachabteilung Sand- und Kiesindustrie im BIV, München, und stellte entsprechende Beispiele und Erfahrungen aus Bayern vor. Die begleitende Fachausstellung und nicht zuletzt der rustikale Abend im Brauhaus Ernst August boten eine angenehme, zwanglose Umgebung zum Kollegen- oder Kundentreff und intensiven Informations- und Meinungsaustausch – mal mehr, mal weniger fachlich ausgerichtet. Das „Wir-Gefühl“ der gesamten Gesteinsbranche war zu spüren und zu beobachten.
Der zweite Tag stand im Zeichen von Betriebstechnik, Ausrüstung, Forschung und Innovation. Ottmar Bauer von der Fa. Rohr Bagger, Mannheim, präsentierte die Funktionsweise und betrieblichen Möglichkeiten mit mannloser Baggerführung mit automatischem Schutenbetrieb. Marcel Elsner von der Fa. Van der Graaf, Rheine, stellte die Förder-Antriebstechnik mit Trommelmotoren in ein neues Licht und räumte mit Praxisbeispielen „Vorurteile“ aus. Michael Herbort von SEW EURODRIVE, Graben-Neudorf, stellte die Auswirkungen der bislang weitgehend unbekannten „EuP-Richtlinie“ vor. Künftig müssen elektrische Antriebe „energiesparend“ gemäß Richtlinie ausgeführt und betrieben werden. Auch die Nachrüstung „alter“ Antriebe sei in vielen Fällen möglich. „In Bewegung“ kamen die Tagungsteilnehmer im Verlauf des interaktiven Beitrags von Michael von Kunhardt. Von Kunhardt vermittelte dem Auditorium u. a. die Kunst des Minutentrainings, das auch in gedrängten Terminkalendern Platz findet. Nach einigen kleinen Übungen und einmal „Joggen“ durch den Saal des Alten Rathauses waren die Teilnehmer erfrischt und fit für die letzte Vortragsrunde und den weiteren Tag.
Sandra Weyrauch (Haver Engineering, Meißen, HEM) stellte an Beispielen zur Pelletierung von feinteiligen Substanzen neue Möglichkeiten für das Handling, den Einsatz und die Vermarktung z. B. von anfallenden Gesteinsmehlen und Filterstäuben vor. Als An-Institut der TU Bergakademie Freiberg optimiert die HEM den Forschungs- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Frank Langer (Schlüter Baumaschinen, Erwitte) erläuterte eindrucksvoll die Funktionsweise und die vielfältigen Möglichkeiten einer satellitengestützten Überwachung für mobile Maschinen. Sicherheit der Geräte, zielgerichtete Betriebsdatenerfassung und optimierte Wartung präsentierte er als zentrale Vorteile. Um die Verwertung und Vermarktung von Feinanteilen, diesmal aus der Nassaufbereitung, ging es im Vortrag von Dr. Lutz Krakow (ClayServer GmbH, Kappeln). Im Rahmen einer BGR-Studie stellte sich heraus, dass bei einer erheblichen Anzahl von Betrieben die anfallenden Mineralschlämme nachweislich für die Verwendung in der Baukeramik geeignet und geradezu begehrt sind.
Am Ende der Tagung konstatierten Franz-Bernd Köster und Michael Schulz deren Gelingen und versprachen, das Zusammenwachsen der gesamten Gesteinsbranche auf allen Ebenen weiter voranzubringen.
Duisburg (D), Tel.: 49 203 99239 55,
www.bks-info.de ; www.vero-baustoffe.de