Wenn Theorie und Praxis auseinandergehen
Treffen sich Baumaschinenfahrer verschiedener Betriebe, sprechen sie Klartext über ihre Arbeitsgeräte, deren Leistung, das Fahrverhalten und die Ergonomie. Wenn neue Maschinen auf den Markt kommen, ist der Gesprächsstoff dementsprechend groß. Gesprächsbedarf lieferte insbesondere die M-Serie der Radlader von Cat. Um zu erfahren, welche Erfahrungen der Entsorger Otto Dörner am Standort Wismar mit dem Cat 966M gemacht hat, ließen sich der Betriebsleiter der Kies und Betonwerk GmbH (KBR) Nils Meyer und sein Fahrer Norbert Sanftleben die Baumaschine im Einsatz vorführen.
Die Frage, die der Investitionsentscheidung des Rohstoffbetriebs in Roggenstorf vorausging: Reicht der 24-Tonnen-Lader aus, um die anstehenden Lade- und Transportaufgaben mit einer 4,5 m² großen Schaufel im Trockenabbau von Sand und Kies zu bewältigen? Denn eigentlich hätte das eine Nummer größere Modell mit 26 Tonnen die Anforderungen erfüllen müssen. Doch in der Gewinnungs- und Baumaschinenpraxis ist es wie im Leben: Theorie und Praxis gehen auseinander. „Anders formuliert: Radlader der neuen M-Serie erfüllen nicht nur die EU-Emissionsnormen der Stufe IV und bieten einen niedrigen Kraftstoffverbrauch, sondern auch gesteigerte Produktivität, weil Lastschaltgetriebe, Radstand und Schwingungsdämpfung im Vergleich zu den Vorgängermodellen der K-Serie noch einmal optimiert wurden. Das äußert sich dann eben in einer höheren Leistung, die der 966M erbringt“, macht Danilo Zentner, leitender Verkaufsrepräsentant der Zeppelin Niederlassung Rostock deutlich. Von Firmenchefin Kati Meyer und Betriebsleiter Nils Meyer erhielt er eine Woche nach der letzten NordBau den Auftrag, die Baumaschine zu liefern. Worauf die Leistung, Produktivität noch zurückzuführen ist: Die automatische Schaufelfüllfunktion. „Dieser standen wir anfangs etwas skeptisch gegenüber. Doch wenn wir mit dem Radlader an die Wand fahren, stellt das Cat Gerät andere Maschinen in den Schatten“, so der KBR-Betriebsleiter.
Die hohe Leistung zeigt sich auch im direkten Ansprechverhalten der Maschine, und dies macht sich unter anderem in der Wendigkeit bemerkbar. Darauf will der Radladerfahrer nicht mehr verzichten. Genauso wenig wie auf die beiden Joysticks – einer davon für die Lenkung und Getriebesteuerung, mit denen der Radlader bei ihm punkten konnte. Sie bringen eine wesentliche Erleichterung – der Umgang mit der Baumaschine ist deutlich ergonomischer geworden. Eine Pfreundt-Wägeeinrichtung ist ein Zusatzfeature, um das der Radlader aufgestockt wurde. KBR erschließt ein neues Abbaugebiet. Weil dann die Wegstrecke zur Waage zu lang wäre, soll der Radlader die Verwiegung des aufbereiteten Materials zu Straßenbaustoffe und Baustoffe für die Betonindustrie gleich mit übernehmen, wenn er eigene Lkw und Lkw der Kunden belädt.
KBR betreibt als mittelständischer Familienbetrieb in der zweiten Generation Sand- und Kiesgruben im Trocken- und Nassabbau im Landkreis Nordwestmecklenburg, zwischen Wismar und Lübeck, nahe an der Ostseeküste. Neben der Gewinnung des Rohstoffs in verschiedensten Fraktionen wird Transportbeton hergestellt. Bereits seit den 1970er-Jahren wurde durch die Zwischenbetriebliche Bauorganisation (ZBO) „Vorwärts“ der Kiesabbau in Roggenstorf vorgenommen. 1991 wurde das Kieswerk durch die ZBO verkauft. Das war der Startschuss für die heutige GmbH. Mit alter Technik und sieben Mitarbeitern wurde der Sprung ins kalte Wasser gewagt. Doch dabei konnte es nicht bleiben. Um den Qualitätsanforderungen in der Verarbeitung gerecht zu werden, standen im Lauf der Jahre enorme Investitionen an, wie in eine Fahrzeugwaage, die Siebtechnik, Transportbetonmischanlage und eben auch in einen neuen Cat Radlader. Auch die Anstrengungen hinsichtlich der Rekultivierung kosten Geld – so wurde der durch den Nassbau mit Schwimmbaggern ausgekieste sieben Hektar große Baggersee zu einem Biotop gestaltet. Die Bemühungen wurden 2006 mit dem Rekultivierungspreis von Mecklenburg-Vorpommern honoriert.