Glückauf!

Die AT Fachexkursion 2013 zu Gast bei der RAG Aktiengesellschaft

Mit dem obligatorischen „Glückauf!“, gleichsam dem Motto der Veranstaltung, begrüßte der Betriebs­direktor Produktion des Bergwerks Auguste Victoria/RAG, Thomas Telsemeyer, die Teilnehmer der diesjährigen AT Fach­exkursion im Ruhrgebiet. Zum dritten Mal hatte die AT MINERAL PROCESSING zusammen mit fünf Partnern aus der Industrie rund 60 Stundenten eingeladen, um einerseits die Fachkräfte von morgen mit möglichen zukünftigen Arbeitgebern in Kontakt zu bringen und andererseits ein wichtiges Teilgebiet der Aufbereitungstechnik – die Kohleaufbereitung – intensiv kennenzulernen. Die Studierenden aus den Fachbereichen Bergbau und Maschinenbau der RWTH Aachen, TFH Bochum, TU Clausthal und der TU Bergakademie Freiberg trafen sich am 27. und 28. Juni 2013 im Trainingszentrum des Gastgebers, der RAG Deutsche Steinkohle, in Recklinghausen.

Nachdem die Chefredakteurin der AT MINERAL ­PROCESSING, Dr. Petra Strunk, die Teilnehmer begrüßt und die Referenten vorgestellt hatte, zeichnete Thomas Telsemeyer die Entwicklung der RAG seit ihrer Gründung als Ruhrkohle AG 1969 bis heute auf. Nach der Vorstellung der Konzernstruktur wurde am Bergwerk Auguste Victoria exemplarisch die Problematik des für 2018 beschlossenen Ausstiegs aus der subventionierten Steinkohlenförderung dargestellt. Im Anschluss erläuterte der stellvertretende Bereichsleiter ­Tagesbetrieb des Bergwerks Auguste Victoria, Peter Smoll, die Aufbereitungsanlage des Bergwerks, deren Besichtigung für den Nachmittag des ersten Tages auf dem Programm stand.

Als erster Industriepartner folgte den Gastgeber-Referenten Jens Behn von der Kleemann GmbH. Der Projektingenieur im Bereich Verfahrenstechnik präsentierte komplexe Aufbereitungsanlagen mit mobilen Einheiten und veranschaulichte die Besonderheiten und Herausforderungen bei der Realisierung solcher Anlagen. An einer Reihe von Referenzobjekten weltweit stellte er die unterschiedlichsten Einsatzmöglichkeiten solcher mobilen Brech- und Siebanlagen vor. Nach dem Fachvortrag stellte die Personalreferentin der Kleemann GmbH, Claudia Kießling, ihr Unternehmen als Arbeitgeber vor. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf mögliche Einsatzgebiete für Ingenieure im Bereich Verfahrenstechnik oder als Projektingenieure für Anlagen-Serien gelegt.

Auch bei der ThyssenKrupp Resource Technologies GmbH gab es die Referenten-Kombination aus Fachvortrag und Personalreferent: Dr.-Ing. Martin Schmitt, Mechanical Engineering – Business Unit Mining, veranschaulichte zunächst das weltweit gespannte Fachkräfte-Netzwerk der Thyssen-Krupp AG, um sich dann den Besonderheiten der Thyssen-Krupp Resource Technologies GmbH zuzuwenden. Er ging auf typische Maschinen und Anlagen in den Bereichen Mining, Mineral Processing, Bulk Materials Handling und Zementanlagen ein und demonstrierte speziell im Tagebaubereich die Herausforderungen bei großen Dimensionen der Anlagen. Den Recruiting-Part übernahm anschließend Christina Böckers, indem sie Möglichkeiten für Praktika, Abschlussarbeiten und im Direkteinstieg schilderte, aber auch die Erwartungen des Konzerns an zukünftige Mitarbeiter nicht außer Acht ließ.

Als bestens organisierter und umsichtiger Gastgeber erwies sich die RAG AG an diesen beiden Tagungstagen. Das erste Mittagessen setzte zugleich Zeichen, denn, wie könnte es anders sein im Ruhrgebiet, es gab Currywurst! Doch eine große Vielfalt an Salaten ließen auch Vegetarier unter den Teilnehmern auf ihre Kosten kommen.

Am Nachmittag ging es per Bus nach Marl zum Bergwerk, das den Namen der letzten Deutschen Kaiserin Auguste Victoria trägt. Dort wurden die insgesamt 70 Teilnehmer durch die Kohle-Aufbereitungsanlage über Tage geführt. Aufgeteilt in vier kleinere Einzelgruppen ging es zunächst zum Umkleiden. Versehen mit größtenteils eigens für die Exkursion angeschafften Sicherheitsschuhen, Kitteln, Schutzwesten und -helmen, wurden die Gruppen von jeweils zwei Bergleuten begleitet. Sicherheit wird in allen Bereichen sehr groß geschrieben. Die rund dreistündige Besichtigung führte zu Aufbereitungs-Stationen wie Mischhalle, Flotation, Sichtung, Setzmaschinen oder Leitstand. Eine der Gruppen konnte nach einer Unterbrechung der Förderung den spannenden Moment des Wiederanfahrens der Aufbereitungsanlagen im Leitstand miterleben - als per Telefonanruf verkündet wurde „Wir fördern!“. Am Ende der Werksbesichtigung hatten die Teilnehmer ein umfassendes Bild vom Kohleabbau und der nachfolgenden Kohleaufbereitung und konnten sich ein sehr anschauliches Bild von einem Industriezweig machen, der das Ruhrgebiet maßgeblich geprägt hat.

Einen weiteren Höhepunkt der Fachexkursion und das Ende des ersten Tages bildete das Abendessen im Eventbereich der Veltins-Arena, also „Auf Schalke“. Das Schalker Stadion gehört zu den ganz wenigen Fußballstadien weltweit, die gleichzeitig als Veranstaltungshalle dienen. Schon bei der Busanfahrt zeigte sich daher das „Allerheiligste“ draußen vor dem Stadion, nämlich der Rasen, der wie auf einer Art Schublade in einer vierstündigen Prozedur aus dem Stadion heraus- und zu Spielen wieder hineingefahren wird. Da man die Halle gerade auf die Hauptversammlung des FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V. vorbereitete, war der Rasen derzeit außerhalb der Halle. Auch für Nicht-Schalke- oder gar Nicht-Fußballfans waren die Ausführungen über das Stadion und den Verein, denen man vor dem Essen auf der Tribüne lauschen konnte, sehr interessant und lebendig. Nach dem Einblick ins Schalker Vereinswesen wurde der Abend abgerundet durch ein fulminantes Buffet im Eventbereich „Blauer Salon“, in dem sich während der Spiele die Familien aufhalten. Der Abend diente zugleich dem Austausch und der Kontaktaufnahme zwischen Studenten und Personalreferentinnen sowie den Fachreferenten aus der Industrie. Die Krönung erhielt der erste Tag und der Abend „auf Schalke“ jedoch durch das gemeinsame Singen des Steiger-Liedes um Mitternacht, zu dem die Stadionlichter selbstverständlich gelöscht wurden, wie die Bergmannstradition es fordert.

Nach diesem gelungenen Auftakt begann der zweite Tagungstag mit dem Fachvortrag der Loesche GmbH durch Dr. Daniel Strohmeyer, dem Director Process Technology. Der Beitrag befasste sich mit den Problemen der Zementvermahlung am Beispiel einer Loesche Vertikalmühle, wobei auch die Grundlagen der Zerkleinerungs- und Mahltechnik allgemein sehr anschaulich dargestellt wurden. Gefolgt wurde der Fachvortrag von einer kurzen Vorstellung des Personalrecruitings durch Sabine Nolte.

Die Aumund Fördertechnik GmbH wurde durch den Area Sales Manager Felix Jaekel und die Personalleiterin Hannelore Hoffmann vertreten. Felix Jaekel zeigte am Beispiel der Bekohlungsanlage im polnischen Kraftwerk Bełchatów die sehr unterschiedlichen Aufgaben bei der Planung und Realisierung solcher Projekte. Dabei wies er sehr anschaulich auf die nicht zu unterschätzenden Schnittstellen hin, die sich an den „Rändern“ eines Projektes ergeben, nämlich etwa bei der Abstimmung mit dem Auftraggeber und mit anderen Unternehmen. Beide Vortragenden stellten anschaulich den Arbeitsalltag eines Vertriebs- bzw. Projektingenieurs dar.

Den letzten Vortrag hielt der Bereichsleiter Zentralbereich Personal- und Führungskräfteentwicklung der RAG AG, Klaus-Peter Ellendt. In seinem Beitrag „Glückauf 2018 – Strategieumsetzende Personalarbeit in einem schrumpfenden Unternehmen“ ging er auf die sehr besonderen Herausforderungen des Personalwesens bei der RAG Steinkohle vor dem Hintergrund des Kohleabbau-Endes 2018 ein. Wo andere Unternehmen Perspektiven für zukünftige Fach- und Führungskräfte bieten können, müssen sich die Bemühungen und das Engagement der RAG auf die verbleibenden Mitarbeiter konzentrieren, deren Anzahl es jedoch bis zum vollständigen Kohleabbau-Ende stetig verringern muss. Die Hauptkennzeichen sind dabei Motivation und Weiterbildung, Auslotung der Mitarbeiterfähigkeiten und Qualitäten, um Perspektiven in Konzernbereichen jenseits der Kohleförderung zu ermöglichen.

Den Abschluss der AT Fachexkursion 2013 bildete dann am zweiten Nachmittag die Befahrung der Bergehalde des Bergwerks Auguste Victoria. Waren die letzten Exkursionen von gutem Wetter begleitet gewesen, so verhinderte anhaltender Regen diesmal jedoch leider die Haldenbegehung. Trotzdem wurden die Teilnehmer fachkundig über die Bergehalde und die Renaturierungsmaßnahmen informiert und dabei per Bus trockenen Fußes über die Halde gefahren.

Die AT MINERAL PROCESSING bedankt sich bei der RAG AG für die freundliche Aufnahme und Unterstützung sowie die professionelle Durchführung der beiden Tage im Trainingszentrum und bei den Besichtigungen. Zudem bedanken wir uns bei unseren Industriepartnern für ihre Unterstützung und gute Zusammenarbeit. Den Studentinnen und Studenten wünschen wir für ihre weiteren Studien gutes Gelingen und hoffen, ihnen Anregungen für ihre Zukunft gegeben zu haben.

Autorin: Anke Bracht M.A., AT MINERAL PROCESSING, Gütersloh
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