Fahrbereit auf öffentlichem Grund

Kommen in Zukunft Pkw-, Lkw-, Rad- oder Motorradfahrern auf Deutschlands öffentlichen Straßen Cat Dumper 725C oder 730C entgegen, dann haben sich die schweren Baumaschinen nicht verfahren. Sie haben weder eine Ausfahrt verpasst, noch sind sie falsch abgebogen auf dem Weg zu ihren eigentlichen Einsatzorten: Steinbrüche, Sand- oder Kiesgruben sowie große Erdbaustellen, wo sie den Rohstoff- oder Materialtransport übernehmen. Die knickgelenkten Dumper liefert Zeppelin ab sofort mit einer Straßenzulassung aus, wenn Kunden diese als Extra mitbestellen (Bild 1).

Das Pilotprojekt realisierte Florian Halama, Zeppelin Produktmanager für Großgeräte, zusammen mit dem Service-Team der Niederlassung Achim bei Bremen an einem Cat 730C. Bevor der TÜV seinen Segen dafür gab, mussten verschiedene Maschinentests absolviert werden – geprüft wurden der Bremsweg bei Tempo von 30, 40 oder 50 km/h sowie die jeweilige Akustik bei den verschiedenen Geschwindigkeiten.

„Immer wieder kam in Gesprächen mit unserem Vertrieb das Thema auf, dass Unternehmen aufgrund der Lage ihrer Abbaustätten Dumper gerne auf öffentlichen Straßen bewegen wollen, um die Geräte an verschiedenen Standorten einsetzen zu können und sie besser auszulasten. Doch bislang konnten wir keinen Dumper mit Straßenzulassung anbieten“, so Halama. Das bedeutete, den Betrieben blieb nichts anders übrig, als die Maschinen auf Achse per Tieflader zu befördern oder in ein zusätzliches Gerät zu investieren. Manche bemühten sich um eine Ausnahmegenehmigung bei den Behörden vor Ort, was häufig ein umständliches und langwieriges – und in der Regel auch aussichtsloses – Verfahren nach sich zog.

Für die Straßenzulassung sind die Dumper mit einem entsprechenden Kabelbaum nachzurüsten, der komplett neu gelegt werden muss. Doch nicht nur Neumaschinen kann Zeppelin für den Straßenverkehr ausrüsten, sondern auch Bestandsgeräte, die bereits im Einsatz sind. Allerdings müssen es Dumper der C-Serie sein. Vorgesehen für eine Straßenzulassung hat Zeppelin die beiden Modelle 725C und 730C. 

Ziemlich aufwändig war das Prozedere, einen Pilot-Dumper 730C so anzupassen, dass der TÜV ihm eine Straßenzulassung erteilte. Was sich nach wenig anhört, hat es in sich: So musste zwar keine neue CE-Zertifizierung beantragt werden, weil die Maschine nicht wesentlich verändert wurde im Sinne der Maschinenrichtlinie. Doch um die Abnahme für den TÜV zu bekommen, musste ein neuer Schalter in der Fahrerkabine verbaut werden, der für die Totschaltung der Mulde sorgt. Den Schalter muss der Fahrer sofort umlegen, sobald er mit seinem Arbeitsgerät das Betriebsgelände verlässt und öffentlichen Grund betritt. Der Schalter sperrt die Ansteuerung der Mulde. Das soll verhindern, dass sie nach oben klappt, wenn der Fahrer während der Fahrt aus Versehen gegen den Hebel kommt. Aufgrund ihrer Achslasten dürfen die Baumaschinen ohnehin nur Leerfahrten auf öffentlichen Straßen durchführen. Ist der neue Schalter betätigt, wechselt die normale Arbeits- auf Beleuchtung für den Straßenverkehr. Dafür musste die komplette Lichtanlage umgebaut werden, um so die Baumaschine, die im Fall des Cat 725C rund 23 t an Einsatzgewicht vorweist und im Fall des Cat 730C rund 24 t auf die Waage bringt, straßentauglich zu machen. Das Ergebnis: Das Heck wurden mit LEDs bestückt und die Rücklichter außen seitlich angebracht, damit auffahrende Pkw und Lkw sofort erkennen, wen sie da vor sich haben (Bild 2). Die Arbeitsscheinwerfer waren neu auszurichten. Schließlich sollen sie die anderen Verkehrsteilnehmer nicht blenden und so ablenken. 

Wenn Dumper-Reifen – ob als Standardversion vom Typ 23,5 R 25 oder in der breiten Ausführung 750/65/R25 mit öffentlichen Straßen in Kontakt kommen, sollten sie die Fahrbahn nicht verschmutzen. Deswegen gab es vier neue Kotflügel, die neu positioniert wurden, damit Dreck und Schmutz bei voller Fahrt nicht nach hinten fliegen. Was die Geschwindigkeit betrifft, mit denen die Knicklenker unterwegs sein dürfen, mussten sie von 65 auf 50 km/h gedrosselt werden. „Somit ist ausgeschlossen, dass sie auf Autobahnen fahren dürfen“, so Halama. 

Das einzige Hindernis könnte die Höhe von Brücken beziehungsweise Unterführungen sein. Die Grenze stellt hier der Auspuff, dar, der sich hinter der Fahrerkabine befindet, mit dem eine Gesamthöhe von 3,7 m erreicht wird. „Muldenerhöhungen, wie inzwischen im Schnitt jeder zweite Dumper in Deutschland aufweist, sind keine kritische Höhe, um die Dumper auf öffentlichen Straßen fahren zu lassen“, macht Halama klar. Sollten Pkw-, Lkw-, Rad- oder Motorradfahrern in Zukunft ein Dumper entgegenkommen, hat das also alles seine volle Berechtigung.

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