Schneidende Gewinnung mit Continuous Miners von Sandvik
Nach 120 Jahren Bohr- und Sprengarbeit ist eines der größten Salzbergwerke Westeuropas auf eine kontinuierliche Gewinnungsmethode umgestiegen. Durch die Umstellung auf eine geräuschärmere Bergbautechnik unter dem Stadtgebiet kann die Lebenszeit des Bergwerks um viele Jahre verlängert werden.
Der blaue Förderturm der Schachtanlage Franken des Heilbronner Salzbergwerks ist von weit her sichtbar. Das Industriegelände der Südwestdeutschen Salzwerke AG befindet sich nördlich von Stuttgart. Das Bergwerk in Heilbronn ist eine der ersten industriellen Salzgewinnungsanlagen Europas. 1881 wurde bei einer Bohrung erstmals Steinsalz vorgefunden. Die Salzgewinnung begann am 4. Dezember 1885, am Gedenktag der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute weltweit. Seitdem ist Heilbronn ein wichtiger Produzent von Steinsalz und Siedesalz für Gewerbe-, Industrie- und Pharmaunternehmen sowie für Winterdienste und Haushaltszwecke.
Saisonale Nachfrageschwankungen sind eine Herausforderung
Die Förderkapazität liegt bei über 4,5 Mio. t Rohsalz pro Jahr. Laut David Saage, Stabsstellenleiter des Geschäftsbereichs Steinsalz, sind die wetterbedingten Marktschwankungen eine Herausforderung. „Wir sind vom Wintergeschäft abhängig“, meint er. „In milden schneearmen Wintern geht der Absatz zurück. Wenn der Schnee dann kommt, steigt die Nachfrage. Angesichts so großer Schwankungen einen kontinuierlichen Betrieb aufrecht zu erhalten, ist nicht leicht. In weißen Wintern haben wir größere Mengen an Streusalz. Dabei brauchen wir eine gewisse Flexibilität in unserem Maschinenpark.“
Die Salzgewinnung in Heilbronn erfolgte 120 Jahre lang ausschließlich mit konventionellen Bohr- und Sprengverfahren. Hunderte von Kilometern der heutigen Strecken verlaufen direkt unter Wohngebieten der Stadt. 2005 wollte das Salzbergwerk von der Bohr- und Sprengtechnik auf geräuschärmere Gewinnungsmethoden umsteigen.
Einführung der schneidenden Gewinnung
Man beschloss die Einführung der schneidenden Gewinnung, und im Mai 2006 kam der erste Sandvik MB770 zum Einsatz. Dieser Continuous Miner hatte bis dahin seine Leistung nur im Kohlebergbau, jedoch noch nie in der Salzgewinnung unter Beweis gestellt. Die Umstellung auf kontinuierliche Gewinnung erforderte auch Anpassungen bei den Transport- und Infrastruktursystemen des Bergwerks. Im Dezember 2008 wurde ein zweiter Sandvik MB770 und 2011 ein dritter bestellt.
Das neue Verfahren hat nicht nur die früher für das Auswettern von Sprenggasen notwendigen Stillstände eliminiert; auch die Zerkleinerung des gewonnenen Steinsalzes ist nicht mehr im selben Umfang erforderlich. Jeder Continuous Miner hat eine Förderkapazität von über 100 000 t pro Monat.
In Heilbronn übernehmen drei Sandvik MB770 die Schneidprozesse zur Gewinnung von Steinsalz. Ein Continuous Miner bewegt sich auf die Ortsbrust zu, und ein Sandvik TH540 Schubkastenfahrzeug bringt sich rückwärts unter dem Förderer des Continuous Miners in Stellung. Der Continuous Miner befüllt den Lader mit Salz, der dann die Fracht zum Förderband transportiert.
Maschinenbediener überzeugt vom Konzept
Marvin Traub, der seit sieben Jahren Continuous Miner in Heilbronn bedient, schätzt am Sandvik MB770 besonders den automatisierten Schneidzyklus. „Man muss nur gelegentlich Hand anlegen“, sagt er. „Die Maschine schneidet immer einen Meter und fährt einen Meter vorwärts. Wir haben sie auf drei Einschnitte eingestellt, das heißt, sie schneidet 33 cm pro Einschnitt. Nach einem Meter fährt man die Maschine einen Meter vor und aktiviert den automatischen Betrieb. Dann beginnt der Prozess von Neuem.“
Traub bedient gelegentlich auch den Sandvik TH540. Er zieht diesen Muldenkipper den 30-Tonnen-Trucks des Bergwerks vor. „Man fährt gerade heran, nicht seitlich wie bei den anderen Trucks, die eher einem Untertagelader gleichen“, erklärt er. „Hier fahren wir mit Blick nach vorn. Nur beim Rückwärtsfahren braucht man die Kamera und die Spiegel. Der Sandvik TH540 ist eine ideale Ergänzung zum Sandvik MB770.“
Im Salzbergwerk von Heilbronn sind drei der vier Continuous Miner von Sandvik immer noch in Betrieb, und kürzlich wurde ein fünfter bestellt. Der erste Sandvik MB770 steht inzwischen im Besucherzentrum in Bad Friedrichshall. Von Mai 2006 bis März 2016 baute die Maschine ca. 8 Mio. t Steinsalz ab und legte über 110 000 m zurück.
Rückgriff auf herkömmliche Methode bei Engpässen
Zum Ausgleich saisonaler Nachfragespitzen werden auch heute noch Bohr- und Sprengverfahren in einigen Teilen des Bergwerks verwendet, allerdings nicht direkt unter Wohngebieten. Zunächst werden sieben Meter lange Sprenglöcher gebohrt. Die anschließende Sprengung produziert mehr als 1000 t Steinsalz. Sandvik-Lader bringen das Haufwerk zu einem Brecher, der das Steinsalz soweit zerkleinert, dass es per Förderband abtransportiert werden kann.
Im Heilbronner Steinsalzbergwerk sind vier Sandvik LH621, ein Sandvik LH517, ein Sandvik LH514 und ein Sandvik LH307 im Einsatz. „Das wichtigste Kriterium für Lieferanten ist Zuverlässigkeit. Das gilt für die Maschinenverfügbarkeit, die Ergonomie und die Lebensdauer einer Maschine“, meint Saage, der seit 10 Jahren im Salzbergwerk von Heilbronn tätig ist. „An oberster Stelle steht die Maschinenverfügbarkeit. Maschinen, die nicht laufen, sind überflüssig. Sandviks Maschinen haben sich in Heilbronn als äußerst zuverlässig erwiesen.“