Symposium für Aufbereitungstechnik 2023
Einmal im Jahr treffen sich Aufbereitungsexperten im März in Freiberg – die Veranstaltung ist zu einer festen Größe geworden, an der nicht nur Experten aus dem universitären Bereich, sondern auch viele Fachleute aus der Industrie gerade auch aus dem Anlagenbau vortragen und teilnehmen. Der Vorabend der eintägigen Vortragsveranstaltung beginnt mit einem gemeinsamen Abendessen im Schankhaus 1863. Dabei können schon viele Ideen und Gedanken zum Thema Aufbereiten, Zerkleinern und Klassieren ausgetauscht und neue Kontakte geknüpft werden.
Vorträge fanden im städtischen Festsaal der Stadt Freiberg statt, wo schon Clara Schumann 1834 und 1836 Konzerte gab
© Dr. Petra Strunk
Die Teilnehmer des Symposiums wurden von Florian Festge, Haver & Boecker OHG und Vorsitzender des Freundes- und Förderkreises des Institutes für Aufbereitungstechnik und Recyclingsystemtechnik, und Prof. Dr. Holger Lieberwirth, Institut für Aufbereitungstechnik und Recyclingsystemtechnik, mit kurzen Übersichtsbeiträgen begrüßt.
Daraufhin folgte der Plenarvortrag von Dr. Simone Schulze, VDZ Technology gGmbH, zum Thema „Kalcinierte Tone aus Kies- und Sandlagerstätten für Zement“. Die Zementindustrie befindet sich derzeit in einem weitreichenden Transformationsprozess. Vor allem die CO2-Minderung steht dabei im Vordergrund. Ein Hebel ist u.a. die Reduzierung des Klinkerfaktors. Allerdings werden zukünftig Steinkohlenflugasche und Hüttensand nicht mehr in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen. Besonders der Einsatz von kalzinierten Tonen wird derzeit favorisiert. Jedoch steckt die großtechnische Produktion noch in den Anfängen. Gegenstand der derzeitigen Untersuchungen sind die Reaktionsfähigkeit von kalcinierten Tonen unterschiedlicher Rohstoffquellen.
„Technische Lösungen zur Abtrennung und Entwässerung toniger Bestandteile aus Aufbereitungswässern in Sand-/Kiestagebauen“ war das Thema des Vortrages von Ferdinand Doppstadt, LIG GmbH. Problem bei der Kiesaufbereitung ist die Behandlung des Prozesswassers, um dieses im Kreislauf fahren zu können. Verschiedene State-of-the art-Methoden zur Trennung Wasser/Sediment sowie zur Entwässerung des Sediments wurden vorgestellt und diskutiert.
„Herausforderungen und Fortschritte in der mineralogischen Analytik von tonmineralhaltigen Roh- und Reststoffen“ – diesem herausfordernden Thema widmete sich Dr. Reinhard Kleeberg vom Institut für Mineralogie an der TU Bergakademie Freiberg. Für die Analyse der Tonminerale wird seit über 100 Jahren die Röntgendiffraktometrie eingesetzt, da chemische Analysenmethoden nicht geeignet sind. Allerdings gibt es auch hier erschwerende Bedingungen, beispielsweise sind die Tonminerale strukturell eng miteinander verwandt und lassen sich so nur in bestimmten Details im Diffraktogramm unterscheiden oder die Tonminerale weisen Fehlordnungen auf, die den Informationsgehalt der Diffraktogramme reduzieren. Außerdem existiert kein genormtes Verfahren für die Probenvorbereitung und Messung. In diesem Vortrag wurde auf all diese Probleme eingegangen und realistische Modellierungen der Diffraktogramme für strukturell fehlgeordnete Tonminerale vorgestellt.
Auch der folgende Beitrag beschäftigte sich mit der Herstellung kalzinierter Tone als Klinkersubstitutionsmaterial. Das Thema „Tonkalcinierung – von der Forschung in die Praxis“ präsentierte Dr. Martin Reformat von der Loesche GmbH. Im Vordergrund der Forschung und Entwicklung der Loesche GmbH steht der Anspruch, ein energetisch als auch verfahrenstechnisch optimales Produkt herzustellen, wobei die verfahrenstechnischen Schritte Fördern, Vor- bzw. Zerkleinern, Brennen, Kühlen, Mahlen, Mischen und Verpacken näher beleuchtet wurden.
Die beiden folgenden Beiträge befassten sich mit dem Thema Recycling. In „Setzmaschinen im Betonrecycling, Anwendungen und Betriebserfahrungen“ diskutierte Thomas Neumann von allmineral Aufbereitungstechnik GmbH, die häufig angewendeten Aufbereitungsmethoden Zerkleinern, Klassieren und Sortieren und ging dann im Speziellen auf die Möglichkeiten und Anwendungen zur Sortierung von Betonabbruch oder Bauresten durch den Einsatz von luftgepulsten Setzmaschinen ein. Die Präsentation von Dr. Jan Lampke und Benjamin Gurra von der Haver Niagara GmbH zum Thema „Lets keep the planet blue – Praxisbeispiele aus dem Recycling von Schlacken, Stäuben und Schlämmen“ untersuchte die unterschiedliche Brechbarkeit der spröden Schlacken und der duktilen Metallpartikel zur stofflichen Trennung durch innovative Brech- und Siebtechnik. Ebenfalls wird die Agglomeration in der NE- und Eisenmetallurgie zur nachhaltigen Nutzung anfallender Stäube eingesetzt.
Die zunehmende Digitalisierung findet sich auch in der Aufbereitungstechnik wieder. „SMART. SAFE. SUSTAINABLE. – Wie digitale Produkte die mobile Aufbereitungstechnik verändern“, diesem spannenden Thema widmete sich Tobias Böckle von der Kleemann GmbH. Gerade beim Aufbereiten mineralischer Abfälle zu sekundären Rohstoffen sind steigender Dokumentationsaufwand, höhere Qualitätsansprüche und Sicherheitsanforderungen und andererseits ein Mangel an qualifizierten Fachkräften eine Herausforderung. Kleemann bietet seinen Kunden zahlreiche digitale Lösungen an, die die Anwender bei ihrer täglichen Arbeit unterstützen. Digital ging es weiter. Dr. Eric Fimbinger, Lehrstuhl Aufbereitung und Veredlung an der Montanuniversität Leoben, sowie Philipp Falkner von der Firma RM RUBBLE MASTER HMH GmbH stellten in „Digitale Systementwicklung in der Aufbereitungstechnik – Virtuelle Verhaltensanlayse am Fallbeispiel des RM Active Grid“ den zielführenden Einsatz numerischer Simulation zur erfolgreichen digitalen Systementwicklung in der modernen Aufbereitungstechnik vor. Automatisierung, hier im Bereich der Mahltechnik, ist auch das Stichwort des nächsten Beitrages von Moritz Pultke von BHS-Sonthofen GmbH: „Aufbau einer automatisierten Regelstrategie für Rotorprallmühlen“. Es wurde ein Konzept zur automatischen Detektion des aktuellen Mahlspalts und Quantifizierung der Hammerzustände präsentiert. Zur automatischen Analyse der Partikelgrößenverteilung kam ein CPA(Computerized Particle Analyzer)-Sensor der Firma Haver & Boecker zum Einsatz. Im Ergebnis dieser Untersuchungen konnten Regelkonzepte unterschiedlichen Komplexitätsgrades erstellt werden.
Im Anschluss folgten Themen aus der Praxis der mechanischen Aufbereitung. In „Schüttgutverfolgung und Prozessmodellierung eines kontinuierlichen Bandanlagensystems mit Misch- und Lagerplatz – Qualitätsmanagement des Gesamtsystems am Beispiel einer Steinkohlenmine in Kasachstan“ stellte Dr. Jörn Matschke von der Actemium BEA GmbH ein automatisiertes System für Kohlequalitätsmanagement vor. Das vorgegebene Ziel war es, einen Aschegehalt von 42 % im Produkt nicht zu überschreiten.
Die Präsentation „DEM-Simulation von Zerkleinerungsvorgängen in Sizern mit dem TAKRAF breakage Model“, vorgetragen von Dr. Marko Schmidt, TAKRAF GmbH, beschäftigte sich mit der neuen Produktlinie X-TREME CLASS SIZER sowie mit den DEM-Simulationen, um den Sizer für den jeweiligen Einsatzfall gezielt auslegen und auch unter schwierigen Bedingungen wirtschaftlich betreiben zu können.
Obwohl sowohl im Mining- als auch im Construction-Bereich die gleichen Aufbereitungsanlagen eingesetzt werden, unterscheiden sich die Anforderungen an die Maschinen erheblich. In dem Vortrag „Unterschiedliche Anforderungen an Aufbereitungsmaschinen in den Bereichen ‘Mining‘ und ‘Construction‘ am Beipsiel von Siebmaschinen“ von Andreas Kanter, Metso Outotec Germany GmbH, wurden die Erfordernisse in beiden Anwendungsbereichen an Siebmaschinen dargestellt und unterschiedliche Maschinenkonzepte daraus abgeleitet.
Der Beitrag „Energieeinsparung durch Trockenmahlung mittels Walzenmühlen“, präsentiert von Dr. Felix Heinicke von Köppern Aufbereitungstechnik GmbH, schloss das Vortragsprogramm ab. In diesem Beitrag wurden die energetischen Berechnungen und Auswirkungen des BONUS auf verschiedenen Mahlkreisläufe Zement sowie für Erzanwendungen betrachtet. Der Tag klang mit der Abendveranstaltung im Ratskeller Freiberg aus.