Verbandstage 2024 des UVMB in Boltenhagen

Am 6. und 7. Juni 2024 begrüßten der Unternehmerverband Mineralische Baustoffe (UVMB) e.V. und sein Partnerverband BAU-ZERT e.V. wieder etwa 150 Gäste zu den diesjährigen Verbandstagen in Boltenhagen. Die Veranstaltung bündelt die Mitgliederversammlungen der vier UVMB-Fachgruppen und der drei BAU-ZERT-Abteilungen sowie die Jahresmitgliederversammlungen beider Verbände. Sie ist die wichtigste Veranstaltung und Höhepunkt im Verbandsjahr. Auf den Mitgliederversammlungen des UVMB und des BAU-ZERT wurde Rechenschaft über die geleistete Arbeit abgelegt, über wichtige Neuigkeiten informiert und die Grundlage für die Verbandsarbeit im kommenden Jahr gelegt.

Auch in diesem Jahr waren viele Mitglieder und Gäste nach Boltenhagen gekommen
© Michael Schlutter

Auch in diesem Jahr waren viele Mitglieder und Gäste nach Boltenhagen gekommen
© Michael Schlutter
Gute Gespräche, eine informative Fachausstellung, eine gesellige Abendveranstaltung sowie ein unterhaltsames Rahmenprogramm rundeten das Programm ab und zogen zahlreiche Mitglieder, Gäste und Vertreter aus Landes- und Bundesverbänden an die Ostsee.

 

Mitgliederversammlungen der Fachgruppen

Traditionsgemäß werden am Vortag zur Jahresmitgliederversammlung des UVMB die gemeinsamen Mitgliederversammlungen der Fachgruppen Asphalt und Gesteinsbaustoffe sowie der Fachgruppen Betonbauteile und Transportbeton durchgeführt.

Der Vorsitzende der UVMB-Fachgruppe „Gesteinsbaustoffe“ Jens Eckhoff begrüßte die
Mitglieder der Fachgruppen
© Michael Schlutter

Der Vorsitzende der UVMB-Fachgruppe „Gesteinsbaustoffe“ Jens Eckhoff begrüßte die
Mitglieder der Fachgruppen
© Michael Schlutter
Die wirtschaftliche Lage für die Gesteinsindustrie stellt sich sehr differenziert dar. Positiv wirken sich auf den Absatz von Gesteinsrohstoffen vor allem Großprojekte und Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur aus. Dagegen sind Hoch- und Wohnungsbau regelrecht eingebrochen. Neben den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beschäftigen den Verband weitere Themen wie die Rohstoffsicherung und die neue Mantelverordnung, berichtete der Vorsitzende der UVMB-Fachgruppe Gesteinsbaustoffe Jens Eckhoff. Was die Umsetzung der Ersatzbaustoffordnung (EBV) knapp ein Jahr nach Inkrafttreten betrifft, resümierte er: „Da ist aus unserer Sicht der Wurm drin und es bestehen weiterhin Risiken für unsere Unternehmen.“ Die Behörden seien „noch immer nicht richtig im Vollzug“ und es zeichne sich langsam die Tendenz unterschiedlicher Vorgehensweisen in den einzelnen Bundesländern ab, kritisierte Eckhoff.

Jürgen Rannacher, Vorsitzender der UVMB-Fachgruppe Asphalt berichtete, dass die Asphaltproduktion seit 2020 stagniert. Mit ca. 38 Mio. t/a sei dies der niedrigste Wert seit der Wiedervereinigung. Zwar hätten sich die Versorgungssicherheit und die Preisentwicklung, insbesondere für Bitumen stabilisiert, dennoch gebe es mit den neuen Arbeitsplatzgrenzwerten (MAK-Wert), dem Einsatz von Niedrigtemperatur-Asphalten und den technologischen Herausforderungen für die zukünftige Brennstoffversorgung der Asphaltmischanlagen für die Branche viel zu tun.

Die Referenten der Mitgliederversammlungen der Fachgruppen (v.l.n.r.): Jens Eckhoff, Susanne Funk, Bert Vulpius, Oliver Fox, Stephanie Wittwer, Jürgen Rannacher (Vorsitzender der Fachgruppe „Asphalt“)
© Michael Schlutter

Die Referenten der Mitgliederversammlungen der Fachgruppen (v.l.n.r.): Jens Eckhoff, Susanne Funk, Bert Vulpius, Oliver Fox, Stephanie Wittwer, Jürgen Rannacher (Vorsitzender der Fachgruppe „Asphalt“)
© Michael Schlutter
Insgesamt ist die Nachfrage nach Gesteinsbaustoffen für Beton im Verbandsgebiet 2023 zurückgegangen. Der Transportbeton verzeichnete einen Rückgang von etwa 20 %. Der Vorsitzende der Fachgruppe Beton und Mörtel Daniel Piezonka stellte umfassend die wirtschaftliche Situation der Transportbetonindustrie dar. Vom Einbruch der Baustoffnachfrage im Hoch- und Wohnungsbau sei besonders die Betonfertigteilindustrie betroffen, die je nach Produktgruppe mit Absatzrückgängen zwischen 10 und 35 % zu kämpfen habe. Die habe sich auch auf die Werke der Gesteinsindustrie ausgewirkt. Der Absatz bei Sand und Kies habe sich um ca. 12 % im Vergleich zum Vorjahr verringert. Der Absatz von Naturstein liege auf Vorjahresniveau. Eine positive Preisentwicklung bei Gesteinskörnungen konnte die wirtschaftlichen Auswirkungen der gestiegenen Energiepreise abmildern.

In der stetigen Auseinandersetzung mit der Regionalplanung über die Sicherung von heimischen Baurohstoffen waren betroffene Mitgliedsunternehmen des UVMB erfolgreich. Im Rahmen eines Normkontrollverfahrens gegen den Regionalplan Oberes Elbtal – Osterzgebirge wurde durch das OVG Bautzen das gesamte Kapitel Freiraumentwicklung, Wasserversorgung und Windenergienutzung für unwirksam erklärt. Eine ähnliche Entwicklung könnte dem Regionalplan Chemnitz drohen.

In den Pausen gab es viele Gelegenheiten für vertiefende Gespräche
© Michael Schlutter

In den Pausen gab es viele Gelegenheiten für vertiefende Gespräche
© Michael Schlutter
Bei der Rohstoffsicherung komme viel Arbeit auf den Verband zu, berichtete UVMB-Geschäftsführer Bert Vulpius. So möchte beispielsweise Brandenburg eine Rohstoffstrategie erarbeiten, Mecklenburg-Vorpommern wird seinen Landesentwicklungsplan fortschreiben und in Thüringen stagnieren derzeit die Fortschreibungen der Regionalpläne. Im Moment gestalte sich der Fortschreibungsprozess des Landesentwicklungsplans Sachsen-Anhalt für die Baustoffindustrie sehr positiv. Das Thema Rohstoffsicherung sei auf einem fachlich hohen Niveau abgearbeitet worden und berücksichtige umfänglich die wirtschaftlichen Belange.

An der europäischen Umfrage zum Sozialen Dialog Quarzfeinstaub (NepSi) und den damit verbundenen Anstrengungen zur steten Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes haben sich ca. 150 Werkstandorte unserer Mitglieder aus den Fachgruppen Gesteinsbaustoffe und Betonbauteile beteiligt. Das sei ein Zuwachs von ca. 50 % gegenüber der letzten Umfrage vor zwei Jahren, so Vulpius.

Das schöne Wetter zog in den Pausen vor die „Veranstaltungsscheune“
© Michael Schlutter

Das schöne Wetter zog in den Pausen vor die „Veranstaltungsscheune“
© Michael Schlutter
Die öffentliche Wahrnehmung der Branche konnte durch TV-Beiträge im MDR und rbb verbessert werden. In entsprechenden Kurzfilmen waren eine Reihe von Mitgliedsunternehmen aus allen Fachgruppen des UVMB einbezogen. Neben der Rohstoffgewinnung wurde zu Themen wie Recycling, nachhaltiger Betonproduktion und zum Einsatz von rezyklierten Gesteinskörnungen im Beton positiv berichtet.

In der Fachgruppe Betonbauteile wurde ein Grundsatzbeschluss zur Reaktivierung des Bundesverbandes Deutsche Betonbauteile getroffen. Der Vorsitzende der Fachgruppe Tim Karczewski und UVMB-Geschäftsführer Dr.-Ing. Stefan Seyffert stellten die Aufgaben, Ziele und den Stand der Reaktivierung des Bundesverbandes dar. In der Abstimmung gab es ein klares Votum, die Aktivitäten fortzuführen.

Die Themen Biodiversität und Umwelt nehmen in der Verbandsarbeit einen immer höheren Stellenwert ein, berichte UVMB-Referent Oliver Fox. „Es passiert inzwischen gar nicht mehr so selten, dass nicht nur die Mitglieder bei mir anrufen, sondern auch Behördenvertreter das Gespräch suchen, um Informationen oder Fotomaterial zu erhalten“, sieht der studierte Biologe eine Würdigung seiner Arbeit auch außerhalb der Industrie.

MIRO-Geschäftsführerin Susanne Funk warb für eine Teilnahme am MIRO-Nachhaltigkeitspreis
© Michael Schlutter

MIRO-Geschäftsführerin Susanne Funk warb für eine Teilnahme am MIRO-Nachhaltigkeitspreis
© Michael Schlutter
Susanne Funk, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Mineralische Rohstoffe (MIRO) e.V., warb für die Teilnahme am MIRO-Nachhaltigkeitspreis und bot ihre Unterstützung bei der Präsentation von Best Practice Projekten an.

 

UVMB-Mitgliederversammlung

Michael Müller, Vorstandsvorsitzender des UVMB, eröffnete die Mitgliederversammlung mit dem Hinweis, dass der UVMB nach seiner Fusion aus drei ehemaligen Landesverbänden und seiner Gründung im Jahr 2004, inzwischen auf 20 Jahre erfolgreiche Verbandsarbeit zurückblicken kann. Mit etwa 230 Unternehmen sei die Mitgliederzahl stabil und weise sogar ein leichtes Wachstum auf. Der Vorstandsvorsitzende stellte anschließend die neuen Mitglieder vor. In seinem Rechenschaftsbericht ging er ausführlich auf die wirtschaftliche Entwicklung und die Herausforderungen ein, die vor der Branche liegen.

Michael Müller berichtete über die geleistete Verbandsarbeit
© Michael Schlutter

Michael Müller berichtete über die geleistete Verbandsarbeit
© Michael Schlutter
Anschließend berichteten Bert Vulpius und Dr.-Ing. Stefan Seyfert zur Arbeit des Verbandes im Zeitraum April 2023 bis April 2024. Umfassend ist die Verbandsarbeit im neuen Geschäftsbericht dargestellt, der auf der Mitgliederversammlung vorgestellt wurde.

Trotz der wirtschaftlich nicht ganz einfachen Rahmenbedingungen für die Branche verfüge der Verband über solide Beitragseinnahmen für das Jahr 2024. Dem Vorstand und der Geschäftsführung wurden durch die Mitgliederversammlung für das Geschäftsjahr 2023 einstimmig Entlastung erteilt und für die Arbeit gedankt.

Stephanie Wittwer verstärkt als Referentin für Rohstoffsicherung den UVMB
© Michael Schlutter

Stephanie Wittwer verstärkt als Referentin für Rohstoffsicherung den UVMB
© Michael Schlutter
Im vergangenen Jahr hat der Vorstand auf Antrag der Fachgruppe Gesteinsbaustoffe beschlossen, eine Referentenstelle Rohstoffsicherung neu zu schaffen. Seit 1. April 2024 hat sich der UVMB mit Stephanie Wittwer als neuer Referentin für Rohstoffsicherung verstärkt. Die Diplom-Geoökologin war zuvor zehn Jahre als Bereichsleiterin Steine- und Erden und Prokuristin in einem Ingenieurbüro tätig. Neben der Mitwirkung in verschiedenen Arbeitsausschüssen auf Bundesebene gehört die Interessenvertretung der UVMB-Mitglieder im Bereich Rohstoffsicherung gegenüber der Regional- und Landesplanung sowie den Bergbehörden zu ihren neuen Aufgaben.

 

Unternehmenskultur und Reformfähigkeit im Unternehmerforum

Im Unternehmerforum hielt Prof. Dr. Sascha Friesike unter dem Titel „Welche Denkfehler den (digitalen) Wandel blockieren“ einen Impulsvortrag über Möglichkeiten und Grenzen bei der Einführung neuer Technologien und der Digitalisierung. Der Professor für Design digitaler Innovationen an der Universität der Künste in Berlin zeigte auf, dass Digitalisierung oft nicht als umfassende Transformation verstanden wird. Es ginge nicht nur darum, alle bestehenden Strukturen digital abzubilden, sondern diese auch grundlegend zu hinterfragen und anzupassen. Eine überdimensionierte Verwaltung, die Angst vor Risiken, die Lähmung in Gremien, Datenschutzbedenken und die Wahrung der kollektiven Identität sind aus seiner Sicht Faktoren, welche der Umsetzung von Reformen im Wege stehen.

Frederick Brüning und Sascha Friesike (re) sprachen über Unternehmenskultur und Denkfehler, die den (digitalen) Wandel blockieren
© Michael Schlutter

Frederick Brüning und Sascha Friesike (re) sprachen über Unternehmenskultur und Denkfehler, die den (digitalen) Wandel blockieren
© Michael Schlutter
Die Bedeutung der Führungskultur als Erfolgsfaktor in Unternehmen erläuterte anschließend Frederick Brüning. Der Rechtsanwalt aus Lübeck, der neben seiner Arbeit in seiner Kanzlei auch Geschäftsführer eines Möbelhauses ist, berichtete anhand selbst erlebter Beispiele über gute und schlechte Führungsarbeit. „Es gibt einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen der Unternehmenskultur und dem wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens.“, so sein Fazit.

 

Seehundsandbank und Bäderbahn

Im Begleitprogramm der Verbandstage wurde eine Schiffsfahrt zur Seehundsandbank angeboten. Die Route führt entlang des Naturschutzgebiets der Halbinsel Tarnewitz, vorbei an historischen Sehenswürdigkeiten und einem alten Schiffswrack. Auf der Sandbank Lieps konnten die Teilnehmer Seehunde und Kegelrobben sowie verschiedene Vogelarten beobachten.

Zum Abschluss hatten alle Interessierten noch die Möglichkeit, mit der Bäder-Bahn „Carolinchen“ einen Ausflug zur Steilküste in Boltenhagen zu machen. Die etwa 40 m hohe Steilküste mit dem Aussichtspunkt „Großklützhöved“ bot einen hervorragenden Panoramablick auf die Kulisse der Mecklenburger Bucht.

Die Verbandstage 2025 finden am 12. und 13. Juni 2025 in Potsdam statt. Merken Sie sich schon jetzt den Termin des Seminaris Seehotel Potsdam, am Ufer des Templiner Sees vor.

www.uvmb.de

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