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bauma 2019: Baumaschinenbranche setzt auf digitale Lösungen

Am 26. Februar 2019 lud das German Resource Research Institute GERRI hochrangige Vertreter aus Politik, Forschung und Industrie zu einer Diskussionsrunde mit dem Thema “Circular Economy in Europa” in Brüssel ein. In dem vom deutschen Netzwerk für Ressourcenforschung organisierten Runden Tisch diskutierten die Experten Herausforderungen und mögliche Lösungen zur Etablierung einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft in Europa.


Für GERRI sind Rohstoffe und allen voran Metalle der Schlüssel für eine Vielzahl an High-Tech-Anwendungen und spielen daher eine zentrale Rolle für die Circular Economy. Um die Versorgung mit diesen Materialien und Elementen für die europäische Industrie zu sichern, fordert das Netzwerk die metallurgischen Kapazitäten innerhalb Europas zu stärken. „Die Metallurgie ist eine Schlüsseltechnologie für die meisten zukunftsorientierten Anwendungen. Wenn umfassende Aufbereitungskapazität in Europa vorhanden ist, ist die Metallurgie in der Lage, sich an verschiedene Inputströme anzupassen und alle Metalle zurückzugewinnen“, so Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Markus Reuter, Direktor des Helmholtz-Instituts Freiberg für Ressourcentechnologie und Koordinator des GERRI-Netzwerks. „Die Metallurgie ist wie ein lebender Organismus – sie ist flexibel, agil, robust und kann sich an neue Gegebenheiten der Gesellschaft der Zukunft anpassen.”


„Metalle gehören nicht nur zu den wertvollsten Bestandteilen der meisten Geräte oder Anwendungen, sie sind darüber hinaus verantwortlich für deren Funktion. Wenn Europa erfolgreich die Infrastruktur und regulatorische Basis schafft, um sie zurückzugewinnen, sind die Weichen gestellt, dass auch andere Materialien folgen werden“, ergänzte Prof. Dr. Rudolf Stauber, Geschäftsführender Leiter der Fraunhofer-Projektgruppe IWKS, Mitglied im GERRI-Netzwerk und Recyclingexperte. „Dies wird im Hinblick auf zukünftige Materialien sogar noch an Bedeutung gewinnen, da diese oft eine Kombination neuer Materialien oder Materialverbünde sind. Angefangen bei den Metallen kann Europa hier der Wegbereiter sein, um spezifische Recyclingkriterien zur direkten Rückgewinnung von Legierungen und effektiven Abtrennung von Metall-Kunststoffverbünden zu etablieren.”


Um dies zu realisieren, ist ein ganzheitlicher Ansatz nötig, waren sich alle Teilnehmer einig. Neben der Technologie, die oft bereits verfügbar oder in der Endphase der Entwicklung ist, sind neue Geschäftsmodelle und Strukturen erforderlich, um die Circular Economy in Europa Realität werden zu lassen. Nach Meinung der Experten sind demnach alle Stakeholder entlang des gesamten Produktlebenszyklus gefordert – von Designern, über Händler, Verbraucher bis hin zur Politik und nicht zuletzt der gesamten Gesellschaft.


„Solch ein drastischer Wandel braucht natürlich Zeit. Vor allem Metalle und Rohstoffe unterliegen hohen Preisschwankungen am Markt, was Investitionen risikoreich macht,” erklärte Reinhard Bütikofer, Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzender Europäische Grüne Partei. Gwenole Cozigou, Director for Industrial Transformation and Advanced Value Chains at DG GROW bei der Europäischen Kommission, ergänzte, dass nicht nur die Industrie allein diese Risiken tragen könne, sondern ebenfalls Unterstützung von öffentlicher Seite benötige.


Für Christian Hagelüken, Director EU Government Affairs bei Umicore, könnte die Elektromobilität ein Test und Vorbild für einen langfristigen Masterplan in Europa sein, da dazu neue Lieferketten und Recyclingketten aufgebaut werden müssen. Die Digitalisierung spielt laut Hagelüken ebenfalls eine große Rolle: Mit der Entwicklung digitaler Tools und Trackingsysteme für End-of-Life-Produkte und Materialien durch die gesamte Re-use- und Recyclingkette hinweg können Prozesse effizienter gestaltet und Verluste minimiert werden, schloss Hagelüken.


Als Schlussfolgerung brachte die Diskussion hervor, dass passende Technologien oft bereits vorhanden sind. Dennoch muss die metallurgische Infrastruktur gestärkt werden. Außerdem müssen neue Geschäftsmodelle und Marktstrukturen etabliert werden, was wiederum die Einbeziehung weiterer Stakeholder in die Diskussion erfordert. GERRI nimmt sich dieser Herausforderung an und wird weiterhin das Bewusstsein in Politik und Industrie zur Erarbeitung eines Masterplans für die Circular Economy der Metalle schärfen. So kann die Versorgung der Wirtschaft in Europa und der Erhalt des Know-hows im Bereich Rohstoffe langfristig in Europa gesichert werden.


Die Teilnehmer im Panel des Roundtables:

• Charlotte Geerdink (Moderatorin, Charly Speaks)

• Andreas Nolte (Director Integrated Management Systems, Public Recycling Af-fairs, Aurubis AG)

• Dr. Hans-Jürgen Wachter (Board Member EIT Raw Materials & Executive Vice President Technology & Scouting, Heraeus Deutschland GmbH & Co KG)

• Dr. Christian Hagelüken (Die vergleichsweise hohe Zahl an Messeneuheiten in diesem Bereich zeigt: Die Digitalisierung ist das Top-Thema der bauma 2019. Die Baumaschinenbranche macht sich daran, die Möglichkeiten der Digitalisierung für sich zu erschließen und digitale Lösungen zu standardisieren. Wie weit die Branche schon ist, zeigt die bauma, die weltweit führende Messe für Baumaschinen, Baustoffmaschinen, Bergbaumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräte, vom 8. bis 14. April 2019 auf dem Münchner Messegelände.


Digitales Maschinenmanagement und Telematiklösungen sind offenbar auf dem Weg, der neue Standard der Baubranche zu werden. Die auf der bauma von zahlreichen Herstellern aus unterschiedlichsten Produktsegmenten präsentierten Sensoren und Programme geben Antworten auf Fragen wie: Wo befindet sich die Maschine? Wie viele Betriebsstunden hat sie geleistet? Liegen Störungscodes vor? Wann sind wieder Wartungs- und Servicemaßnahmen erforderlich?


Sensor macht bestehende Geräte smart

Dass „analoge“ Geräte schon für nicht mal 20 € „smart“ werden können, zeigt das Waiblinger Unternehmen Stihl. Zentrales Element ist dabei der Stihl Smart Connector – ein Sensor mit einem Durchmesser von knapp 5 cm, der auf den Maschinen montiert wird. Er erfasst die Betriebsstunden und übermittelt diese via Smartphone oder Tablet des Anwenders an eine Cloud als zentralen Datenspeicher. Auf Wunsch wird dabei auch die Geo-Position übertragen. Den Anwendern werden die Daten dann zur Auswertung bereitgestellt. Dadurch können sie ihren Gerätepark exakt koordinieren, die täglichen Arbeitsabläufe optimieren und Ausfallzeiten minimieren. Zudem informiert das System frühzeitig über anstehende Gerätewartungen.


Smartphone-App erklärt Diagnosecodes von Kranen

Manchmal kann auch schon eine Smartphone-App den Nutzern das Arbeitsleben erleichtern. So zum Beispiel bei Manitowoc. Der Kranhersteller aus Milwaukee/USA hat eine kostenlose App entwickelt, die dem Kranführer hilft, die vom bordinternen Steuerungssystem generierten, im Hauptdisplay der Krankanzel erscheinenden Diagnosecodes zu interpretieren. Statt wie bisher auf besonders geschultes technisches Personal mit Spezialausrüstung zu warten, Vor- und Nachname können die Kranbesitzer auf Basis dieser Informationen direkt mit der Behebung des Problems beginnen, was die Betriebszeit steigert.


Mietmaschinen schnell und strukturiert prüfen

An die Vermietunternehmen der Baubranche wendet sich die App klickcheck der Zeppelin Lab GmbH aus Berlin/Deutschland. Einfach in der Handhabung sammelt sie alle Dokumente, die bei der Geräteübergabe benötigt werden, in der Cloud. Die Maschinen werden über einen QR-Code identifiziert und mithilfe individueller Checklisten am Smartphone überprüft. Dabei können Nutzer und Vermieter Schäden und Mängel per Fotos und Texten digital dokumentieren. In einer Übersicht des Fuhrparks sehen die Vermieter zudem sofort, welche Maschinen verfügbar und welche vermietet oder in der Wartung sind.


Digitale Helfer bei Schalungen

Bei den Schalungstechnikspezialisten gehören digitale Planungshilfen schon seit längerem zum Repertoire. Verbesserungen sind aber immer möglich. Beispielsweise präsentiert Planitec, ein Unternehmen der Paschal-Gruppe (Steinach/Deutschland), die nächste, schon zwölfte Version seiner vollautomatischen Planungssoftware Paschal-Plan light. Mit diesem Tool ist auch eine Materialdisposition möglich. Eine neue Schnittstelle erlaubt den Austausch aller relevanten Geometrie- und Schalungsinformationen mit BIMfähigen Programmen.


Der Mitbewerber Doka aus Amstetten/Österreich stellt auf der bauma ein digitales System vor, das den Vermesser und die Baustellenmannschaft beim schnellen und genauen Einrichten der Wandschalung von Selbstklettersystemen unterstützt. Bei DokaXact kommt eine Mess-Sensorik zum Einsatz, die an definierten Punkten der Schalung angebracht wird und drahtlos mit einer zentralen Recheneinheit kommuniziert. Bei der Kalkulation der erforderlichen Neigung der Schalungselemente wird die Ist-Lage der vorangegangenen Betonierabschnitte als Basis herangezogen. Die Sensorik hat eine Systemgenauigkeit von ± 2 mm. Mit dieser Lösung ist Doka einer der Nominierten für den bauma Innovationspreis 2019 in der Kategorie „Digitale Systeme“.


Sensorgestützte Personenerkennung bei Radladern

Die Liebherr-International AG kommt unter vielem anderem mit einem Gesamtpaket von intelligenten Assistenzsystemen für die XPower-Großradlader auf das Münchener Messegelände. Dazu gehört eine neue aktive Personenerkennung heckseitig. Sie unterscheidet mit Hilfe von Sensoren selbstständig zwischen Menschen und statischen Objekten. Bei Personen im Gefahrenbereich warnt das System auf größere Entfernung als bei Wänden oder Säulen. Das trägt dazu bei, unnötige Warnsignale zu vermeiden, was die Belastung für den Maschinenführer reduziert.




www.bauma.de

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