Sandvik Maschinen erfolgreich im Dauereinsatz
Im Jahr 2014 lieferte Sandvik die ersten drei Toro® LH514 Lader auf die Schachtanlage Konrad, um den untertägigen Materialtransport im Zuge des Umbaus des ehemaligen Erzbergwerks zu gewährleisten. Mittlerweile sind drei weitere Toro® Lader der neuen Generation LH515i, sowie drei Ankerbohrwagen des Typs DS311DE und DD311 bei der Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) beim Bau des ersten nach Atomrecht genehmigten Endlagers für schwach- und mittelradioaktive Abfälle im Dauereinsatz. Dort stellen sie unter anspruchsvollen logistischen Bedingungen eine reibungslose und termingerechte Projektabwicklung sicher. Anlässlich der bereits zehnjährigen Zusammenarbeit beim Umbau der Schachtanlage Konrad lohnt sich der Rückblick auf ein einzigartiges Projekt.
Nach der Genehmigung 2002 wurde 2008 mit dem Umbau der Schachtanlage Konrad im niedersächsischen Salzgitter zum Endlager für bis zu 303 000 m³ schwach- und mittelradioaktiver Abfälle begonnen. Im Jahr 2029 soll der Umbau abgeschlossen sein, so dass mit Beginn der 2030er Jahre die Inbetriebnahme beginnen kann. Während der bis etwa 2060 andauernden Einlagerung werden parallel weitere untertägige Einlagerungsstrecken aufgefahren.
Der Umbau des ehemaligen Eisenerzbergwerks ist aufwändig. So müssen etwa unter Tage die beiden Schächte qualifiziert sowie die Transport- und Einlagerungsstrecken in rund 850 m Tiefe neu aufgefahren und bergbautechnisch abgesichert werden. Im Weiteren ist es erforderlich, dass bestehende Transportstrecken parallel qualifiziert und teilweise aufgeweitet, andere wiederum stillgelegt und verfüllt werden. Hierbei kommen größtenteils spezielle Verfahrenstechniken zum Einsatz, die Tunnelbau und Bergbau verbinden.
Bei den gesamten Umbauarbeiten zu einem Endlager wird jedoch kein Material über die Schächte ausgebracht und das anfallende Abraummaterial unter Tage zwischen- oder eingelagert. Seit 2014 wird der logistisch anspruchsvolle untertätige Materialtransport unter anderem über Sandvik Lader organisiert, von denen drei Toro® LH514 Lader nunmehr bereits über eine Dekade im dreischichtigen Betrieb rund um die Uhr im Dauereinsatz sind, um Altstrecken zu räumen, neue Strecken aufzufahren und Material zu versetzen.
Expansion erwünscht: Modernisierung und Erweiterung des Sandvik-Maschinenparks
Im Jahr 2022, nach fast einem Jahrzehnt Dauereinsatz im Dreischichtbetrieb, erhielten die drei Toro® LH514 Lader ein umfassendes Motorenupgrade inklusive neuer Abgasnachbehandlung, um mit neuer Motorentechnologie optimierte Abgaswerte zu realisieren und somit den verschärften Arbeitsplatzgrenzwerten sowie Emissionsstandards gerecht zu werden. Damit wurden die Lader von Tier 3B auf Tier 4Final aufgerüstet. Infolgedessen konnte der Mindestwetterbedarf pro Maschine auf etwa ein Drittel des Ursprungswertes reduziert werden. Dies ermöglicht eine nachhaltige Nutzung der Lader, die trotz über 17 000 Betriebsstunden in sehr gutem Zustand sind, für viele weitere Jahre.
In einer öffentlichen Ausschreibung konnte sich Sandvik auch bei der geplanten Erweiterung der Maschinenflotte durchsetzen. 2022 wurden drei weitere Lader des Typs Toro® LH515i geliefert, die mit 15 t Ladekapazität über das größte Fassungsvermögen in ihrer Klasse verfügen.
Zusätzlich lieferte Sandvik im selben Jahr zwei Ankerbohrwagen des Typs DS311DE, die jeweils mit zwei Wechselbohreinrichtungen für unterschiedliche Ankerlängen (1800 mm und 2400 mm) und Ankertypen (Klebe- und Spreizhülsenanker) bestellt wurden. Die Maschinen können sowohl im elektrischen Netzbetrieb als auch im Dieselbetrieb eingesetzt werden, was der BGE in puncto Flexibilität und Unabhängigkeit vom Ausbaugrad des Stromversorgungsnetzes einen deutlichen Mehrwert gegenüber herkömmlichen Bohrgeräten bietet. Darüber hinaus verfügen die Ankerbohrwagen über eine Funkfernsteuerung für den Einsatz in schwer einsehbaren Arbeitsbereichen sowie eine Druckluftspülung inklusive Ausrüstung zum Anschluss an eine Staubabsauganlage. Der Streckenvortriebswagen DD311 ergänzte das Portfolio, um die Anforderungen des Kunden hinsichtlich der Verlängerungsbohrungen zu erfüllen und bis zu 24 m lange Hohlbohranker zu setzen.
Anfang 2023 wurden die neuen Lader und Ankerbohrwagen erfolgreich in Betrieb genommen. Um einen reibungslosen und sicheren Dauereinsatz der Maschinen zu gewährleisten, mussten erhebliche logistische wie auch organisatorische Herausforderungen gemeistert werden. Diese reichten von der detaillierten Transport- und Montageplanung der Maschinen unter Tage bis hin zu umfangreichen Personalschulungen, bei denen sich Sandvik als zuverlässiger und flexibler Partner der BGE bewährte.
Anpassung gefordert:
Montage unter Extrembedingungen
Die engen Dimensionen der Schächte und Förderkörbe bedeuteten, dass die Maschinenkomponenten strenge Maß- und Gewichtsbeschränkungen (maximal 7,5 t) erfüllen mussten. Besonders die nicht zerlegbaren Komponenten, wie Schaufeln und Kabinen, sowie der Transport der Maschinenrahmen auf der engen 5. Schachtsohle, erforderten eingehende CAD-Vorsimulationen.
Die Montage selbst erfolgte in einer stillgelegten Strecke, die nur in Grundzügen gewohnte Werkstattbedingungen bot. Es konnten maximal zwei Maschinen gleichzeitig positioniert werden, was eine präzise logistische Koordination der Komponenten und Baugruppen erforderte. Die langen Wege zur Ein- und Ausfahrt beschränkten die effektive Arbeitszeit auf etwa 5,5 Stunden pro Tag, was sich in einer deutlich längeren Montagedauer von 6 Wochen für einen Lader und 12 Wochen für einen Ankerbohrwagen widerspiegelte. Hohe Personalanforderungen, wie Bergbau-Gesundheitschecks und polizeiliche Führungszeugnisse, sowie die Abhängigkeit von der BGE für Material- und Personallogistik, erhöhten die Komplexität zusätzlich.
Insgesamt war die Montage unter diesen extremen Bedingungen eine anspruchsvolle Aufgabe, die hohe logistische Koordination, spezialisierte Fachkräfte und strikte Einhaltung der Sicherheits- und Arbeitszeitvorgaben erforderte. „Ohne die Flexibilität und Anpassungsbereitschaft der Sandvik Mitarbeiter und die Bereitschaft für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der BGE wäre das Projekt unter den besonderen Randbedingungen nicht umsetzbar gewesen,“ bewertet Dennis Neumann, Leiter Tagesbetrieb und Instandhaltung KON-BW.1/1, Projekt Errichtung Endlager Konrad BGE, die Zusammenarbeit im Rückblick.
Flexibilität gefragt: Schulungen des BGE-Personals
Die Schulungen der BGE-Mitarbeiter für den Betrieb und die Instandhaltung der neuen Maschinen waren ebenso anspruchsvoll. Der ursprünglich vorgesehene Schulungsumfang wurde auf dringende Empfehlung von Sandvik wesentlich erweitert. Dabei erforderte der dreischichtige Bergwerksbetrieb eine logistische Abstimmung, um alle Mitarbeitenden zu schulen.
Gleichzeitig stellten die auf den Maschinen eingesetzten und für den Kunden neuen Technologien, wie die computergestützten Steuerungs- und Überwachungssysteme der Lader oder das dreh-schlagende Bohrsystem der Ankerbohrwagen, höhere Anforderungen an das Know-how des Bedien- sowie Instandsetzungspersonals.
Insgesamt waren die Schulungen der neun Bediener- und neun Wartungsschichten (jeweils drei pro Maschinenart) daher deutlich umfangreicher und komplexer als ursprünglich geplant und nahmen mit ca. 2 Monaten in etwa die doppelte Zeit in Anspruch. Dies erforderte eine flexible Anpassung der Schulungsmaßnahmen und eine intensive Zusammenarbeit zwischen Sandvik und der BGE, um die Effektivität für einen sicheren und reibungslosen Einsatz der Maschinen zu gewährleisten.
Zuverlässigkeit garantiert:
Dauereinsatz für die nächsten Dekaden
Die zehnjährige Zusammenarbeit zwischen Sandvik und der BGE beim Umbau der Schachtanlage Konrad zum Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle ist ein herausragendes Beispiel für erfolgreiche Projektumsetzung unter extremen Bedingungen. Sandvik konnte sich durch hohe Zuverlässigkeit, Sicherheit und Leistungsfähigkeit seiner Maschinen sowie durch Flexibilität und intensiven Support in der Schulung und Logistik der BGE-Mitarbeiter als verlässlicher Partner beweisen.
„Mit der erfolgreichen Inbetriebnahme der neuen Lader und Ankerbohrwagen ist die BGE nun bestens gerüstet, um den anspruchsvollen Anforderungen des Endlagerprojekts Konrad gerecht zu werden und eine reibungslose und termingerechte Projektabwicklung sicherzustellen“, ist sich Eric Lüpfert, Vertriebsleiter für untertägiges Equipment Sandvik Mining and Rock Solutions, sicher.
Und noch etwas ist sicher: Die erfolgreiche Partnerschaft zwischen Sandvik und der BGE zeigt, wie durch Zusammenarbeit und Innovation selbst die anspruchsvollsten Projekte erfolgreich umgesetzt werden können.