Nachbergbau im Bildungsprogramm: THGA und VHS Bochum schließen gemeinsame Kooperation

Seit mehr als 200 Jahren ist die Stadtgeschichte Bochums untrennbar mit dem Bergbau verknüpft. Der Kohleabbau prägte die gesamte Region, ihre Umwelt und die Menschen. Seit der aktive Steinkohlenbergbau im Jahr 2018 offiziell beendet wurde, gehen die Identifikation mit der Vergangenheit aber auch das Wissen um den Rohstoffabbau jedoch immer mehr in der Gesellschaft verloren – dabei wird sein Einfluss noch langfristig sichtbar sein, sagt Prof. Dr. Tobias Rudolph von der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA): „Die Herausforderungen, die der Bergbau hinterlässt, beschäftigt noch viele nachfolgende Generationen. Der Nachbergbau ist damit eine wichtige Zukunftsaufgabe.“ Um das Wissen zu bewahren und weiterzugeben, hat die THGA nun eine besondere Kooperation mit der VHS Bochum geschlossen. Einige gemeinsame Kursangebote zu den Themen Nachbergbau, Strukturwandel und Geomonitoring sind im Programmbereich „Natur | Umwelt“ bereits konkret geplant.

Vertragsvereinbarung via Video-Konferenz (v.l.n.r.): VHS-Leiterin Helle Timmermann, THGA-Präsident Prof. Dr. Jürgen Kretschmann und Prof. Dr. Tobias Rudolph freuen sich auf gemeinsame Kursangebote zum Nachbergbau & Co
©THGA

Vertragsvereinbarung via Video-Konferenz (v.l.n.r.): VHS-Leiterin Helle Timmermann, THGA-Präsident Prof. Dr. Jürgen Kretschmann und Prof. Dr. Tobias Rudolph freuen sich auf gemeinsame Kursangebote zum Nachbergbau & Co
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Diesen Themen widmen sich die Expertinnen und Experten am Forschungszentrum Nachbergbau der THGA. „Wir untersuchen nicht nur die Herausforderungen, sondern auch die Chancen, die die Zeit nach dem Bergbau bietet“, erklärt Prof. Rudolph. Unsere Erkenntnisse wollen wir möglichst anschaulich und allgemeinverständlich an die Bochumerinnen und Bochumer weitergeben.“

Im kommenden VHS-Herbstsemester geht es los mit der Online-Veranstaltung „Einmal Bergbau, immer Bergbau – Zukunft Ruhrgebiet!“ (17.11.), die einen Überblick über Bergbau, Nachbergbau und die komplexen Zusammenhänge unter und über Tage vermittelt. Auch ist ein gemeinsamer Besuch im Deutschen Bergbau-Museum Bochum geplant: „Bochum von unten“ (02.12.) macht im Anschauungsbergwerk den Nachbergbau begreifbar.

In der Nachbergbau-Forschung kommen auch verstärkt Drohnen zum Einsatz, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im VHS-Kurs selbst ausprobieren können
©THGA

In der Nachbergbau-Forschung kommen auch verstärkt Drohnen zum Einsatz, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im VHS-Kurs selbst ausprobieren können
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Im Februar 2022 können sich die VHS-Teilnehmenden dann auf eine eigene Flugstunde freuen und sich dem Thema Geomonitoring widmen. Auf dem Campus der THGA bekommen sie die Möglichkeit, selbstständig kleine Drohnen zu steuern. „Solche Drohnen setzen auch wir ein, um Umweltveränderungen zu überwachen, die vom Bergbau verursacht sind“, erklärt Prof. Rudolph. Mithilfe der hochauflösenden Aufnahmen können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler z.B. Vegetationsdefekte oder Bodenbewegungen aus der Luft aufspüren. Im Mai 2022 ist an der VHS eine Fahrradtour auf den Spuren des Nachbergbaus durch das Bochumer Stadtgebiet geplant: vom alten Erbstollen im Ruhrtal über neugenutzte Zechengelände bis zur Einleitstelle für Grubenwasser.

„Die neue Kooperation zwischen der THGA und der VHS passt wunderbar und fügt sich sehr gut in das bestehende Programm des Fachbereichs „Natur | Umwelt“ und hier vor allem in den Schwerpunktbereich „Geologie“ ein“, freut sich Katja Holzmüller, Fachbereichsleiterin des Bereichs „Natur | Umwelt | Kunst | Kultur“ an der VHS. „Es ergänzt unser vielfältiges Exkursionsangebot um die Komponente des Nachbergbaus, die ja in unserer Region und vor allem in Bochum eine so wichtige Rolle spielt. Informationen aus erster Hand, lebendig vermittelt und direkt vor Ort – so macht Bildung Spaß!“

Das VHS-Programm des Herbstsemesters wird derzeit mit Hochdruck geplant. „Wir hoffen alle, dass es spätestens dann wieder mit voller Kraft und mit möglichst vielen Präsenz- und Outdoor-Veranstaltungen losgehen kann“, so Katja Holzmüller. Das Herbstsemesterprogramm erscheint am 10. August sowohl als gedrucktes Heft als auch online: www.vhs-bochum.de. Dann kann man sich dort oder auch telefonisch unter 0234-910-1555 bei der VHS zu allen Kursen und Veranstaltungen anmelden. Derzeit sind an der VHS nur Online-Veranstaltungen erlaubt. Einen Überblick über das aktuelle Angebot finden Sie ebenfalls auf www.vhs-bochum.de.

„Der Transfer von Wissenschaft in die Bürgergesellschaft ist eine der zentralen Aufgaben unserer Hochschule“, sagt THGA-Präsident Prof. Dr. Jürgen Kretschmann. „Daher freuen wir uns sehr über die Kooperation mit der VHS, die ihr Angebot seit jeher an eine bildungsinteressierte Öffentlichkeit richtet. Mit unseren Projekten zum Nachbergbau und zum Geomonitoring erweitern wir das bisherige Themenspektrum. Somit profitieren alle Beteiligten – und besonders die Bochumer Bürgerinnen und Bürger.“

www.thga.de

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