Umweltverträglicher Phosphor-Dünger aus Klärschlamm

Kommunale Kläranlagen haben jährlich knapp zwei Millionen Tonnen trockenen Klärschlamm zu entsorgen. Er enthält lebensnotwendiges Phosphor, das sich mit dem neuen Verfahren der Hohenheimer Agrartechnologin Prof. Dr. Andrea Kruse schadstofffrei und kostengünstig aus dem Schlamm für Dünger gewinnen lässt. Eine AVA cleanphos-Pilotanlage (Bild 1), die das HTC-Verfahren (hydrothermale Carbonisierung) nun praxisähnlich erprobt, geht dieser Tage bei der AVA Green Chemistry Development GmbH in Karlsruhe in Betrieb. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt.

Ein Durchbruch bei der Phosphor-Rückgewinnung, wie sie die Novelle der Klärschlammverordnung fordert – das erwartet die Industrie durch die erfolgreiche AVA cleanphos-Pilotierung. Das HTC-Verfahren wandelt Klärschlamm zuerst in CO2-neutrale Biokohle um (Bild 2). Dann wird das Phosphat isoliert und zurückgewonnen. So entstehen gleich zwei wirtschaftlich interessante Produkte: Ein wertvolles Phosphor-Produkt und die phosphorfreie HTC-Klärschlammkohle. Diese lässt sich dank AVA cleanphos in Zukunft als Ersatz für Braun- oder Stein­kohle in der Mitverbrennung einsetzen. Das führt zu beträchtlichen Einsparungen von CO2-Emissionen.

Erste Ergebnisse aus dem Betrieb der AVA cleanphos-Anlage werden der Öffentlichkeit bereits im 4. Quartal 2016 vor­gestellt. Das HTC-Verfahren in Kombination mit der AVA cleanphos-Lösung macht den Weg frei für eine echte, langfristige Klärschlammverwertung.

Neue Möglichkeiten für die Landwirtschaft

Der gewonnene Phosphor kann in der Landwirtschaft zur Düngung Verwendung finden. Das war bisher nicht ohne Weiteres möglich. „Obwohl Klärschlamm viel wertvolles Phosphat enthält, sprach bis jetzt vieles gegen eine landwirtschaftliche Verwertung“, erklärt Prof. Dr. Andrea Kruse, Agrartechnologin der Universität Hohenheim. „Der Schlamm kann Krankheitserreger mit sich führen und enthält zusätzlich viele Schwermetalle.“

Bisherige Technologien für die Phosphor-Rückgewinnung setzten zudem vor allem auf die Entsorgung in Monoverbrennungsanlagen, um aus der Asche das Phosphat zu gewinnen und als Dünger zu verarbeiten. Diese Verfahren seien aber teurer und deutlich aufwendiger als die HTC. Bisher stamme das Phosphat noch aus Mineralwerken in China, den USA und Marokko. „Diese Mineralwerke sind aber mittlerweile stark ausgebeutet“, so Prof. Dr. Kruse weiter. „Wir brauchen daher neue Phosphatquellen. Der Klärschlamm ist eine davon, und mit der HTC basierten AVA cleanphos Technologie kann er nutzbar gemacht werden.“

HTC günstige Alternative zur derzeitigen ­Klärschlamm-Verbrennung

Das wertvolle Phosphat von den giftigen Schwermetallen trennen – das ist der große Vorteil des HTC-Verfahrens. Über 80 % des Phosphats aus dem Klärschlamm bleiben erhalten. Die Schwermetalle bleiben jedoch in der Kohle zurück und kommen so nicht auf das Feld. In der Praxis seien noch ein paar mehr Schritte notwendig, so Prof. Dr. Kruse. „Diese untersuchen wir nun im Pilotbetrieb der AVA cleanphos-Anlage.“

$(LEhttp://

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 10/2010

Prozessbandtechnologie steigert Effizienz

Umweltschutzauflagen und das gestiegene Umwelt­bewusst­sein der Öffentlichkeit fordern alternative Entsorgungs­möglichkeiten von kommunalem Klärschlamm. Besonders die thermische Verwertung, das...

mehr
Ausgabe 05/2022 WESSJOHANN FÖRDERTECHNISCHE ANLAGEN GmbH

Getrockneten Klärschlamm sicher fördern

Im Rahmen der Klärschlamm-Aufbereitung ist der Transport des Granulats nach erfolgter Trocknung ein Baustein, der durchaus Beachtung verdient. Hier hat sich das Seilfördersystem für Schüttgüter...

mehr

Phosphatfund in Norwegen keine Überraschung

70 Mrd. t Phosphatgestein liegen unter der Erde im Süden Norwegens. Dieser Fund ist für viele Industrien und vor allem für die europäische Nutzung von Bedeutung. VDI-Experte Prof. Urs Peuker sagt...

mehr
Ausgabe 09/2018

Bessere Entwässerung von Schlamm mit Leiblein Vakuumbandfilter

B?ei der Schlammentwässerung trifft der Vakuumbandfilter, kurz?VBF, des baden-württembergischen Filterspezialisten Leiblein auf eine hohe Marktakzeptanz. Mehr und mehr Unternehmen – über...

mehr
Ausgabe 11/2016

Mehr Effizienz in der Düngemittelproduktion

Neben Kalium und Stickstoff ist Phosphor einer der drei wichtigsten Makronährstoffe bei Düngemitteln. Um den weltweit steigenden Bedarf daran zu decken, investieren Hersteller massiv in die...

mehr