Baumaschinen- und Baustoffanlagenbranche fahren Achterbahn

Es könnte tatsächlich besser sein. Der Auftragseingang boomt. Doch Verzögerungen in der Lieferkette sowie Rohstoffmangel und steigende Materialpreise führen zu Lieferschwierigkeiten und Unsicherheiten in der Kalkulation. Noch kann die Branche die Verluste aus dem Jahr 2020 nicht kompensieren. Zusätzliche Aufgaben, bedingt durch die Klimaziele, erfordern politische Unterstützung.

Von Januar bis August des laufenden Jahres liegt der Branchenumsatz von Baumaschinen aus deutscher Produktion preisbereinigt um 14 % über dem Vorjahreszeitraum. Setzt sich dieser Trend bis zum Jahresende fort, erreicht die Branche fast das Niveau von 2019. Die Branche hat sich vom Schock des Pandemiejahres erholt. Sorgen machen den Baumaschinenherstellern die Zulieferer, die bestimmte Bauteile wie Halbleiter nicht ausliefern können.

Joachim Strobel, stellvertretender Vorstand beim VDMA Baumaschinen sagt dazu: „Es liegt nicht an uns. Wir könnten liefern, wenn die Bedingungen es erlaubten. Der Bedarf an Halbleitern ist riesig. Großunternehmen in der Elektronik- und Automobilindustrie werden, wenn überhaupt, zuerst bedient. Der Maschinenbau als mittelständisch geprägte Branche steht dagegen hintenan. Der fortwährende Mangel an Fachkräften verschärft die Situation.“

 

Es darf kein Kollateralschaden in der Baubranche entstehen

Nicht nur wirtschaftliche Themen treiben die Hersteller um. Politische und gesetzliche Vorgaben aufgrund der Klimaziele stellen sie vor zusätzliche Anforderungen. Die Branche fordert die Politik auf zu differenzieren und bereit zu sein für technologieoffene Konzepte. „Es kann nicht sein, dass wir im Zuge neuer Abgasrichtlinien als Kollateralschaden eines allgemeinen Verbots von Verbrennern in Kauf genommen werden. Der Dieselmotor für Baumaschinen, betrieben mit e-fuels, also synthetischen Kraftstoffen, ist ein umweltschonendes Modell, das sich bewähren kann. Andere alternative Antriebskonzepte erfordern eine Infrastruktur, die in den meisten unserer Anwendungsbereiche kaum realisierbar ist“, betont Franz-Josef Paus, Vorsitzender des Fachverbands.

 

Die Politik muss schneller handeln

Auch wenn die Baustoffanlagenbranche heterogener aufgestellt ist und in längeren Zyklen plant, kämpft sie im laufenden Jahr mit ähnlichen Schwierigkeiten in der Lieferkette. Zugleich sind auch hier die Auftragsbücher wieder sehr gut gefüllt. Der Kostendruck ist beim Anlagenbau besonders hoch. Lange Projektlaufzeiten mit unkontrollierbaren Rohstoffpreisen erschweren eine stabile Kalkulation. Das Freisetzen von CO2 im Herstellungsprozess von Baustoffen ist ein weiteres Problem, das es zu beseitigen gilt. Neue Verfahren gibt es bereits, die politischen Rahmenbedingungen dafür oft nicht.

Hier muss ebenso das Prinzip der Technologieoffenheit gelten, wie in allen Bereichen. Der Schlüssel für Innovation ist der offene Wettbewerb. „Wir sind immer bereit, uns mit den politisch Verantwortlichen über technische Zusammenhänge und Voraussetzungen auszutauschen. Wie können wir bestmöglich die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen? Diese Frage begleitet uns zukünftig. Dabei sollten wir immer das große Ganze im Blick haben“, erklärt Georg Baber, Vorsitzender der VDMA Fachabteilung Zement, Kalk und Gipsanlagen. Ein Beispiel ist die Kohlendioxidabscheidung in der Zementindustrie. „Klimaneutralität verlangt den flächendeckenden Einsatz neuer Prozesstechnologien, wie Carbon Capture Use/Storage. Die neue Bundesregierung muss schnell die notwendigen Infrastrukturen schaffen, um diesen Zukunftstechnologien zum Durchbruch zu verhelfen“, appelliert Christoph Reißfelder, Group Communication & Investor Relations bei der HeidelbergCement AG als Gast im VDMA.

bub.vdma.org

www.cece.eu

mic40.org

www.klimarunde-bau.de

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