Wissenschaftlicher Austausch auf der 12. Deutsch-Russische Rohstoff-Konferenz

Welche Möglichkeiten bietet Wasserstoff als Energieträger der Zukunft? Was kann Data Science im Energiesektor leisten? Derartige Fragestellungen standen im Zentrum des Eröffnungstages der 12. Deutsch-Russischen Rohstoff-Konferenz in St. Petersburg.

 

Über 600 Studierende und Promovierende verschiedener Hochschulen aus Deutschland und Russland kamen am 27. November 2019 zum Eröffnungstag der 12. Deutsch-Russischen Rohstoff-Konferenz in St Petersburg/Russland zusammen, um sich gemeinsam über komplexe Fragestellungen aus dem Energie- und Rohstoffsektor auszutauschen. Das ganztägige Nachwuchswissenschaftler-Treffen fand in diesem Jahr erstmals im Rahmen der dreitägigen Konferenz statt, die vom 27. bis 29. November 2019, an der Staatlichen Bergbau-Universität „Gornyi“ abgehalten wurde.

 

In Form von Seminaren und Vorträgen wurden wesentliche energietechnische Zukunftsthemen behandelt und relevante Forschungsfelder vorgestellt. Dies betraf beispielsweise wesentliche Entwicklungen aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Abfallwirtschaft oder Smart Cities. Zudem wurde ein Wettbewerb ausgetragen, in dessen Rahmen deutsch-russische Teams bestmögliche Lösungsansätze zu realen Fragestellungen erarbeiten sollten, beispielsweise zu Case-Studies die Themen Wasserstoff als Energieträger der Zukunft oder Data Science im Energiesektor betreffend. Von Seiten der anwesenden Wissenschafts- und Wirtschaftsvertreter beider Länder wurde die Veranstaltung als „beispielhaft“ gewürdigt.

 

„Der Austausch zwischen Nachwuchswissenschaftlern aus beiden Ländern ist ungemein wichtig und kann dazu beitragen, neue und innovative Ideen ans Licht zu bringen, an die die Industrie bislang nicht gedacht hat“, sagte Hans-Joachim Polk, Vorstand für Infrastruktur und Technik der Leipziger VNG AG, einem europaweit aktiven Unternehmensverbund für Gas und Infrastruktur. „Es wurden unglaublich produktive Seminare abgehalten und es ist zu hoffen, dass die ein oder andere Idee wissenschaftlich weiterverfolgt wird.“

 

Ihm pflichtete Juri Shukovsky, Direktor des Forschungszentrums für digitale Technologien an der Staatlichen Bergbau-Universität, bei: „Die Nachwuchswissenschaftler verfügen über frische Ideen und gehen unbefangener an gewisse Fragestellungen heran – unabhängig von gesetzlichen oder ökonomischen Zwängen. Dadurch ergeben sich neue Impulse für technologische Entwicklungen.“ 

 

„Die Nachwuchswissenschaftler-Konferenz gibt den Teilnehmern Gelegenheit, gemeinsam Lösungen zu konkreten realen Fragestellungen zu finden. Das ist umso wichtiger, als dass die Welt sehr komplex geworden ist und die Zeit leider gegen uns arbeitet. Wir benötigen dringend innovative Lösungen, um eine Vielzahl an ökologischen Herausforderungen zu meistern und die Klimaziele zu erreichen. Derartige Kooperationen im wissenschaftlichen Bereich können wesentlich dazu beitragen“, sagte Carsten Drebenstedt, Leiter der Bereichs Bergbau und Tagebau an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg.

 

Die Deutsch-Russische Rohstoff-Konferenz, die seit 2007 an wechselnden Austragungsorten in Deutschland und Russland stattfindet, gilt als wichtige Dialogplattform, um Fachthemen der Energie- und Rohstoffwirtschaft zu diskutieren und bilaterale Kooperationsprojekte auf wissenschaftlicher, ökonomischer und ökologischer Ebene anzustoßen. Bei der 12. Ausgabe waren am zweiten und dritten Kongresstag hochrangige deutsche und russische Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik vertreten, darunter beispielsweise Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der stellvertretende russische Premierminister Alexey Gordejev oder Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff. Themen wie Klimaschutz, Nachhaltigkeit oder die angestrebte Abfallreform sowie der dazu gehörige Aufbau einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft in Russland standen in diesem Jahr im Zentrum des beiderseitigen Austauschs. Ziel des dreitägigen Zusammentreffens war es, dass Wissenschaftler und Unternehmen aus beiden Ländern auf diesen Gebieten künftig stärker zusammenzuarbeiten, um damit perspektivisch gemeinsam den Klimaschutz zu stärken. 

 

Zu den weiteren inhaltlichen Schwerpunkten zählten der Aufbau und die Vertiefung einer deutsch-russischen Nachhaltigkeitskooperation, die klimafreundliche Transformation der Energiesysteme, die Einführung bester verfügbarer Techniken für mehr Umweltschutz im Bergbau oder die Digitalisierung der Rohstoffwirtschaft. Darüber hinaus wurden drei junge russische Wissenschaftler mit dem Preis der Saarländischen Stahlindustrie für ihre herausragenden Leistungen geehrt.

 

Die 12. Deutsch-Russische Rohstoff-Konferenz in St. Petersburg/Russland wurde am Freitag, 29. November 2019, mit einem rundum positiven Fazit durch die zahlreichen Teilnehmer beendet. Sowohl die teils hochrangigen Gäste als auch die Organisatoren zogen ein sehr positives Fazit. Es wurde die Absicht betont, die deutsch-russische Zusammenarbeit im Wasserstoff-Bereich zwischen Wissenschafts- und Wirtschaftsinstitutionen beider Länder zu vertiefen. Zusätzlich wurde eine Abschlusserklärung veröffentlicht, die den Ausbau der Nachhaltigkeitskooperation im Rahmen des Deutsch-Russischen Rohstoff-Forums zum Inhalt hat und das Ziel verfolgt, eine vertiefende deutsch-russische Zusammenarbeit wirtschaftlicher, politischer und wissenschaftlicher Institutionen im Bereich der Kreislaufwirtschaft, beim Umweltschutz im Bergbau, der Digitalisierung im Rohstoffsektor und beim Thema der Rekultivierung von Bergbaugebieten zu befördern.

 

Abschließend wurde bekanntgegeben, dass die 13. Rohstoff-Konferenz 2020 in Sachsen stattfinden wird. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, der aufgrund aktueller Koalitionsverhandlungen in seinem Bundesland kurzfristig seine Teilnahme absagen musste, ließ die Einladung durch seinen Vorgänger Stanislaw Tillich überbringen. „Ich freue mich, die Teilnehmer der 13. Deutsch-Russische Rohstoff-Konferenz im Namen des sächsischen Ministerpräsidenten nach Sachsen einladen zu dürfen. Wir sind davon überzeugt, dass Sachsen eine ebenso produktive Konferenz austragen wird und wir damit dazu beitragen können, das deutsch-russische Verhältnis ein Stück weiter zu normalisieren“, sagte Tillich. Das Datum und der genaue Ort der Veranstaltung sind noch offen.

 

So verwies Bundesentwicklungsminister Gerd Müller darauf, dass Deutschland und Russland als gemeinsame Partner eine Vorreiterrolle in punkto Nachhaltigkeit einnehmen sollten. „Die Überlebensfrage der Menschheit lösen wir nur gemeinsam. Die Welt braucht Russland, um die Umwelt- und Klimarisiken im Bergbau und in der Weiterverarbeitung von Rohstoffen zu minimieren. Lasst uns eine gesamteuropäische Zusammenarbeit vertiefen, wobei Russland und Deutschland gemeinsam der Motor beim Umweltschutz und Ressourcenschutz sein können“, sagte Müller.

 

Beispielhaft nannte er die gemeinsame Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft. „Deutschland hat großes Interesse am Aufbau einer Kooperation“, so Müller. Große Bedeutung maß er der Notwendigkeit zur beiderseitigen Zusammenarbeit bei: „Lassen Sie unsere Beziehungen stärken, indem wir über Klimaschutz zueinander finden. Es geht um die Vermeidung von Treibhausgasemissionen, die Reduzierung der Belastungen von Wasser und Böden sowie um die Bewahrung von Naturgebieten.“  

 

Auch Russlands stellvertretender Premierminister Alexey Gordejev betonte, dass Russland mit seinem Beitritt zum Pariser Klimaabkommen und mit neuen Gesetzen den Umweltschutz betreffend wichtige Impulse gesetzt habe: „Die Umsetzung der Pariser Klimaziele und der Aufbau nachhaltiger Wertschöpfungsketten sind Herausforderungen, die nur durch internationale Kooperationen bewältigt werden können“, sagte er und verwies darauf, dass es konkrete Ansätze der deutsch-russischen Zusammenarbeit gäbe, beispielsweise beim Thema Wasserstoff oder beim Aufbau einer Abfall- und Kreislaufwirtschaft nach deutschem Vorbild.

 

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff zog ebenfalls ein positives Fazit: „Es ist wichtig, dass wir in Deutschland auch weiterhin eine sichere Energieversorgung haben. Das wurde bei der Konferenz verdeutlicht. Zudem haben wir viele neue Aufgabenfelder in der Energiepolitik benannt, beispielsweise beim Thema Erneuerbare Energien oder im Bereich der Abfallwirtschaft. Es gibt also viele verschiedene Betätigungsfelder für gemeinsame Joint Ventures, und hierzu soll nun ein vertiefender Austausch erfolgen.“

 

www.rohstoff-forum.org

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