Überdurchschnittliches Engagement pro Nachhaltigkeit­ gewürdigt

Nachhaltigkeit in beispielhaften Erscheinungsformen darzustellen und nachzuweisen, war Aufgabenstellung des aktuellen MIRO-Nachhaltigkeitswettbewerbes 2015/2016 der deutschen Gesteinsindustrie, der zum sechsten Mal ausgelobt wurde. Zur Auswahl standen neben den Nachhaltigkeits-Grundkategorien Umwelt, Soziales und Wirtschaft insgesamt sieben Unterkategorien, für die Bewerbungen abgegeben werden konnten. Alle Projekte sollten sich durch individuelle Besonderheiten vom bereits hohen Standard der verpflichtenden gesetzlichen Vorgaben für die Branche abheben. 15 Unternehmen reichten insgesamt 19 hochwertige Wettbewerbsbeiträge ein. Am 2. März 2016 wurden die Preisträger dieses nationalen Wettbewerbes im Rahmen einer festlichen Zeremonie im Kölner Schokoladenmuseum ausgezeichnet (Bild 1).

MIRO-Präsident Dr. Gerd Hagenguth erläuterte in seiner Begrüßung (Bild 2) den Zweck dieses besonderen Preises für soziales, ökologisches und wirtschaftliches Handeln im Einklang mit dem Nachhaltigkeitsprinzip in der Gesteinsindustrie: „Mit diesem nunmehr sechsten Wettbewerb wollen wir erneut gegenüber Politik, Behörden und einer breiten Öffentlichkeit zeigen, dass unsere traditionelle Branche höchst innovativ agiert. Wir schaffen Naturräume mit Artenreichtum, wo einst Kulturlandschaften Verarmung zur Folge hatten. Wir tragen durch vollständige Roh- und Reststoffverwertung der Ressourceneffizienz Rechnung. Wir bieten sichere und familienfreundliche Arbeitsplätze in meist strukturschwachen Regionen und unsere überwiegend mittelständischen Unternehmen investieren als Vertreter einer stationären Branche im Land, zahlen hier ihre Steuern und tragen maßgeblich zur industriellen Wertschöpfung bei. Stellvertretend für alle, die es für ihr nachhaltiges ­Handeln ebenso verdient hätten, hier genannt zu werden, ehren wir Unternehmen, die sich der Mühe unterzogen haben, die Bedeutung der Nachhaltigkeit in ihrer Arbeit über die normalen gesetzlichen Anforderungen hinaus mit ihrer Bewerbung zu dokumentieren.“

Die Projekte der Preisträger des aktuellen Wettbewerbes werden durch MIRO direkt für den vom europäischen Gesteinsverband UEPG ausgelobten „Sustainability Award 2016“ weitergereicht. Die Preisverleihung dafür wird am 16. November 2016 in Brüssel stattfinden. Wie bereits für den vorigen nationalen MIRO-Nachhaltigkeitswettbewerb wird auch für den aktuellen abgeschlossenen auf Veranlassung des Bundesverbandes Mineralische Rohstoffe eine Broschüre erstellt, in der alle eingereichten Projekte von 2015/2016 in Wort und Bild vorgestellt werden. Ab Mai 2016 wird die Printversion verfügbar sein. Sie kann unter angefordert werden, wird aber darüber hinaus auch als PDF-Version auf der MIRO-Downloadseite zur Verfügung stehen.

Preisträger und Projekte

Ökologie

Den ersten Preis in der Kategorie „Umwelt“ erhielt die LZR Lenz-Ziegler-Reifenscheid GmbH für das Projekt „Umwandlung von Obstkulturplantagen in ein Naturschutzgebiet durch Sand- und Kiesgewinnung“. Gewürdigt wurde vor allem das ambitionierte Ziel der Herstellung einer Auenlandschaft im Bereich ehemaliger, verödeter Obstplantagen. Die geplante Auenlandschaft soll zu wesentlichen Synergieeffekten in den Bereichen Hochwasser-, Gewässer- und Naturschutz führen. Zusätzlich integriert das Projekt Umweltbildungsmaßnahmen. Dieses Projekt stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass Rohstoffgewinnung und wirksamer Umweltschutz mit einer Aufwertung von Ökosystemen einhergehen und eine Win-win-Situation für alle Beteiligten schaffen kann.

Der zweite Preis in der gleichen Kategorie wurde der Zapfwerke GmbH & Co. KG für das Projekt: „Steigerung der Biodiversität durch Quarzsandgewinnung im Tagebau Kreuzstein“ zuerkannt. In der seit dem Jahr 2000 genutzten Sandgrube wurde ein spezielles Renaturierungsverfahren entwickelt. Die durch die Rohstoffgewinnung temporär beanspruchten Areale mit möglichst kleinen Betriebsablaufabschnitten werden zeitnah und mit Maßnahmen renaturiert, die weit über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. So konnten sich bereits nach nur 15 Jahren Sandgewinnung sämtliche Suksessionsstadien vom Rohboden bis zum Klimaxstadium „Wald“ ausbilden. Auf diese Weise ist eine einmalige Sukzession im Naturraum Sand gelungen. Aus einem einst artenarmen Kiefernwald entstand durch das Engagement des Unternehmens parallel zur Sandgewinnung ein Komplex mit bemerkenswert hoher Strukturvielfalt sowohl hinsichtlich der Lebensräume als auch der Lebensgemeinschaften. Ein von Zapf initiiertes Monitoring belegt eindrucksvoll den Zuwachs an Biodiversität.

Soziales

Den ersten Preis in der Kategorie „Soziales – ­Unterkategorie lokale Partnerschaft“ verdiente sich die Quarzwerke Frechen GmbH für das Projekt „NaSa-Forscher entdecken die Quarzwerke in Frechen“. Dieses soziale Dauer-Projekt für junge Natur- und Sandforscher führt Kinder spielerisch an die Themen der Sandgewinnung und -nutzung im engen Zusammenspiel mit einem dabei vorbildlich umgesetzten Natur-, Umwelt- und Artenschutz heran. Am regelmäßigen kostenlosen Angebot für Grundschulklassen partizipieren ebenfalls Flüchtlingskinder sowie Kinder mit geistiger Behinderung. Neben der spielerischen Wissensvermittlung wird den NaSa-Forschern in Sonderaktionen zudem handwerkliches Können vermittelt. Unterstützt wird das Projekt von Partnern wie dem NABU, insbesondere der Naturschutzjugend und dem Köln PUB (einem Verein für Publikum und Biotechnologie).

Den zweiten Platz sicherte sich das Projekt: „Feriencamps in freier Natur“ der Röhrig Granit GmbH. Dabei werden alle zwei Jahre Kinder im Alter zwischen 8 und 13 Jahren für eine Woche in der Ferienzeit betreut, verpflegt und lernen dabei den Lebens- und Wirtschaftsraum Steinbruch aus nächster Nähe kennen. Die in der Region sehr beliebten Camp-Angebote stehen jeweils unter einem Motto – 2016 wird es „Mittelalter“ lauten. Angelehnt an dieses Generalthema wird das „Lernen“ mit „Handwerklichkeit“ und „Spaß“ verknüpft. Neben Mitarbeitern der Firma arbeiten im Betreuungsteam auch regelmäßig Mitarbeiter von Hessen Forst, NABU, Pädagogen, Mineralogen und Archäologen mit.

Wirtschaft

Da sich die Teilnehmer in der Wettbewerbskategorie Wirtschaft mit ihren Projekten in zwei unterschiedlichen Unterkategorien beworben hatten, konnte die Jury in diesem Segment diesmal gleich zwei erste Plätze vergeben.

Der erste Preis in der Kategorie: „Mehrwert für die Gesellschaft“ ging an das Aquasolardorf Kalkar der Maas-Roeloffs GmbH & Co. KG. Mit einem schwimmenden Plusenergiegebäude hat das Unternehmen einen eindrucksvollen Beitrag zur nachhaltigen Nutzung für Gewässer nach ihrer Auskiesung eingereicht. Das Haus, das unter anderem den Baggersee als Energie­quelle nutzt, steht derzeit als Pilotvorhaben für Forschungs- und Tagungszwecke zur Verfügung, bevor mittelfristig auf dem Wasser und am Ufer bei Null-Energie-Fremdeinspeisung ein komplettes Aquasolardorf entstehen soll.

In der Kategorie „Beste Technik/Produktinnovationen“ sicherte sich die Hermann Trollius GmbH den Spitzenplatz. Das Unternehmen hat bei der Nutzung von bisherigen Produktionsrückständen unkonventionelle Wege eingeschlagen. Über viele Jahre wurden die Waschsuspensionen aus der Kalkstein- und Dolomitaufbereitung in Absetzteichen verspült. Auf der Suche nach einer technischen Möglichkeit zur sinnvollen Rückgewinnung und Nutzung der abgelagerten Feinstsedimente wurde Hermann Trollius nicht fündig und wurde so selbst zum Erfinder. Interdisziplinär bündelte er Wissen aus Landwirtschaft, Klärtechnik, Baumaschinenherstellung und Pumpentechnologie und verknüpfte es gemeinsam mit einem Baumaschinenhersteller zu einer innovativen Lösung. Das mit der bislang einzigartigen Technik abgepumpte Feinstgut wird nun seit kurzem unter dem Namen „Dolomin“ zur Geruchsbindung von Gülle genutzt und ist zusammen mit dieser als neues, wertvolles Düngemittel bei Landwirten beliebt. Neben seiner Wirtschaftlichkeit überzeugt das Projekt durch seinen effizienten Ansatz, einmal gewonnene Rohstoffe zu 100 % zu verwerten.


Sonderpreise in den Kategorien Biodiversität und Öffentlichkeitsarbeit

Für besonders beachtliche Leistungen, die schwer zu kategorisieren aber dennoch unbedingt preiswürdig waren, vergab die Jury zusätzlich drei Sonderpreise.

Mit einem Sonderpreis wurde ein weiteres Projekt der Röhrig Granit GmbH gewürdigt, das die Biodiversität in den Mittelpunkt stellt – bzw. deren Nachweis. Das Unternehmen installierte dafür ein regelmäßiges und langfristiges Monitoring von Indikatorarten durch Fachleute des Naturschutzes im Lebensraum Steinbruch. Die Bestände an Vögeln, Fledermäusen, Amphibien und Reptilien sowie von ausgewählten Insektengruppen werden dabei zum Teil seit rund 15 Jahren mit Hilfe von externem Sachverstand erfasst. Die Monitoring-Vereinbarung zwischen Röhrig Granit mit der staatlichen Vogelschutzwarte war die erste ihrer Art in der Gesteinsindustrie. Der mutige Ansatz fand nach anfänglichem Misstrauen in der Branche mittlerweile einige Nachahmer. Mittlerweile hat sich in der Praxis bestätigt, dass sich aus diesem Vorgehen eine Win-win-Situation für Unternehmen und den Artenschutz ergibt.

Für ihren medienübergreifenden Ansatz von hochmodern-digital bis klassisch-printbasiert in der Kommunikation mit verschiedensten öffentlichen Interessen- und Altersgruppen, hat sich die HeidelbergCement AG den Sonderpreis für Öffentlichkeitsarbeit gesichert. Eine übersichtlich gestaltete und intelligent mit einem Youtube-Kanal vernetzte Homepage bietet bioökologische Informationen in Form von Bildern, Texten und Kurzfilmen. Dieser erfolgversprechende Weg, die Nachhaltigkeitsaspekte der Gewinnungs- und Nachnutzungsaktivitäten in den Gewinnungsstellen des Unternehmens für die Artenvielfalt offensiv darzustellen, wird darüber hinaus für andere Nutzerinteressen durch eine ansprechende Sachbuchserie zu verschiedenen Arten, durch eine Postkartenserie und weitere Informationsmaterialien flankiert.

Sonderpreis für gelebte Nachhaltigkeit

Bereits seit 112 Jahren gewinnt die Hoffmann Mineral GmbH Neuburger Kieselerde. Seit über 50 Jahren, also über Generationen hinweg, sorgt sie parallel für Rekultivierungen mit Vorzeigecharakter. Mehr als drei Jahrzehnte ist dabei die Expertise von Naturschützern eingebunden. Wander-Biotope sind zum festen Bestandteil der Planung geworden. Führungen für die interessierte Öffentlichkeit durch die Gruben wurden in den letzten Jahren um Angebote für Jugendliche, Kinder und Eltern sowie die Einrichtung eines Kieselerde-Erlebnispfades ergänzt. Die Mitarbeiter profitieren von einem breitem Aus- und Weiterbildungsangebot sowie von verschiedenen zusätzlichen Vergünstigungen und Unterstützungsmaßnahmen im Rahmen eines ergänzenden Tarifvertrages. Den Vorzeigecharakter bestätigen bereits verschiedene andere Preise, darunter das Gütesiegel „Amphibienfreundlicher Betrieb“, der Umweltpreis der Stadt Neuburg und der durch das Bayerische Umweltministerium verliehene „Grüne Engel“.

www.bv-miro.org

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