550 Meter unter Null
Atemluftversorgungssysteme des Krefelder Unternehmens Hauser Umwelt-Service GmbH & Co. KG versehen seit mehr als 20 Jahren ihren Dienst in Fahrzeugen und Baumaschinen. Sie sind dabei oft in extremen Arbeitsbereichen im Einsatz – immer aber in Situationen, in denen die Fahrer von Fahrzeugen sicher vor schadstoffbelasteter Luft geschützt werden müssen. Außergewöhnliche Arbeitsorte, wie das esco-Steinsalzbergwerk in Bernburg, stellen hohe Ansprüche an die Schutzbelüftung.
Der lange Weg bis zum Rohsalzabbau
Mehr als 250 Millionen Jahre alt ist die Lagerstätte südöstlich von Magdeburg, deren Steinsalz wegen seiner reinweißen Farbe und seiner kristallinen Struktur als weltweit besonders hochwertig gilt (Bild 1). Sein Reinheitsgrad liegt bei durchschnittlich 99 % Natriumchlorid bei einer Mächtigkeit von ca. 115 m in mehr als 500 m Tiefe. Wasserundurchlässige Schichten schotten das Salzvorkommen hermetisch ab. Zur Rohsalzgewinnung wurden 1912 die Schächte Bernburg (Bild 2) und Gröna im Salzlandkreis geteuft (gebaut). Gröna dient bis heute zum Transport von Materialien und Bergleuten in das Untertage-Abbaugebiet.
Tief unter der Erde
Unzählige und zum Teil sehr lange Strecken (Bild 3), wenige Tore und vereinzelte Tankstationen für den Fahrbetrieb prägen das Gesicht der Untertagewelt. Ein Orientierungssystem fehlt: „Wer hier unten arbeitet, kennt seinen Weg, wer neu ist, lernt ihn in kurzer Zeit“, so kommentiert Volker Grzeschuchna die Frage nach dem Wohin. Alles, was sich hier unten maschinell bewegen lässt, steht unter seiner Obhut: Er ist in Bernburg Leiter der Maschinen- und Elektrotechnik unter Tage. Insgesamt 150 km umfasst das unterirdische Streckenlabyrinth. Eine Leitstation beobachtet als Auge dieser Parallelwelt alles, was sich 550 m unter Null tut.
Sicherheit für abgebaute Kammern – die Untertage-Verwertung
Das eigentliche Salzabbaugebiet ist von der Untertage-Verwertung durch Tore getrennt. „Diese Abschottung ist für die hohe Reinheit des Rohsalzes wichtig“, so Grzeschuchna. Die Wege hinter den Toren sind zugleich die Arbeitsstraßen der Untertage-Verwertung – und die Luft ist geprägt vom Ammoniak, der von den Bergbauversatzstoffen verursacht wird. Die Fahrzeuge befördern aber nicht nur Minerale, sondern auch Kraftstoff, Ersatzteile bis hin zum Sprengstoff. Sie sind das einzige Bindeglied der unterirdischen Versorgungskette. Zwei komplett ausgerüstete Reparatur- und Servicewerkstätten versorgen als Home-Base alles Fahrbare. Grzeschuchnas Reich nimmt spätestens hier gigantische Formen an: Auf einer Werkstattfläche von fast 8000 m² findet sich alles, was das Technikherz begehrt (Bild 4). Hier werden auch alle Fahrzeuge geprüft und für den täglichen Einsatz fit gemacht.
Trucks und Kipper im Einsatz
Mit Hauser Schutzbelüftung ausgestattete Trucks sind das Herzstück dieser Untertageverwertung: Dabei werden die abgebauten, kathedralartigen Kammern mit Reststoffen, wie Aushub, Bauschutt und anderen mineralischen Stoffen verfüllt. Die Befüllung der nicht mehr genutzten Kammern schafft, neben den bestehenden Salzpfeilern, eine zusätzliche Sicherheit vor größeren Absenkungen.
Die Trucks von MAN sind die neuen Herrscher im unterirdischen Tunnelsystem, das extra für ihre Bedürfnisse stellenweise spiegelglatt abgetragen worden ist (Bild 5). Nicht ohne Stolz schreibt hier die Maschinentechnik unter Tage Geschichte: Nie zuvor sind Lkw mit einem Tempo von 50 km/h so tief unter der Erde unterwegs gewesen.
Umbau der Fahrzeuge für den Untertageeinsatz
Die neueste Fahrzeugflotte ist in jeder Hinsicht kraftvoll: 360 PS stecken allein in jedem EURO-6-Truck – diese Leistung wiegt schwer und braucht Raum. Für den 550 m tiefen Abstieg in die Welt der Salzkristalle mussten sämtliche Fahrzeuge zunächst einen Rückbau über sich ergehen lassen. Der Auf- und Abbau der Trucks lag in den Händen von Gress + Zapp, eines erfahrenen Nutzfahrzeugunternehmens in Bernburg. Mehr als eine Woche dauerte allein der Abbau und das Verpacken. Die Fahrt der Lkw-Teile durch den Transportschacht war laut Müller ein zentimeter-genauer Balanceakt (Bild 6). Uwe Müller ist seit 1998 Betriebsleiter in der Bernburger Niederlassung und auch nach fast 20 Jahren im Dienst noch immer für Fahrzeugabenteuer zu begeistern.
Und diese Lieferung für das Salzbergwerk gehört zweifellos dazu: Acht Fahrzeuge hatte esco bei seinem Unternehmen bestellt, fünf davon sind schon seit 2014 unter Tage im Einsatz. „Die letzten drei“, so Uwe Müller, „wurden bis Ende 2015 zusammengebaut“. Neben dem einen EURO-5-Truck und den vier EURO-6-Trucks von MAN mit Fliegl-Abschiebekippaufbau gehören zum Auftrag von Gress + Zapp auch zwei MAN-TGS Dreiachser mit Absetzrollen (Containertransport) und ein 18 Tonnen-Lader mit einer Skylift-Hebearbeits-bühne. Florian Reiter, Vertriebsingenieur bei MAN Truck & Bus: „Die mit HydroDrive ausgestatteten Trucks überzeugen mit einer zusätzlich aktivierbaren Traktion auf der Vorderachse und einer Betriebshöhe von nur 3,35 m Höhe – und bringen bis zu 500 kg weniger auf die Waage als vergleichbare Allradfahrzeuge. Zusammen mit den 360 PS und einer zuverlässigen Kabinenschutzbelüftung genau das richtige Kraftpaket, das Untertage gebraucht wird.“
Montage unter extremen Bedingungen
Was Müller und Kollegen nach unten schickten, musste zuerst oben auf den Prüfstand, wurde umgebaut und dann wieder demontiert. „Die Teile der Trucks sind mit dem Lastenaufzug in der 550 m tiefen Schachtröhre nach unten befördert worden. Ein Tieflader nahm die Truckteile in Empfang, transportierte sie in die Werkstatt unter Tage, wo Fahrgestell, Fahrerkabine, Aufbauten und Antriebssysteme wieder montiert wurden (Bild 7). Da unten, das ist schon eine faszinierende, aber herausfordernde Parallelwelt“, so fasst Müller die Ausnahmeleistung der Teams unter und über Tage in seiner gewohnten, kurzen Art zusammen. „Das Schutzbelüftungssystem für die Fahrerkabinen ist von den Hauser-Leuten schon über Tage integriert worden. Wir haben abschließend die Verbindung mit dem elektrischen System des Fahrzeugs hergestellt. Das alles und die ersten Praxistests verliefen völlig problemlos“, schließt Uwe Müller seinen Technikreport ab (Bild 8).
Die Arbeitswege der MAN-Trucks führen durch niedrige Strecken und extreme Staubbelastungsbereiche, wie z.B. in der Nähe der Abbaustellen und der Untertage-Verwertung. Die Filtertechnologie muss den wechselnden Arbeitsbedingungen in 550 m Tiefe jederzeit gewachsen sein.
Die ALVA-Schutzbelüftung – Langanhaltender Staubschutz für den Fahrzeugführer
In den MAN-Fahrzeugen steckt ein für den Einsatzort optimiertes CoRRect air ALVA Schutzbelüftungssystem des Unternehmens Hauser Umwelt-Service. Es ist langlebig und bietet einen zuverlässigen Schutz gegen Staub und gasförmige Schadstoffe, welche die Gesundheit gefährden. Die Fahrzeuge und Transportwege unter Tage machen eine leistungsstarke Atemluftversorgung mit wirksamem Partikelschutz erforderlich.
Carsten Plänker, Betriebsleiter der Hauser Umwelt Service GmbH & Co. KG: „Die Produkte der CoRRect air-Familie sind seit mehr als 20 Jahren in extremen Arbeitsbereichen, wie stark staubhaltige Luft oder kontaminierte Böden, im Einsatz. Der zuverlässige Schutz gegen gesundheitsgefährdenden Staub und Ammoniak ist deshalb für die 4-stufige Filterung der CoRRect air kein Problem: Die Filterstufen von Zyklon über G4 bis zu H13 und nachgeschalteten HLAS Hochleistungsgasfilter schützen wirksam vor diesen gesundheitsbelastenden Stoffen. Grobe Feststoffe werden über den Zyklon ausgeschieden. Der nachfolgende Grobstaubfilter filtert den Staub aus der Luft. Durch den HEPA-Feinststaubfilter H13 mit einem mittleren Fraktionsabscheidegrad von 99,97 % werden auch kleinste, schädliche Restpartikel, so genannte lungengängige Stäube, aus der Umgebungsluft entfernt.“ Diese Schutzstufe basiert auf qualitativ anspruchsvollen, nassgelegten Glasfasermedien.
Ein 4-stufiges Gebläse garantiert die kontinuierliche Leistung der Anlage, die für eine Luftmenge von 20 bis 100 m³ pro Stunde ausgelegt ist. Die Schutzbelüftung CoRRect air ist nahezu wartungsfrei und entspricht vollumfänglich den in den esco-Arbeitsbereichen geltenden, hohen Anforderungen.
Die CoRRect air C84 Basis-Steuerung ist im Lieferumfang enthalten (Bild 9). Sie reguliert die Luftfördermenge in der Fahrerkabine. Die C84 Basis-Steuerung ist zugleich die optimale Druckkontrolle: Bei einem Druckspektrum von minimal 20 bis 300 Pascal kontrolliert sie die Filterleistung und meldet etwaige Abweichungen vom vorprogrammierten Druckwert. Das Filteraufnahmefach ist leicht zugänglich, und der Filterwechsel kann so vom Fahrer selbst ausgeführt werden. Die C84-Steuerung überwacht den Betrieb der Anlage, der nur mit eingelegten Filtern möglich ist. Akustische und optische Warnsignale helfen dem Fahrer, Abweichungen frühzeitig zu erkennen.
Wie alle Produkte der CoRRect air-Familie ist auch die CoRRect air Schutzbelüftung in den Untertage-Fahrzeugen für lange Standzeiten ausgelegt. Alle Anlagen wurden von den Hauser Spezialisten – zusammen mit den Servicemitarbeitern von Gress + Zapp – vor Ort installiert und entsprechend dem Einsatzbereich optimiert. Für die Fahrzeugführer der esco-Fahrzeuge sind die Hauser Schutzbelüftungssysteme heute der tägliche Garant für eine gesunde Atemluft in ihrem außergewöhnlichen Arbeitsumfeld.