Über die globale Sandkrise wird nicht gesprochen
Es gibt Ereignisse und Schlüsselmomente, die ein Thema ins öffentliche Bewusstsein rücken. Denken Sie an mitreißende Reden wie die von Sir David Attenborough und der Aktivistin Greta Thunberg sowie deren Einfluss auf unser Bewusstsein über die von uns verursachten Einwirkungen auf die Umwelt. Sie vermitteln der breiten Öffentlichkeit wichtige Nachhaltigkeitsthemen, die das tägliche Leben durchdringen. In jüngster Zeit hat die Coronavirus-Pandemie die öffentliche Diskussion in Beschlag genommen. Doch es gibt Themen mit ebenso weitreichenden Auswirkungen auf unsere Lebensweise, die noch nicht ins öffentliche Bewusstsein gelangt sind. Die globale Sandkrise ist ein solches Thema, über das wir zu wenig sprechen und das in den Verbrauchermedien nicht oft genug diskutiert wird.
Sand ist im wahrsten Sinne des Wortes die Grundlage unserer Existenz und einer der begehrtesten und zugleich knappsten Rohstoffe des 21. Jahrhunderts. Er ist nach Luft und Wasser unsere am meisten verbrauchte natürliche Ressource – und entscheidend ist, dass Sand endlich ist. Wir müssen Wege finden, um die Belastung der natürlichen Sandressourcen zu verringern, und zwar bevor die Bedrohung unmittelbar ist.
Wir vertrauen auf Sand
Um zu verstehen, welche Folgen eine Erschöpfung der Sandvorräte hat, müssen wir zunächst verstehen, wie wir Sand verbrauchen. Überall dort, wo gebaut und betoniert werden muss, wird Sand benötigt. Infrastruktur braucht Sand, so wie auch viele Gegenstände des täglichen Lebens, die wir oft als selbstverständlich ansehen: Unterhaltungselektronik, Smartphone-Kameras und Prozessoren, Glasflaschen, Fenster, Kosmetika, Faseroptik, Wasserfilter – die Liste ist endlos.
Selbst unsere Bemühungen, auf die Coronavirus-Krise zu reagieren, sind von dieser endlichen natürlichen Ressource abhängig. In der Stadt Wuhan wurde in wenigen Tagen für die Behandlung der an Covid erkrankten Patienten das Huoshenshan-Krankenhaus mit einer Kapazität von 1000 Betten errichtet. Weltweit sind Forscher auf der Suche nach einem Impfstoff, und, ja, die dabei verwendeten gläsernen Petrischalen und Mikroskop-Linsen sind ebenfalls aus Sand hergestellt.
Abfall als Lösung
Es ist an der Zeit, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Zentrale Bedeutung kommt dabei der Rückgewinnung und Wiederverwertung von Sand und Zuschlagstoffen aus Bau-, Abriss- und Aushubabfall (CD&E-Abfall) zu, unserem größten Einzelabfallstrom, damit diese Materialien ein „zweites Leben“ erhalten und zur Unterstützung neuer Bau- und Infrastrukturprojekte wieder auf den Markt gebracht werden können.
In der EU entfielen fast zwei Drittel (64 %) des gesamten Abfallaufkommens im Jahr 2016 auf größere mineralische Abfälle, unter anderem aus Bergbau und Steinbrüchen sowie in Form von Bau- und Abrissabfall – das entspricht 3,2 t pro Einwohner. Ein Großteil des CD&E-Abfalls wird deponiert oder zur Verfüllung ausgehobener Deponien verwendet. Einige Abfälle werden auch in minderwertigen Anwendungen eingesetzt, die durch andere, eine verantwortungsvolle Abfallbewirtschaftungsstrategie unterstützende Ressourcen bedient werden könnten. Doch Bau-, Abriss- und Aushubabfall ist wertvoll, sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch.
CDE, einer der führenden Hersteller von Nassaufbereitungslösungen, unterstützt Materialaufbereiter bei der Inwertsetzung von CD&E-Abfall. Der Einsatz hochinnovativer Nassaufbereitungstechnologien, bei denen das Material gewaschen, Leichtfraktionen (Abrissschutt) abgeschwemmt und die Endprodukte klassiert werden, erlaubt die Wiederverwendung dieses Abfallstroms für die Produktion gewaschenen Materials, das für die Verwendung in hochwertigen Bauprojekten geeignet ist. Dabei handelt es sich um hochwertige Sande und Zuschlagstoffe, die aus CD&E-Abfall wiedergewonnen werden.
Zum Beispiel bezieht das in der Nähe von Stockholm ansässige Unternehmen DA Mattsson fast 100 % seines eingehenden Bau-, Abriss- und Aushubabfalls von Deponien und bereitet ihn mit dem CDE-Nassverfahren auf. Das Unternehmen produziert Sande und Zuschlagstoffe von hoher Güte, die der EN 12 620-Spezifikation entsprechen und beliefert den Stockholmer Baumarkt mit diesen Betonmaterialien. In ähnlicher Weise produziert Sodextra in Paris gewaschene, hochwertige Betonsande und Zuschlagstoffe nachhaltig und spezifikationskonform, wodurch sichergestellt wird, dass Paris nun auch nachhaltiger baut, auch wenn das derzeitige Volumen noch gering ist. Im Vereinigten Königreich stellt die Sheehan-Gruppe täglich bis zu 20 000 Betonbausteine aus 100 % recycelten Sanden und Zuschlagstoffen her, und an zahlreichen anderen Standorten werden nach EN 12 620, EN 13 043 und EN 13 242 zertifizierte Produkte hergestellt.
Diese Unternehmen sind der Beweis dafür, dass es eine Lösung für den Raubbau an natürlichen Ressourcen gibt. Bis heute haben die Nassaufbereitungslösungen von CDE Materialaufbereiter weltweit dabei unterstützt, die Deponielagerung von mehr als 75 Mio. t zu vermeiden.
Sandverbrauch und Bevölkerungswachstum
Unser Verbrauch an endlichen Sandressourcen steht in direktem Zusammenhang mit Bevölkerungswachstum und zunehmender Urbanisierung. Bis zum Jahr 2050 wird die Weltbevölkerung voraussichtlich auf 9,8 Mrd. Menschen anwachsen. Zudem werden 68 % dieser zukünftigen Bevölkerung in Städten leben, was etwa 87 % der heutigen Weltbevölkerung entspricht. Dieser Entwicklungsverlauf wird durch Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) in ihrer CSI Cement Technology Roadmap untermauert, wonach die weltweite Zementproduktion bis 2050 um 12 – 23 % zunehmen wird. Dieser Bedarf kann durch die Verwendung von Bau-, Abriss- und Aushubabfall erfolgreich und nachhaltig gedeckt werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte Zeugen einer derart rapiden Urbanisierung geworden sind, die unsere Sandressourcen erschöpft. Bis 2050 werden so viele Menschen in Ballungsgebieten leben, wie es heute auf der Erde insgesamt gibt. Die führenden Politiker der Welt verfügen über die Daten, um eine fundierte Entscheidung über einen nachhaltigen Zukunftsentwurf zu treffen. Kern dieses Plans sollte eine Abfallbewirtschaftungsstrategie sein, die der Kreislaufwirtschaft für das Recycling von Sand und Zuschlagstoffen aus Bau-, Abriss- und Aushubabfall – dem Impfstoff gegen die globale Sandkrise – Vorrang einräumt.