GIPO AG feiert Jubiläum
Die Emil Gisler AG und die GIPO AG feierten mit den Open Days im September 2023 gemeinsam ihr 50-jähriges Jubiläum. Die in Seedorf direkt am Vierwaldstätter See produzierten Brech- und Siebanlagen gelten nicht ohne Grund als Spitzenprodukt in einem hart umkämpften Markt – Anlass genug, mal hinter die Kulissen zu schauen.
Wer mit dem Auto in den Kanton Uri fährt, passiert je nach Route den Seelisbergtunnel. Und genau dort beginnt eine Erfolgsstory: Für den Mechaniker Emil Gisler und seine Frau Elisabeth Gisler-Muff bedeutete der Bau dieses Tunnels 1973 die Initialzündung für die eigene Selbständigkeit. Ihr Kleinunternehmen konnte Reparaturarbeiten an den Tunnelvortriebsmaschinen ausführen und dadurch schon bald einen ersten Mitarbeiter einstellen. Emil Gisler galt schon damals als visionärer Unternehmer und Techniker, der sein Unternehmen mit hohem Engagement für Qualität und Innovation aufbaute, was die folgenden Jahre deutlich zeigten. Bereits im Herbst 1974 konnte eine neue Werkstatt sowie das Büro- sowie Wohnhaus bezogen werden, 1979 folgte der Bau der ersten Werkhalle und 1981 schließlich die Gründung der Emil Gisler AG, Maschinenbau und Hydraulik.
Der Brecher muss zum Material – und nicht umgekehrt
Den bedeutendsten Meilenstein setzte Emil Gisler 1982, als er für die Schweizer Aggregat AG die erste raupenmobile Brechanlage produzierte – ein fahrbarer Steinbrecher in der Größe eines Raupenbaggers, bis dahin der erste seiner Art weit und breit. Der dahinterstehende und sicherlich einmalige Gedanke: Die Brechanlage soll zum Material und nicht das Material zur Brechanlage kommen. 1986 präsentierte Gisler als erster und einziger Aussteller auf der bauma in München eine mobile Brechanlage. Bereits sieben Jahre später, 1989, wird die GIPO AG – die Abkürzung für Gisler Power – als Vertriebsgesellschaft der Emil Gisler AG gegründet. Dank der hervorragenden Auftragslage steigt die Mitarbeiterzahl stetig. Das Produktionsgelände wird in diesen Jahren kontinuierlich erweitert. Nach dem überraschenden Tod von Emil Gisler im Jahr 2017 übernehmen seine Töchter Sabine Arnold-Gisler und Claudia Gisler die unternehmerische Verantwortung für einen der größten privaten Arbeitgeber im Kanton Uri. Der große Erfolg in Osteuropa führt 2018 zur Gründung der Tochtergesellschaft GIPO d.o.o. in Senj/Kroatien. Die steigende Nachfrage auch nach größeren Anlagen zwingt das Unternehmen zwischen 2019 und 2012 zu einer Erweiterung des Werksgeländes und zu einer grundlegenden Umstrukturierung der Werkshallen.
Umfangreiches Produktportfolio
Mit der Auslieferung der 1000. GIPO-Anlage wird 2021 ein weiterer Meilenstein gesetzt, der von der nächstfolgenden Anlage fast noch übertroffen wird: Die 1001. Anlage wird der Agir Aggregat AG übergeben, die schon die allererste GIPO-Anlage überhaupt gekauft hatte. So ist das Schweizer Unternehmen innerhalb von 50 Jahren zu einem anerkannten Global-Player in der Herstellung von qualitativ hochwertigen Brech- und Siebanlagen geworden. Auch das Produktportfolio ist entsprechend gewachsen. Dazu zählt unter anderem mit Gipogreen eine kompakte, elektrisch angetriebene mobile Brecheranlage, die unter den heutigen Umweltanforderungen zunehmend an Interesse gewinnt. Gipowash umfasst verschiedene Nassaufbereitungs-Lösungen mit mobilen und semimobilen Aushub-Waschanlagen. Haldenbänder, spezielle Transportsysteme, stationäre Brech- und Siebanlagen sind weitere Eckpunkte eines umfangreichen Produktsortiments. GIPO hat zudem die Handelsvertretung für McCloskey übernommen und bietet somit auch ein komplettes Sortiment von mobilen und semimobilen Anlagen an. Ganz neu ist die Hyundai-Handelsvertretung – „um für unsere Kunden auch umfassende Lösungen für unterschiedliche Teilbereiche bereithalten zu können,“ wie CEO Kari Gasser unterstreicht.
Ganz wichtig sind für GIPO die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen: Was vor 50 Jahren mit einem Einmannbetrieb startete, ist zu einem Unternehmen mit 250 Beschäftigten gewachsen. Zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen in Kroatien sind es inzwischen 320 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gerade die verschiedenen Dienstleistungen spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Auch die Ausbildung wird nicht vergessen. Über elf verschiedene Ausbildungsgänge verteilt auf 20 Ausbildungsplätze werden angeboten.
Individuelle Lösungen
Hochwertige und robuste Anlagen für die Bau-, Bergbau- und Recyclingindustrie sind ohne Zweifel die Spezialität von GIPO. Wenn eine solche Anlage als „Ferrari unter den Steinbrechern“ oder im Bericht des Zentralschweizer Fernsehens als „Monstermaschine“ bezeichnet wird, dann zeugt das auch von einem gewissen Respekt, der dem Unternehmen entgegengebracht wird. Für Staunen sorgte 2003 der Bau der Gipokombi RC 170 FDR als weltweit größte raupenmobile Kombianlage mit Prallbrecher und Siebmaschine auf einem gemeinsamen Maschinenchassis. Nach über 56 000 Betriebsstunden weist die Anlage eine Verfügbarkeit von 99,5 % auf, und dies bei einem Durchsatz von bis zu 1100 t/h. Einsätze bei Temperaturen von über 50 °C wie in Dubai oder minus 50 °C beispielsweise in Russland sind keine Seltenheit und zeugen von der enormen Robustheit der Schweizer Präzisionsmaschinen. „Jede Anlage ist ein Unikat“, betont Kari Gasser in diesem Zusammenhang, und genau das ist die GIPO-Nische, in der gut 1 % Anteil am Gesamtmarkt erwirtschaftet wird. Als einziger Hersteller in der Schweiz werden diverse Komponenten wie Prallmühlen, Backenbrecher, Stahlplattenbänder und Förderbänder im Werk in Seedorf selbst gefertigt, was maximale Unabhängigkeit und Flexibilität bedeutet.
Der Rundgang anlässlich der wirklich gut besuchten Open Days zeigt ein mehr als gut organisiertes Unternehmen mit eigener Schlosserei, Abkanterei, Schweißroboter, CNC-Maschinen, Lackier- und Sandstrahlkabinen und vielem mehr. 4000 t Stahl werden hier jährlich verarbeitet sowie 42 t Schweißdraht und 52 000 kg Farben pro Jahr verbraucht. 50 bis 60 Anlagen verlassen nach einer Fertigungszeit zwischen 4 bis 6 Monaten pro Jahr das Werk, 100 könnten es sein.
Schweizer Präzision, Zuverlässigkeit und hohe Qualität – GIPO und Gisler verkörpern diese Werte erfolgreich und selbstbewusst seit 50 Jahren. Für die zukünftigen Herausforderungen sind das die wohl besten Grundlagen.
Autor:
Dipl.-Geogr. J. P. Steiner