Fairtrade Projekt

Gewinnung, Aufbereitung und Vermarktung von Tantal in Liberia

Große Mengen des weltweit geförderten Tantals stammen aus small scale mining Unternehmen – zum Teil aus illegalem Bergbau mit verheerenden Auswirkungen für Mensch und Natur in den ärmsten Ländern der Welt. Dieser Beitrag soll anhand eines Projektes zur Gewinnung, Aufbereitung und Vermarktung von Tantal aus einem Fair­trade-Projekt in Liberia zeigen, wie Fairtrade Mining funktionieren kann.

1 Einleitung

Liberia ist ein relativ kleiner Staat an der westafrikanischen Küste mit einer Größe von 111 369 km², was ungefähr der Fläche von Bayern zusammen mit Baden-Württemberg entspricht. Die Bevölkerung liegt bei 5,058 Mio. Einwohner (Stand 2020), was Liberia zu einem der am wenigsten dicht besiedelten Länder Westafrikas macht. Das heutige Liberia ist immer noch maßgeblich durch die beiden Bürgerkriege (1989 – 1997 und 1999 – 2003) sowie durch die Ebola Pandemie von 2014 – 2015, gezeichnet. Die Erholung von diesen Ereignissen dauert noch an. Dies macht sich u. a. durch eine sehr schlechte Infrastruktur bemerkbar.

 

Liberia war einer der ersten unabhängigen Staaten auf dem afrikanischen Kontinent, was es europäischen Ländern, wie z.B. Schweden und Deutschland, ermöglichte, nach Rohstoffen – insbesondere mineralischen Rohstoffen – zu suchen und dort Abbau zu betreiben. Prominente Beispiele dafür sind die Liberian-American-Swedish Mining Company (LAMCO) (aus Schweden und Amerika) und das Deutsch-Italienische Bergbauunternehmen Bong Mining Company, BMC, das seit den 1950er Jahren Eisenerz abbaute. Der Abbau wurde allerdings mit dem Beginn des Bürgerkrieges im Jahr 1989 gestoppt. Nach 2004 waren vor allem Eisenerze von internationalem Interesse, und Firmen wie z.B. Arcelor Mittal begannen mit dessen Abbau. Neben Eisenerz richtet sich das Interesse auch auf den Abbau von Gold und Diamanten. Darüber hinaus gibt es weitere mineralische Rohstoffe, die in den Fokus rücken, wie z. B. Tantalum.

 

Die meisten geologischen Daten stammen aus den 1960er und 1970er Jahren. Erst in jüngster Zeit – nach dem Bürgerkrieg – wurden die Explorations- und Bergbauaktivitäten wieder aufgenommen, und es wurden neuere Daten über die enormen Bodenschätze Liberias veröffentlicht. Neben den typischen Goldvorkommen sind in Liberia zahlreiche Eisenerzvorkommen bekannt. Eines der größten Vorkommen im Nimba-Gebirge ist nach dem Krieg wieder in Produktion und wird von Arcelor Mittal betrieben. Die alte Bong-Mine ist zwar fast erschöpft, wird aber von China Union betrieben. Das Putu-Gebiet im Südosten des Landes im Bezirk Grand Gedeh wurde vollständig untersucht und man ist im Grunde bereit, in die Bauphase einzutreten. Andere Fe-Lagerstätten werden noch untersucht. In letzter Zeit herrscht ein gewisser Diamantenrausch, da ein israelisches Unternehmen öffentlich bekannt gab, dass es in Liberia die größten Kimberlit-Röhren Afrikas zu finden glaubt. Neue Daten sollen das belegen.

 

Der Kleinbergbau (oder “artisanaler Bergbau“) hat vor allem für Gold und Diamanten eine große Bedeutung, da er oft die einzige Arbeitsmöglichkeit für die Bevölkerung darstellt. Das so gewonnene Gold wird dann meistens illegal aufgekauft, heimlich außer Landes gebracht und nach Asien zur weiteren Verarbeitung geschmuggelt.

 

Das Klima in Liberia ist tropisch, d.h. oft heiß und das ganze Jahr über feucht und besteht im Wesentlichen aus zwei Jahreszeiten: Eine Regenzeit von April/Mai bis Oktober und eine Trockenzeit von November bis März. Dabei wirkt sich der starke westafrikanische Monsun sehr auf das Leben und die Infrastruktur vor Ort aus. Seit dem Bürgerkrieg bemüht sich Liberia zwar um die Verbesserung seines maroden Straßennetzes. Nur etwa 40 % der Hauptstraßen des Landes sind asphaltiert. Ansonsten sind Lateritstraßen üblich, die während der Regenzeit stark zerfallen. Die Logistik und der Transport größerer Güter, z. B. in Containern, kann daher nur während der Trockenzeit erfolgen und muss weit im Voraus geplant werden.

 

2 UCP-ECT-Bergbauprojekt

Tantal wird hauptsächlich in der Elektrotechnik/Elektronik für die Herstellung von Mikrokondensatoren verwendet, und kommt überall dort zum Einsatz, wo Bauteile und Legierungen nicht mit der Umwelt reagieren sollen. Das betrifft Speziallegierungen für Turbinen genauso wie medizinische Implantate. Aufgrund des hohen spezifischen Gewichtes eignen sich die meisten Tantal-Minerale sehr gut für eine gravimetrische Anreicherung.

 

Tantal wird aus Pegmatiten und deren Erosionsprodukten (Sande und Kiese) in Maryland gewonnen. Die für UCP-ECT interessanten Explorations- und Bergbaulizenzen für Tantal befinden sich im Bezirk Maryland, direkt an der Grenze zur Elfenbeinküste. Die Entfernung zur Hauptstadt Monrovia beträgt ca. 750 km. Diese Lage macht es für illegale Händler attraktiv, über die grüne Grenze nach Côte d’Ivoire zu gelangen und Ta2O5-Konzentrat illegal zu exportieren.

 

Die Bergbaulizenz, um die es in dem vorliegenden Beitrag geht, liegt ca. 50 km nördlich von Harper (Küstenstadt) und etwa 20 km von der nächstgrößeren Stadt Pleebo entfernt. Von Harper über Pleebo kann das Lizenzgebiet über eine Teerstraße und im Folgenden über eine Lateritstraße erreicht werden. Die Lizenz wurde ehemals vom der Firma AEMIC erworben und ist nun an Up Cape Partnership Inc. übertragen worden. Es handelt sich um eine „Class B“ Lizenz, die es erlaubt, Kleinbergbau ohne Großgeräte durchzuführen.

 

2.1 Aufbau des Unternehmens

Obwohl das Projektteam versucht, alle Strukturen möglichst einfach, unkompliziert und transparent zu halten, sind insgesamt drei Unternehmen beteiligt. Die Gesetze und Finanzierungsverfahren in Liberia und Europa lassen ein einfacheres Modell nicht zu.

 

2.1.1 Up Cape Partnership Inc. (UCP) – Liberia

Partner sind: ECTerra (Aus) Pty Ltd, Winston Tubman und Alyoscha Niedinger

Registriert im Jahr 2020

UCP ist ausschließlich für alle Aktivitäten und Projekte in Liberia verantwortlich und wird auch für die Verschiffung und den Verkauf von Ta2O5-Konzentrat auf dem EU-Markt zuständig sein. UCP strebt die alleinige Kontrolle und das Eigentum an den Bergbaulizenzen an.

 2.1.2 ECTerra (Aus) Pty Ltd. – Australien

Gesellschafter sind: Christian Masurenko, Einar Roßmann und Mohamed Hamza

Registriert im Jahr 2008

ECTerra (Aus) Pty Ltd finanziert das liberianische Projekt und stellt darüber hinaus technisches und finanzielles Fachwissen bereitgestellt.

 

2.1.3 ECTerra GEO Consulting GBR – Deutschland

Partner sind: Christian Masurenko und Einar Roßmann

Eingetragen im Jahr 2021

ECTerra Geo Consulting GBR wurde zum Zweck des Projektmanagements des Fair Tantalum Projekts gegründet. ECT wird alle externen Berater verwalten und das technische Fachwissen für den Abbau und die Verschiffung bereitstellen. ECT wurde von EIT RawMaterials für die Projektleitung und das Management finanziert.

 

2.1.4 Weitere Partner

Das Konzept „verantwortlicher Kleinbergbau“ erfordert den Input von vielen Expertinnen und Experten und benötigt unbedingt nachhaltige Unterstützung. Diese Hilfe bekommt das Projekt durch weitere Partner, die bereits von Beginn an beteiligt sind.

 

Die EIT RawMaterials fördert das Projekt aus dem Booster Call 2021 finanziell und unterstützt es mit ihrem Netzwerk und Wissen. Minespider, ein junges Start-Up, welches ebenfalls von EIT gefördert wird, hilft dem Projekt durch das „blockchain in mining“ Modell, wodurch eine hohe Transparenz in Bezug auf die Lieferketten erzeugt wird. Daten werden digitalisiert und teilweise öffentlich bereit gestellt. Die Bruder Consult trägt Informationen und Ideen zum Aufbereitungsprozess bei, um die Arbeit zu erleichtern und sicherer zu machen, die Produktion schrittweise erhöhen zu können und die Qualitätsüberwachung zu verbessern. Und nicht zuletzt unterstützen die Dorfgemeinschaften Nyrwoken und Manolu, die direkt in das Projekt involviert sind, mit Arbeitskräften und Ideen zur sozialen Entwicklung der Dörfer.

 

2.2. Projektstart

2.2.1 Setup im Feld

Das Feld-Camp wird über einen 20-minütigen Fußmarsch auf einem Trampelpfad durch den dichten Regenwald erreicht. Es besteht aus einer Feldküche, in der von 3 Köchinnen auf traditionellen Feuerstellen für bis zu 60 Personen jeden Tag gekocht wird. Im kleinen Feldlabor werden die repräsentativen Proben jeder Tagesproduktion mit Hilfe einer mobilen Röntgeneinheit (Olympus Vanta) überprüft. Hier wird die Ta2O5 Qualität bestimmt. Ein lokaler Techniker wurde an dem Gerät ausgebildet und führt diese Untersuchungen durch (Bild 5). Zu einem späteren Zeitpunkt sollen noch ein Laborbrecher und eine Kugelmühle für die verbesserte Probenaufbereitung hinzukommen. Außerdem gibt es eine Umkleidehütte für die Arbeiter und kleine Lagerräume für Geräte und Material. Damit werden alle Aufgabenbereiche einer kleinen Firma von ausgewählten Experten auf diesen Gebieten abgedeckt.

 

2.2.2 Aufbereitung

Aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel sowie dem Ausbildungsstand der vorhandenen Arbeitskräfte, kommt zunächst nur eine Gewinnung und Aufbereitung zum Einsatz, die auf einfachste Hilfsmittel zurückgreift. Den einfachen Methoden kommt das hohe spezifische Gewicht und der fast 100 %ige Aufschluss des Tantalits, selbst bei gröberen Körnungen, entgegen.

 

In die Überlegung zur Anreicherung des Tantalites mussten folgende Randbedingungen mit einfließen:

Gewinnung und Aufbereitung findet in einem tropischen Gebiet mit fast nicht existenter In­frastruktur statt

Stromerzeugung erfolgt mit Dieselaggregat, da elektrische Energie nicht vorhanden ist

Wasserversorgung aus einem Bachlauf mittels Diesel-betriebener Pumpe

Ausrüstungen müssen transportabel, dem Abbau folgend konstruiert sein

Zu Beginn einfachste Technik möglichst im Eigenbau vor Ort

Nicht oder wenig ausgebildete Arbeitskräfte

Versuche zur Aufbereitung und laufenden Produktion mussten gleichzeitig beginnen, damit das Projekt für die Zukunft durch schnelle Konzentrat-Erstlieferungen finanziell abgesichert werden kann

Einbeziehung der umliegenden Bevölkerung in das Projekt

Komplizierte bürokratische Verhältnisse in Liberia

 

Das Rohmaterial kann oberflächennah aus Flusssedimenten gewonnen werden und wird anschließend mittels Wasserschlauch in einem halbierten Fass aufgelöst. Das aufgelöste Rohmaterial wird dann direkt auf eine ca. 10 m lange Rinne aufgegeben, die mit Miners Moss belegt ist. Bild 6 und Bild 7 zeigen die einfache Installation. Miners Moss ist ein schlingenartiger Kunststoffteppich, der häufig bei der Goldgewinnung im Kleinbergbau zur Anwendung kommt. Sehr grobe Partikel werden vorab händisch aussortiert.

Diese zu Beginn eingesetzte einfache Technik muss mit dem Kompromiss leben, dass das Kornband, welches auf der Rinne verarbeitet wird, sehr breit ist und das Ausbringen negativ beeinflusst. Tabelle 1 zeigt die bei den jetzigen Versuchen vor Ort angetroffene Rohmaterialverteilung und zwei typische Kornverteilungen der Konzentrate (Bild 8). Deutlich sichtbar ist, dass die Sedimente durch den Flusslauf schon weitestgehend entschlämmt worden sind. Die Kornverteilung der Konzentrate verläuft nahezu parallel zur Rohmaterialkurve ist aber feiner, was dem hohen spezifischen Gewicht des Tantalits geschuldet ist.

 

Einfache Rinnen (Bild 10) werden im Kleinbergbau besonders bei der Goldaufbereitung oft zur Vorkonzentrierung eingesetzt. Da Tantalit mit einer Dichte, je nach Mineralisation, zwischen 6,6 und 8,0 g/cm³ liegt und somit deutlich leichter als Gold ist, müssen die Rinnen anders konstruiert und auch anders betrieben werden.

 

Mit einer geriffelten PU-Rinne sowie auf einem historischen Einkehrherd (Bild 9 und Bild 10) wurden mit verschiedenen Wassermengen und Neigungswinkeln Tastversuche mit Kleinproben durchgeführt. Diese zeigen, dass glatte Rinnen aus Holz das Tantalit bis zu Korngrößen um die 45 µm gut anreichern können (Bild 11), jedoch gröbere, besonders runde, Partikel zum Rollen und damit zum Fehlaustrag neigen. Im mittleren Kornbereich bis ca. 0,5 … 1,0 mm Korngröße eignen sich geriffelte Rinnen besser.

 

Für Körnungen ca. > 2,0 mm sind Setzmaschinen besser geeignet als Rinnen und statische Herde. Dabei werden in Handsetztrögen runde Siebe unter Wasser rhythmisch auf und ab bewegt (Bild 12). Feinkorn ca. < 2 … 3 mm fällt dabei durch das Sieb und kann später auf die Rinnen mit aufgegeben werden. Auf dem Siebboden setzt sich das schwere Tantalit ab und kann zyklisch entleert werden.

 

Die Rinnen werden mit einer geringeren spezifischen Wassermenge je kg Aufgabe als bei der Goldgewinnung gefahren. Hier spielt die Erfahrung, die die Arbeiter im Laufe der Zeit erlangen werden, eine wichtige Rolle. Generell kann gesagt werden, dass bei gleicher Rohmaterialaufgabemenge die Rinnen gegenüber einer Goldanreicherung breiter, flacher geneigt und mit spezifisch weniger Wasser betrieben werden. Je nach Schwermineraliengehalt müssen die Miners Moss-Teppiche von Zeit zu Zeit in einem separaten Gefäß ausgewaschen werden. Das dabei entstehende Vorkonzentrat kann dann mit der Pfanne zum Endkonzentrat angereichert werden.

 

Das so erzeugte Konzentrat aus der jetzigen, sehr einfachen Rinnenkonstruktion ist sauber gewaschen und von hoher Qualität. Bild 13 zeigt ein typisches Konzentrat nach der Endanreicherung mit der Pfanne. Die gröberen Körner wurden vorab per Hand ausgelesen und später wieder zugeführt. Vor Ort werden die Konzentrate aus Rinne und nachfolgender Anreicherung mit der Pfanne unorthodox über dem offenen Feuer getrocknet (Bild 14).

 

Wie oben bereits beschrieben, verlieren die aktuell betriebenen Rinnen noch zu viel feine Tantalitpartikel, was in den Abgängen der Rinne nachgewiesen werden konnte. Auch die Bilder und Kornverteilungen zeigen, dass das jetzige System die feinen Tantalitpartikel nicht sicher gewinnen kann. Aus den bisherigen Erfahrungen durch Versuche und vor Ort wurde daher unter Beachtung der o.g. Randbedingungen ein Konzept zur einfachen effektiven Aufbereitung des Rohmaterials entwickelt.

 

Die Waschanlage (Bild 15) soll mit einer speziellen Rinne an die Gegebenheiten des Rohmaterials angepasst werden. Zunächst wird das bergfeuchte Rohmaterial auf einem schräg stehenden statischen Sieb vorabgesiebt, wobei die gröbsten Teile zuvor händisch aussortiert werden. Diese Absiebung wird allerdings ungenügend bzw. bei höherem feuchten Feinkornanteil unmöglich sein. Sie dient daher der Reduzierung der Menge, die zur Waschbox am Beginn der Rinne geht. Eine direkte Integrierung der Vorabsiebung in die Rinne ist angedacht. Der Siebdurchschlag ca. < 2 mm kann unter Umgehung der Waschbox direkt der Rinne aufgegeben werden. In die Waschbox wird genügend Wasser aufgegeben, sodass unter heftiger Bewegung die Körnung ca. < 2 mm auf die Waschrinne überläuft. Das gröbere Sediment wird bei 25 mm abgesiebt. Die dabei entstehende Fraktion ca. 2 …25 mm wird handgesetzt. Das Material > 25 mm gelangt auf einen Sortiertisch zur Handsortierung.

 

Die eigentliche Rinne besteht aus 3 Sektionen unterschiedlicher Breite. Diese Sektionen sind am Boden mit verschiedenen, der Korngröße angepassten Medien belegt, die das Schwergut zurückhalten. Sind die Medien genügend mit Schwermineralien beladen, werden sie ausgewaschen und das Vorkonzentrat mittels Pfanne zum Endkonzentrat sortiert. Nach den 3 Sektionen der Rinne gelangen die Berge in einen Absetzgraben, an dessen Anfang eine Fangbox für die groben Teile installiert ist. Der Überlauf aus dieser Box sedimentiert im sich anschließenden Absetzgraben. Spätere Untersuchungen werden zeigen, ob das Feinmaterial aus diesem Graben z. B. für die Herstellung von Ziegeln geeignet ist.

 

Die Konzentrate werden getrocknet, analysiert und für den Transport verpackt. Die Kapazität der Anlage wird durch die Fördermenge begrenzt, die von den Bergleuten mit einfachsten Mitteln erbracht werden kann. Die nächste Ausbaustufe soll dann aufbauend auf den Erfahrungen der jetzigen Gewinnung und Aufbereitung mehr mechanisiert und für größere Durchsatzmengen geplant werden.

 

2.2.3 Qualitätskontrolle und Transparenz der Lieferkette

Die Qualitätskontrolle findet täglich direkt am Abbau in einem kleinem Feldlabor statt. Mit Hilfe einer mobilen Röntgeneinheit (XRF Olympus Vanta) werden repräsentative Proben der Tagesproduktion nach erfolgreicher Trocknung für 30 Elemente getestet. Darunter Tantal-oxid (Ta2O5) und Niobium-oxid (Nb2O5). Dadurch ist es möglich, den Abbau zu steuern und die richtigen Abbaugebiete festzulegen. Der Chefgeologe im Feld bekommt über die Resultate sofort eine Rückmeldung und kann die Produktionsstätte ggf. verlagern, wenn die Gehalte zu niedrig sind.

 

Jede Tagesproduktion wird mit einer Plombe versiegelt, erhält eine einzigartige Identifizierungsnummer und wird in einer Datenbank gespeichert. Gleichzeitig wird mit einer speziellen Software von Minespider per „blockchain in mining“ ein „Shipping Certificate“ erzeugt, sodass diese Daten zur Tagesproduktion in einer Art und Weise verschlüsselt sind, dass jeder Fälschungs- oder Änderungsversuch nachverfolgt werden kann. Dies gewährleistet eine transparente Lieferkette. Das Feldlabor vor Ort trägt dazu bei, dass alle Qualitätsdaten sofort verarbeitet werden können und täglich gesichert sind. Jede Tagesproduktion ist mit Daten der Abbaustätte (GPS), der Abbaugruppe, Ta2O5- und Nb2O5-Gehalte sowie verschiedenen anderen Daten versehen. Somit kann jede Produktion nachverfolgt werden.

 

Bei Erreichen von einer Produktion von insgesamt 500 kg Ta2O5 wird das Material in einem 200 l Metallfass gelagert. Das Fass wird dann versiegelt und mit einer Plombe versehen. Per Luftftracht (später Seefracht) wird die Produktion dann nach Deutschland geflogen und dort dem Abnehmer übergeben. Im Laufe der nächsten Monate ist es geplant, ein international anerkanntes Zertifizierungsprogramm einzuführen, um eine geprüfte und akzeptierte Zertifizierung des Ta2O5 zu gewährleisten. Dies bedeutet zusätzliche Begutachtungen durch unabhängige Experten und gewährleistet eine regelmäßige Überwachung der Produktionsverfahren.

 

3 Geschäftsentwicklung mit Bezug auf die Aufbereitung

Im Februar 2022 wurde zum ersten Mal 450 kg hochqualitatives Ta2O5-Konzentrat mit einem Gehalt von 45 % Ta2O5 nach Deutschland zu einem Ta-Produzenten verschifft. Diese Lieferung wurde durch Protokolle und Papiere via „blockchain in mining“ Technologie begleitet, die Daten sind via QR code frei und transparent einsehbar.

 

In den nächsten Monaten soll die Produktion auf ca. 500 kg pro Monat erhöht werden. Dies soll durch verschiedene Modelle erfolgen. Zunächst werden die internen Prozesse der Produktion verbessert und die Arbeit der Wäscher besser organisiert. Dadurch soll weniger Zeit durch Umbau der Waschanlagen verloren gehen. In den nächsten Schritten sollen weitere Wäscher angestellt und mehr Waschanlagen in verschiedenen Bereichen der Lizenz aufgebaut werden. Dadurch können wahrscheinlich zuerst 500 kg pro Monat und später bis zu 800 – 1000 kg Ta2O5-Konzentrat pro Monat gewonnen werden.

 

Außerdem wurden bereits Gespräche mit anderen Lizenzhaltern aufgenommen, um auch dort die zurzeit illegalen Projekte in legale Projekte zu überführen und in dem Konzept „verantwortlicher Bergbau“ zu integrieren. Das Ziel ist, eine gemeinsame Ausbringung von 2000 – 5000 kg pro Monat zu erreichen. Das Projektteam hat bereits mit einem zuvor illegalen Händler verhandelt und ist übereingekommen, dass mit Hilfe der Projektleitung die zuvor illegalen Aktivitäten in legale, geprüfte Aktivitäten umgewandelt werden, damit Tantalum-Konzentrat aus verschiedenen Regionen angekauft werden kann. In weiteren Schritten sollen diese Regionen dann mit dem Projekt-Konzept zu verantwortlichem Kleinbergbau umgewandelt werden.

 

Schwierigkeiten & Herausforderungen

Aufgrund mangelnder Kapazitäten ist die Regierung momentan überfordert, positive – wie im Beitrag beschriebene – Projekte intensiv zu begleiten. Die Erwartungen der involvierten Dorfgemeinschaften sind in der Regel sehr hoch, allerdings fehlt ihnen oft das Verständnis der nationalen Bergbaugesetze. Diese Informationen weiterzugeben, ist eigentlich eine Aufgabe der lokalen Bergbauinspektoren.

 

Seit Projektbeginn ist die Konkurrenz durch illegale, nicht lizensierte Mitbewerber und Händler enorm. Darüber hinaus leidet die Produktion häufig unter dem Mangel lokaler Arbeitskräfte und einer entsprechend geringen Produktion. Die Verlässlichkeit von Subunternehmern stellt eine große Herausforderung dar, da wiederum Gemeinschaftsprojekte für die Dörfer oft darunter leiden. Dass der Weltmarkt für Tantal keine Premiumzahlung für legal und faires Tantal vorsieht, ist ein weiteres Problem. Ebenso wie die mangelnde Infrastruktur und Abgelegenheit des Abbaugebietes, denn während der Regenzeit ist Maryland nicht über Straßen zu erreichen.

 

Die ursprünglichen, hohen Ansprüche von UCP, fairen und verantwortlichen, legalen Kleinbergbau von Tantal in kurzer Zeit umzusetzen, sind gescheitert. UCP musste umdenken und sich den lokalen Gegebenheiten anpassen. Jetzt geht es darum, in einem langsamen und koordinierten Aufbau mit den lokalen Kräften vor Ort Kleinbergbauprojekte zu identifizieren und diese dann in das UCP-Konzept des „verantwortlichen Bergbaus“ zu transferieren.

 

Fazit

Der Aufbau eines guten und legal geführten Bergbauteams dauert viel länger als erwartet. Die Beziehungen zu den Gemeinden müssen intensiv gepflegt werden und der Einsatz von Sozialexperten ist notwendig. Der Kommunikation fällt hier eine Schlüsselrolle zu. Gleichzeitig muss gewährleistet sein, dass ein internationaler Experte aus dem Projektteam permanent vor Ort ist, um das lokale Team in fairem und verantwortlichem Bergbau zu trainieren. Auch intern gilt es, die Kommunikation im Projekt-Team aufzuwerten und eine engere Kommunikation und bessere Präsentation des Projektes bei lokalen Behörden sowie den Ministerien zu erreichen.

 

In weiteren Schritten ist der Aufbereitungsprozess zu optimieren, um damit die lokalen Arbeiter zu befähigen, das Ausbringen und die Tantalitgehalten in den Konzentraten zu erhöhen. Ein weiteres Ziel ist, den illegalen Handel mit den Rohstoffen in dieser Region langsam zu verringern. Letztendlich führen bessere Arbeitsbedingungen mit fairer Bezahlung, Einbindung der Dorfgemeinschaften und ein verbessertes Verständnis der Regierung zu einem verantwortlichen und fairen Kleinbergbau.

 

Das Konzept „verantwortlicher Bergbau“ kann auf jegliche andere Minerale und Länder angepasst und ausgeweitet werden. Insgesamt bleiben der lokale Kleinbergbau und der illegale Handel mit Tantal bzw. Coltan eine extreme Herausforderung. Eine Transformation in diesem Sektor ist im Grunde nur durch permanente Hilfe vor Ort durch internationale Experten zu gewährleisten. Das heutige System mit mangelnder Überwachung durch den Staat und nur minimaler Hilfe durch Entwicklungsgelder und Experten führt nicht zum Erfolg und erlaubt weiterhin den illegalen Kleinbergbau unter menschenunwürdigen Zuständen, mit starkem Einfluss auf die Umwelt und völlig intransparenten, illegalen Lieferketten.

Autoren:

 

Dipl.-Ing. Uwe Bruder, Ingenieurbüro Bruder Consult, Hirschau/Deutschland

www.bruderconsult.de

Nach dem Abschluss des Studiums der Aufbereitungstechnik an der Bergakademie Freiberg war Uwe Bruder zunächst bis 1990 als Forschungsingenieur bei der SDAG Wismut und ab 1990 als Projektingenieur bei der AKW A+V GMBH beschäftigt. Von 2006 bis 2012 war er als Vertriebsleiter der Firma Derrick Corp. in Buffalo NY/USA für Europa und Nordafrika verantwortlich. Seit 2012 ist er selbständig als beratender Aufbereiter für Erze und Mineralien tätig und weiterhin exklusiver Repräsentant der Firma Derrick Corp. für Deutschland Österreich und die Schweiz.

 

Dipl.-Geol. Chris Masurenko, ECTerra Pty Ltd, Berwick, VIC/Australien

ec-terra.de

Seit Abschluss seines Studiums der Geologie an der TU Clausthal 1995 arbeitet Chris Masurenko im internationalen Bergbau. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Management-, technische, operative und Projekterfahrung in einer Vielzahl von geschäftlichen, kulturellen und klimatischen Umgebungen und Rohstoffen. Als Projektmanager und Gutachter arbeitet er u.a. für Börsen-Unternehmen, aber auch im Bereich des zertifizierten Kleinbergbau.

 

Dipl.-Geol. Einar Roßmann, ECTerra Pty Ltd, Berwick, VIC/Australien

ec-terra.de

Einar Roßmann studierte Geologie an der Universität Stuttgart und erwarb einen zusätzlichen Master in Angewandter Geologie an der Université de Franche-Comté in Besançon/Frankreich. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung, in denen er unterschiedliche Positionen in den Bereichen der Bohr- und Bergbauindustrie inne hatte, bis zur Position COO. Sein Arbeitsschwerpunkt als Explorations-Geologe lag in der Durchführung von Machbarkeitsstudien für Bergbauprojekte sowie Projekte zum Kapazitätsaufbau in verschiedenen afrikanischen, geologischen und bergbaulichen Institutionen.

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