Siebmaschine auf See getauscht

Die Kiessandlagerstätte Fambach, eine Niederlassung der MKW (Mitteldeutsche Hartstein-, Kies- und Mischwerke GmbH), liegt in einer Auslaugungssenke im Werratal und gehört damit zum südwestlichen Buntsandsteinvorland des Thüringer Waldes. Seit 1997 produziert das Kieswerk Fambach hier Zuschlagstoffe für den Beton- und Straßenbau. Dabei wird der Rohkies mit einem 200 t schweren Schwimmbagger mit einem Greifervolumen von sechs Kubikmetern abgebaut. Der Bagger verfügt über ein Abbaukontrollsystem, das auf Grundlage von GPS, Tiefensonar und Echolot dem höchsten technischen Standard in der Unterwassergewinnung entspricht. Von der Rohkieshalde wird das Material über Unterflurabzüge und Förderbänder zur Aufbereitungsanlage transportiert. Die zertifizierten Produkte und die Kapazitäten haben sich insbesondere bei Tunnel- und Autobahnbauprojekten im Streckenverlauf der A 71 bewährt. Von Anfang an ist die H2PP (ehemals GFA)-Siebmaschine bei der Fambacher Niederlassung der MKW im Einsatz. Vor kurzem versetzte sie Metso Minerals nach 15 Jahren Einsatz auf dem Baggersee in den wohlverdienten Ruhestand. Für baugleichen Ersatz des klassischen Linearschwingers wurde im Vorfeld gesorgt.

1 Mit allen Wassern gewaschen

Nach langjährigem Einsatz und unter dem Einfluss rauer Kräfte musste ein Ersatz für die Siebmaschine gefunden werden. Der Standortverantwortliche Dennis Krug und sein technischer Leiter Dipl.-Ing. Thomas Münzner kümmerten sich um die Beschaffung einer neuen Siebmaschine, die spezifische Anforderungen erfüllen musste – unter anderem die Voraussetzung, dass das neue Vorsieb auf dem gleichen frei beweglichen Schwimmbagger (einem Ponton) zum Einsatz kommt und unter dauerhaft feuchten Bedingungen eingesetzt werden kann. Die Klassierung von rund 450 t/h soll nach wie vor direkt auf dem See erfolgen. Der Greifhahn des Schwimmbaggers taucht hierzu täglich permanent auf den Grund des Sees und lädt anschließend das feuchte Rohmaterial in den Trichter. Dieser gibt es dann dosiert auf die Siebmaschine, die anschließend eine reine Überkorn-/Unterkorn-Trennung vornimmt. Die klassische Kiesfraktion wird anschließend auf die Rohkieshalde des Betriebs gefördert. Das gesamte vorentwässerte 2/32-Material gelangt dort zu den einzelnen Körnungssiebmaschinen. Auf dem unteren Deck der Zweideck-Siebanlage und weiter über der Siebwanne erfolgt die Entwässerung durch einen Zyklon, der dann eine Feinsandrückgewinnung von bis zu 2 mm vornimmt. Über ein Metso ESU-Sieb gelangt das Material anschließend wieder auf das Band. An Ort und Stelle wird das Material gleich so aufbereitet, dass es später im Werk direkt seinem Einsatzzweck zugeführt werden kann. Für eine Siebmaschine über einem See sind 15 Jahre ein stattliches Alter, da sie gegenüber anderen Anlagen im Trockenbereich spezifischen Naturgesetzen unterworfen sind. Durch äußere Einflüsse und die Verarbeitung des Wasser-Sand-Gemisches nahm die Stärke der Seitenwände mit den Jahren ab, was sich negativ auf die Statik auswirkte.

In der Fambacher Niederlassung verständigte man sich schnell darauf, die alte GFA-Siebmaschine gegen ein baugleiches Modell auszutauschen (Bild 1). Dabei hatte Metso als Rechtsnachfolger der GFA gute Karten, da sich die Maschine im täglichen Einsatz über diesen langen Zeitraum so vorteilhaft bewährt hatte. Im Januar 2012 erhielt Metso den Zuschlag und innerhalb von nur sieben Wochen wurde – entsprechend der vereinbarten Lieferzeit – eine Austauschmaschine gleichen Typs produziert.

2 Ausgehoben und neu eingepasst

Die Siebmaschine wurde auf Kundenwunsch originalgetreu ausgetauscht, wobei die Erfahrungen im Verschleißbild der Dekade mit einflossen und deshalb auch alle Querträger sondergummiert wurden. Der gesamte Austausch erfolgte problemlos innerhalb von nur drei Tagen (Bild 2). Bei der Montage wurde ein weiteres Unternehmen involviert, um den Greifhahn aus der Gefahrenzone zu bewegen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch gleichzeitig die Hydraulik überholt.

Zur Montage wurde der Bagger über eine Seilwinde an den Rand des Sees gezogen und dort befestigt. Zusätzlich benötigte man einen 140 t Kran mit entsprechend langem Ausleger, um die Siebmaschine auf dem Ponton punktgenau zu fassen (Bild 3). Die Befestigung erfolgte nicht senkrecht, sondern über Kettenzüge unterhalb des Pendels – einer Vorrichtung unterhalb des Trichters. Zusätzlich musste eine Rückwand der alten Siebmaschine abgeschraubt werden. Erst dadurch ließ sich die in die Jahre gekommene Maschine wie auf einem Schlitten horizontal einen halben Meter über den Stahlbau des Pontons ziehen. Der Einbau der neuen Anlage erfolgte anschließend genau gegenläufig (Bild 4).

Das neue H2PP-Sieb steht seit dem Einbau wieder über seiner Wanne. Ein als Spritzschutz vorgesehenes Winkelblech konnte erst angeschraubt werden, als sich das Sieb final in seiner vorgesehenen Position befand. Die Gefahr, dass der umlaufende Winkel durch den Einsatz über einen Kran bei minimalster Abweichung verbeulen würde, ließ sich auf diese Weise ausräumen. Der größte Aufwand bestand in der Befestigung der Federstühle (jeweils zusammen gesetzt aus der Feder und einem Federober-/unterteil). Diese mussten genau auf dem Stahlträger in Position gebracht und präzise über Schrauben befestigt werden. Das Justieren, Verschrauben und das Kontern mit geeigneten Muttern von innen dauerte aufgrund der beengten Platzverhältnisse länger als das eigentliche Umsetzen der Siebmaschine. Erst danach ließ sich die Rückwand befestigen.

Zu guter Letzt wurde in Fambach auf gesonderten Wunsch hin noch die Doppelmotorkonsole getauscht. Da es sich bei der Siebmaschine um einen Linearschwinger handelt, gibt es zwei Antriebe. Der elektronisch bremsbare Elektromotor treibt über die Kardangelenkwelle die Unwuchtwelle mit Pendelrollenlager und Unwuchtgewicht an.

3 Renaissance der Klassikmaschinen

Über die Jahre hinweg hat sich das Schnittstellenmanagement im Anlagenbau als wichtiges Entscheidungskriterium für Austauschkomponenten etabliert. Betriebsleiter und technisches Personal schwören sehr häufig auf Jahrzehnte alte Maschinen, mit denen sie bis zur letzten Sekunde erfolgreich produzieren konnten.

Die Unternehmen schätzen Siebmaschinen des von Metso übernommenen Herstellers als ausdauernd robuste Komponenten – solide und zuverlässig. Eine von Metso neu aufgelegte „Klassik“siebmaschine entspricht dabei stets dem aktuellen technischen Fortschritt (Bild 5). Justus Mische, Sales Manager Sand & Gravel/Quarry Operations bei Metso Minerals, hält „Flickschustereien“ von älteren Geräten für unwirtschaftlich – eine Neuauflage oder Generalüberholung in vielen „Alt“-Fällen hingegen für unerlässlich. „In unserem bestehenden Portfolio an Siebmaschinen haben wir gerade hier in Deutschland weitreichende Erfahrungen mit unseren 1:1-Klassiksieben gesammelt und können diese äußerst flexibel und individuell auf die Bedürfnisse unserer Kunden hin anpassen. Dabei steht ein ausgewogenes Verhältnis aus Investition und Betriebskosten pro Tonne im Vordergrund. Ähnlich verhält es sich mit der Größe und Ausführung der Lagerung – hier sparen viele Hersteller oder Ersatzteillieferanten am falschen Ende.“ Sämtliche Metso Siebmaschinen sind wahlweise mit Original Metso Polyurethan-, Gummi- oder Drahtwechselsystem ausgestattet.

www.metso-deutschland.de; justus.mische@metso.com

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