Pionierleistung deutscher Wissenschaftler und Ingenieure in Bad Elster

Rund 170 Gäste waren der Einladung der Sächsischen Staatsbäder GmbH zum 1. Fachsymposium Bad Elsteraner Thermalsole am 26. August 2016 nach Bad Elster gefolgt, um Informationen zur Erkundung, Förderung, der Chemie und gesundheitlichen Wirkung der Geothermalsole zu erfahren, aber auch an ihrer feierlichen Weihe teilzunehmen.

Bereits 2006 wurden durch das Sächsische Staatsministerium für Finanzen Erkundungsbohrungen auf geothermale Sohle in Auftrag gegeben. 2007 wurde das Explorationsgebiet festgelegt, wobei wegen der geringen abbildbaren Tiefen keine geoelektrischen, sondern seismische Untersuchungen durchgeführt werden mussten. Die Bohrungen begannen als Erkundungsbohrung im Spülbohrverfahren bis auf 1200 m mit einem Endrohrdurchmesser von 216 mm (Sperrrohr 340 mm Ø bis 400 m GOK). Dr.-Ing. Thomas Daffner, Geschäftsführer Umweltbüro Vogtland GmbH, Weischlitz, berichtete in seinem Referat über die zahlreichen Schwierigkeiten, die mit der Bohrung, aber auch mit der Förderung der Sole verbunden waren, wie beispielsweise Kristallisation sowie Gas- und Materialeruptionen. Mittels Air-Liftsystem wurde ein Teil der Probleme gelöst, aber die geringe Förderleistung und der hohe Energieverbrauch stellten die Ingenieure vor neue Herausforderungen. Viele konstruktive Maßnahmen sowie die Erprobung verschiedener Werkstoffe waren erforderlich, ehe die Fördertechnik erfolgreich eingebaut und getestet werden konnte. Am 18.09.2015 wurde die Soletherme eröffnet - ein technisches Bauwerk, bei dem sich der Satz „Des Bergmanns Werk ist nicht eines Mannes Werk“ erneut bewahrheitete, wie Dr. Daffner seine Ausführungen „Die Sole Bad Elster – von der Erkundung bis zur Förderung“ beendete.

Zuvor hatte der Sächsische Staatsminister für Finanzen und ehemalige Rektor der TU Bergakademie Freiberg, Prof. Dr.-Ing. Georg Unland in seinem sehr informativen Vortrag über „Die Sole zu Bad Elster – ein Bodenschatz mit Entwicklungspotenzial für das Vogtland“ dargelegt, dass unser größter Bodenschatz Wasser ist. Er erklärte die Hydrothermalsysteme ebenso wie die erdgeschichtlichen Vorgänge und die heutigen geologischen Verhältnisse im sächsisch-böhmischen Bäderdreieck. Der Minister zeigte schließlich die Entwicklungspotenziale durch die Erschließung der Sole auf, die zu einem wirtschaftlichen Wachstum der Region führen sollten.

Ein weiterer Vortrag beschäftigte sich mit der Chemie und Genese der Sole zu Bad Elster. Der Referent, Prof. Dr. rer. nat. Broder J. Merkel, TU Bergakademie Freiberg, erläuterte den Chemismus, der in der hypersalinen Sole in Bad Elster anzutreffen ist und stellte die Besonderheiten der einmaligen und einzigartigen Sole weltweit dar. Entstanden aus einem Urmeer stellt die Sole eine Mischung aus mindestens 1,5 Mio. Jahre altem und eiszeitlichen Wasser (27–37 tausend Jahre) dar. Das Thermalwasser weist eine sehr hohe Konzentration an Natriumsulfat (Glaubersalzquelle; ~ 57 % NaHSO4’,   ~ 37 % SO4’’) und nicht ionische Spezies wie CaSO4 und MgSO4, sowie einen extrem hohen Spurenelementgehalt (Zr, Hf, Cs, Tr, Li, Ge, Cu und weitere SE) auf. Da es sich um eine fossile Quelle ohne Neubildung handelt (geschätzte Nutzungsdauer: maximal 50 Jahre), ist ein sorgsamer und nachhaltiger Umgang mit diesem Bodenschatz erforderlich.

Die gesundheitliche Wirkung der Sole, die mit einem Solegehalt von 22 % und einer Temperatur von 42° C gefördert wird, erläuterte Prof. Dr. med. habil. Karl-Ludwig Resch, Geschäftsführer Deutsches Institut für Gesundheitsforschung gGmbH, Bad Elster.

Krönender Abschluss des Symposiums war die feierliche Weihe des Elsteraner Solebrunnenhauses, das der Heiligen Barbara, Schutzheilige der Bergleute, anvertraut wurde. „Doppelt hält besser“ könnte man sagen, als der sächsische Staatsminister Prof. Unland eine Ministatue als Geschenk der Staatsregierung überreichte und feststellen musste, dass sie bereits als Figur an der Wand des Brunnenhauses hing. Neben der ökumenischen  kirchlichen Weihe erhielt die Zeremonie durch den Aufmarsch von mehreren Bergleuten in ihren Paradeuniformen und dem gemeinsamen Singen des Steigerliedes einen zusätzlichen festlichen Aspekt.

Autorin/Author: Dr. Brigitte Hoffmann, Consulting Kreislaufwirtschaft/Umweltschutz, Oberschöna

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