Energieeffizienz und Kosteneinsparung mit WEG
Außerdem stellte das Unternehmen den neuen Frequenzumrichter-Antrieb CFW500 (Bild 3) vor, der als robuste, flexible und intelligente Lösung Nennleistungen zwischen 0,18 kW und 22 kW abdeckt und sich flexibel bei einer Vielzahl industrieller Anwendungen, z.B. bei Zentrifugal- und Prozesspumpen, Lüftern, Kompressoren oder Förderbändern, einsetzen lässt. Die neuen Frequenzumrichter zeichnen sich durch ein robustes Plug-and-Play-Design aus und sind extrem anwenderfreundlich und einfach zu programmieren. Sie enthalten eine integrierte Mikro-SPS, die sich nach der IEC 61131-3 programmieren lässt und bereits vorprogrammierte Makros unter anderem für Positionierung, Zeitsteuerung und Beschleunigung enthält. Die Programmierung ist entweder am Gerät über das LCD-Display oder mit Hilfe eines Rechners möglich, wofür verschiedene Schnittstellen zur Verfügung stehen (RS232, USB, RS485). WEG stellt die WLP-Software zur Programmierung und Überwachung der Geräte kostenlos bereit. Die Frequenz-umrichter sind für einfache Montage und einfachen Betrieb konzipiert. Hier bietet WEG im Rahmen des Plug-and-Play-Konzepts 64 verschiedene Steckmodule an. Sie eignen sich für dezentrale Automatisierungsarchitekturen und lassen sich problemlos an alle gängigen Feldbuskonzepte anschließen, unter anderem Profibus-DP, DeviceNet und CANopen. Dank zusätzlicher Plug-in-Erweiterungsmodule ist auch eine individuelle Anpassung an kundenspezifische Anforderungen leicht möglich. Die Umrichter eignen sich für einen zuverlässigen Einsatz bei Umgebungstemperaturen bis 50 °C und zeichnen sich ebenfalls durch eine hohe Energieeffizienz und Zuverlässigkeit sowie eine lange Lebensdauer aus.
Während der Messe sprach Ulrike Mehl, Redakteurin der AT INTERNATIONAL, mit Andreas Schulte Mesum, Verkaufsleiter bei WEG Germany (Bild 4), über die Entwicklung des Unternehmens zu einem global agierenden Unternehmen.
Andreas Schulte Mesum: WEG führt im Süden von Brasilien eines der größten Elektromotorenwerke weltweit – auf einer Fläche von 868 000 m². Dort werden aber nicht nur die Normmotoren hergestellt (Bild 5), sondern die Produktion umfasst auch eigene Gießereien (Bild 6), Fabriken zur Herstellung von Elektrodrähten und eine Fabrik zur Herstellung von Pulver- und Flüssiglacken. Nicht zu vergessen der nachgeforstete Pinien- und Eukalyptuswald mit einer Fläche von 75 km², um die Herstellung von Verpackungsmaterial sicherzustellen.
Im Grunde ist das Unternehmen relativ autark. Als die Firma 1961 in Brasilien gegründet wurde, gab es genügend Arbeitskräfte, aber kaum Infrastruktur, und so war das eine aus der Not geborene und gleichzeitig natürliche Entwicklung. Auch heute wird zwar Rohmaterial eingekauft, wie z.B. Lager, verschiedene Stahlkomponenten oder auch Roh-Kupfer. Aber wir recyceln unser Rohmaterial auch in Eigenregie. Die Stanzabfälle, die z.B. bei der Verarbeitung vom Elektroblech anfallen und etwa 40 % ausmachen, werden direkt wieder in den Produktionskreislauf zurückgeführt. Sie werden gepresst und eingeschmolzen, und anschließend entstehen unter anderem aus diesem Elektroblechschrott die Graugussgehäuse für unsere Elektromotoren (Bild 7). So können wir flexibel auf den Bedarf reagieren und gleichzeitig effizient und zugleich nachhaltig agieren.
WEG ist ein sehr vertikalisiertes Unternehmen, das immer noch privat als Familienunternehmen geführt wird. Einer der Gründer, Werner Ricardo Voigt, geht immer noch durch die Fertigung in Brasilien. Er ist inzwischen 82 Jahre, aber er lebt mit dem Unternehmen, das insgesamt durch flache Hierarchien und ein sehr partnerschaftliches Miteinander geprägt ist.
Andreas Schulte Mesum: Im Bereich Mining und Minerals arbeiten wir in erster Linie mit den großen Anlagenbauern, wie z.B. Metso, Sandvik, Loesche, Polysius, FLSmidth oder auch Outotec, zusammen. Letztendlich sind wir ja auch noch ein relativ junges Unternehmen. WEG existiert zwar schon seit 50 Jahren, aber weltweit sind wir erst seit den 1990er Jahren mit der Gründung von Niederlassungen in den USA, Asien und in Europa aktiv geworden. 1995 wurde z.B. in Deutschland die WEG Germany GmbH in Kerpen bei Köln gegründet, wo sich mit über 60 000 Motoren eines der weltweit größten Motorenlager befindet. Ab 2004 wurden wir dann auch in China und Indien aktiv, und in Südafrika haben wir uns 2010 etabliert. Jedenfalls sind der Bekanntheitsgrad von WEG und die Akzeptanz von unseren Produkten eigentlich erst seit 2000 so richtig angestiegen (Bild 8).
Ansonsten ist Südamerika für uns als Markt im Miningbereich sehr interessant. Auch wenn es derzeit z.B. in Chile in der Kupfergewinnung ein wenig ruhiger wird. Aber wir können die dort erforderlichen Motoren in IEC- bzw. NEMA-Klassifikation liefern und erfüllen damit die erforderlichen Normen.
Mit Polysius haben wir für ein großes Projekt in Mexiko/Südamerika zusammengearbeitet. Gemeinsam mit Loesche bearbeiten wir aktuell drei Projekte in Brasilien. In Frankreich und Russland waren wir für ein Recyclingprojekt von Metso Lindemann aktiv. Mit Outotec zusammen haben wir eine Pelletieranlage in Indien realisiert. Afrika steht natürlich auch auf unserer Agenda. Dort haben wir für FLSmidth die Motoren für deren Aufträge in den Zementwerken geliefert. In einigen Fällen werden die Projekte komplett über WEG abgewickelt, was dann die Lieferung vom Frequenzumrichter bis hin zum großen Mühlenantrieb umfasst. Das heißt, teilweise vereinbaren wir auch Rahmenverträge für die Lieferung von Niederspannungsmotoren und größeren Komponenten bis hin zu den gesamten Transformatorensystemen.
Andreas Schulte Mesum: Innerhalb der Projektabwicklung ist inzwischen vor allem im Großmotorenbereich der After Sales Service ein wichtiger Part. Die Motoren werden weltweit ausgeliefert. Daher verfügen wir weltweit über Servicepartner, die unsere Produkte warten können, sofern wir dabei nicht auf Mitarbeiter aus den eigenen Werken zurückgreifen. Wir wollen Lösungen liefern, keine Probleme. Sollten Probleme auftauchen, müssen wir sie schnellst möglich lösen. Wir sind noch ein relativ junges Unternehmen und können uns in dieser Hinsicht keine Fehler erlauben.
Andreas Schulte Mesum: Forschung & Entwicklung hat einen großen Stellenwert in unserem Unternehmen. Es gibt entsprechende Abteilungen an unserem Hauptstandort in Brasilien. Dort trifft sich dann auch einmal im Jahr ein Komitee, um die Ausrichtung des Unternehmens zu besprechen und zu diskutieren, wohin sich das Unternehmen entwickeln soll. An diesen Treffen nehmen Spezialisten von verschiedenen Universitäten – USA, Portugal und Deutschland – teil. Schließlich wollen wir mit der Weiterentwicklung unserer Produkte immer auf dem neuesten Stand der Forschung sein, möglichst auch immer einen Schritt voraus. Aktuelles Beispiel dafür sind unsere Elektromotoren W22 Super Premium, die bereits die Vorschriften an die Energieeffizienzklasse IE4 erfüllen, obwohl diese noch nicht per Gesetz verabschiedet sind.
Forschung & Entwicklung geschieht jedenfalls zentral in Brasilien. Aber aufgrund der Geschichte des Unternehmens haben wir natürlich eine starke Affinität zu Deutschland. Die Berechnungsprogramme unserer Motoren wurden an der Universität in Hannover entwickelt und weiter vorangebracht. Bei der Entwicklung der Frequenzumrichter arbeiten wir mit der Universität in Wuppertal zusammen. Ansonsten erhalten wir von unseren Kunden ja auch Feedback, das ebenfalls in die Entwicklungsarbeit einfließt.
Andreas Schulte Mesum: WEG ist in der Tat seit ihrer Gründung enorm gewachsen und ein Stillstand ist nicht abzusehen. Dadurch haben wir natürlich einen entsprechend großen Personalbedarf. Allerdings ist es aus verschiedenen Gründen nicht ganz einfach, gute Mitarbeiter zu finden. Zum einen werden Elektroingenieure nicht überall ausgebildet, sodass es auch nicht so viele Absolventen gibt. Zum anderen ist unser Unternehmen noch nicht so bekannt und damit nicht so attraktiv, wie vergleichbare Unternehmen in der Branche. Und wer in der technischen Entwicklung (Bild 9) arbeiten will, muss in unsere Werke nach Brasilien, Indien oder nach China. Die Entwicklung findet eben nicht in Deutschland oder in Europa statt. Hier sind mehr der Vertrieb und die Projektabwicklung angesiedelt.
Bei der Suche nach Mitarbeitern werden schon auch Personalvermittlungen eingesetzt. Und letztendlich gelingt es uns auch immer, neue Mitarbeiter zu gewinnen, da wir ja auch ein interessantes Arbeitsfeld bieten.
Andreas Schulte Mesum: Im Verlauf der letzten 16 Jahre haben wir eine jährliche Wachstumsrate (CAGR) von gut 18 % erzielt, und wir erwarten auch für die nächsten Jahre ein weiteres beachtliches Wachstum. Bis 2020 wird ein Jahresumsatz von 20 Mrd. Real (R$) angestrebt, das sind knapp 10 Mrd. US$ bzw. etwa 7,5 Mrd. €. Im Moment liegen wir bei etwa 3 Mrd. €. Wachstum kostet viel Geld, man muss investieren. Aber WEG ist auf alle Fälle sehr finanzstark. Und als familiengeführtes Unternehmen sind die Entscheidungswege relativ kurz. Wenn Investitionen anstehen, setzt man sich im kleinen Kreis zusammen, trifft die Entscheidung, die dann auch zügig umgesetzt wird. Man kann sagen, das Unternehmen ist extrem reaktionsschnell und dadurch auch sehr effektiv. 2011 erzielten wir 56 % unseres Umsatzes in Brasilien und 44 % in anderen Regionen. Dabei macht der europäische Markt etwa 24 % der Gesamtexporte aus und wir erwarten, dass der Exportanteil weiter zunimmt.