Einheimische Rohstoffe nutzen

FAME Regionale Abschlusskonferenz Sachsen

D‌as FAME Projekt (FAME = Flexible And Mobile Economic processing technologies) als länderübergreifendes Forschungsprojekt hat sich die Entwicklung wirtschaftlich tragfähiger, flexibler und mobiler Aufbereitungsanlagen zur Erschließung der europäischen Erzvorkommen zur Aufgabe gestellt. Das Projekt lief über einen Zeitraum von vier Jahren und wurde von der Europäischen Kommission im Rahmen des Programms HORIZON 2020 finanziert. Das Projekt befasste sich speziell mit drei verschiedenen Haupterztypen: Skarn, Greisen und Pegmatit. Diese Erze bergen ein erhebliches ­Potenzial für die Gewinnung kritischer Rohstoffe. Obwohl diese Erz­sorten mineralogisch komplex sind und unterschiedliche Metallgehalte aufweisen, sind sie von großer strategischer Bedeutung für die gesamte Ressourcenbilanz der EU. Die FAME Abschlusskonferenz für die Region Sachsen fand unter dem Motto „Inwertsetzung einheimischer Rohstoffe durch europäische Verbundforschung“ am 17.12.2018 im Hilton Dresden statt. Unter den knapp 100 Teilnehmern befanden sich neben vielen Wissenschaftlern und Fachleuten auch Mitglieder des Sächsischen Landtages sowie Mitarbeiter des Referat Bergbau/Umwelt, dem Sächsischen Oberbergamt sowie dem Geologischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Auch viele junge Nachwuchskräfte waren der Einladung zur Teilnahme gefolgt.

Nach der einführenden Begrüßung durch Dr. Wolfgang ­Reimer, Projektmanager FAME, Geokompetenzzentrum Freiberg, in der er vor allem auch auf die Bedeutung des Projektes für den sächsischen Bergbau einging, hieß auch der Projektkoordinator von FAME, Dr. Chris Broadbent, Research Director Wardell Armstrong International, die Teilnehmer mit einem Überblick zum FAME Projekt unter dem Motto „FAME Flexible And Mobile Economic processing technologies“ herzlich willkommen.

Der erste Vortragsblock „Einblicke und Ausblicke“ startete mit der Präsentation von Dr. Robert Franke, Leiter der Wirtschaftsförderung Dresden, mit dem Thema „Mobilität, Energieversorgung und Datenfluss – Dresden auf dem Weg zur Smart City. Ein Beitrag zum HORIZON 2020 Projekt MAtchUp , in dem u.a. die ambitionierten Ziele des E-Mobilitätsausbaus der Stadt Dresden vorgestellt wurden und die ressourcenseitig mit den einheimischen Lithiumvorkommen, wie in FAME behandelt, korrespondieren. Ohne Lithium und damit ohnen Rohstoffe, keine E-Mobilität, so die Botschaft beider Projekte“.

„Von der Erde ins Weltall – Indium, Gallium, Wolfram und Rhenium als Basis für revolutionäre Raumfahrtantriebe“ vorgetragen von Prof. Dr. Martin Tajmar, Leiter der Professur für Raumfahrtsysteme und Direktor des Instituts für Luft- und Raumfahrttechnik, TU Dresden – auf der Suche nach neuen Antrieben für Weltraumfahrzeuge spielen die kritischen Metalle eine große Rolle. So werden auch neue Wege in der Antriebstechnik auf elektrischer Basis erforscht und entwickelt. Auch für die „Mobilität im Weltraum“ gilt: ohne Rohstoffe keine Zukunft!

Der zweite Vortragsteil beschäftigte sich mit der „Sächsischen Rohstoffbasis und Rahmenbedingungen“. Prof. Dr. Reimar Seltmann, CERCAMS, Natural History Museum London referierte „Zur Genese der Sn-W-Li Lagerstätten im Variszikum und Herausforderungen für ihre Gewinnung und Aufbereitung“, wobei er vor allem auf die Zinn- und Wolfram-Lagerstätten im Erzgebirge und in Portugal einging , und damit die europäische Dimension einheimischer Rohstoffe aufzeigte.

Die Konzeption eines neuen Zinn-Zink-Indium Bergwerkes in Sachsen stellt Dr. Marco Roscher, Geschäftsführer SAXORE Bergbau GmbH, vor. Bei der Untersuchung einer Probenmenge von 140t im Rahmen der weiter unten vorgestellten Kooperation des FAME Projektes mit dem AFK Projekt, wurden die Erwartungen übertroffen. Der zukünftige Abbau soll komplett elektrisch und hochautomatisiert erfolgen, wobei die Aufbereitungsanlagen untertägig arbeiten werden.

Ein ganz anderes Thema beleuchtete der Vortrag von Prof. Dr. Jan Rosenkranz, Technische Universität Lulea/Schweden – in seinem Beitrag ging es um die Bereitstellung von Kriterien für Umwelt- und Sozialverträglichkeitsprüfungen, Minderung der Auswirkung auf Umwelt, Gesundheit und Sicherheit, Entwicklung von Umwelt- und Sozialmanagementplänen etc.

Im Vortragsblock Grundlagenforschung rückten auch noch einmal die einheimischen sächsischen Rohstoffe in den Mittelpunkt.

„Computergestützte Systemanalyse zur Optimierung der Aufbereitung von komplexen, feinkörnigen Erzen“ – Ziel ist dabei, nicht unbedingt vorherzusagen, was eine existierende Anlage tun wird, sondern was eine Anlage mit geeigneten Verbesserung leisten könnte, betonte der Verbundkoordinator AFK Prof. Dr. Gerald van den Boogaart vom Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie.

„Die Pilotanlage zur Aufbereitung des Skarnerzes der Lagerstätte Tellerhäuser im Ergebnis der deutsch-europäischen Zusammenarbeit der Projekte FAME und AFK“ war das Thema, über das Dr. Irina Bremerstein, UVR-FIA GmbH, berichtete, wobei sie auf die Besonderheiten der Probenahme und die Methoden zur Auswertung einging. Insgesamt wurden über 800 Proben genommen und ausgewertet.

Mirko Martin von der GEOS Ingenieurgesellschaft mbH beschäftigte sich mit der Optimierung von physikalischen und chemischen Verfahren zur Aufbereitung von Lithiumerzen des Varistikums. Er stellte die einzelnen Schritte zur Aufbereitung und deren Wirksamkeit dar, wobei es sich sowohl um physika­lische als auch um chemische Aufbereitungsschritte wie Laugung handelte.

Die letzte Session des Tages befasste sich dann mit den Zinnmärkten und Rückwärtsintergration. Im Beitrag „Herausforderungen mittelständischer Hütten im Bereich der Rohstoffsicherung“ von Tobias Patzig, Prokurist, Feinhütte Halsbrücke GmbH ging es um die Aufbereitung von Sekundärrohstoffen als wachsende Rohstoffquelle.

„Der aktuelle Zinnmarkt und weltweite Entwicklungen – Chancen und Risiken für die Inwertsetzung einheimischer Vorkommen“, vorgetragen von Dr. Harald Elsner, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Fachbereich: Geologie der Mineralischen Rohstoffe beleuchtete, neben anderen Marktinformationen vor allem auch die Wirtschaftlichkeit des Abbaus, der vielen Lagerstätten aus heutiger Sicht Grenzen in ihrer Entwicklung setzt. Dem gegenüber stehen strategische Überlegungen einer Rohstoffsicherung, wie sie nicht wenige Länder betreiben. Als Beispiel hierzu führte der nachfolgende Vortrag in diese Thematik am Beispiel Chinas ein.

„Made in China 2025 – Die Kampfansage an Deutschland. Eine Einführung über die wirtschaftspolitischen Ziele und Hintergründe der Volksrepublik China“ von Meng-Chun Lee, GKZ Freiberg, stellte einen interessanten Blick auf die Mechanismen der chinesischen Wirtschaftspolitik vor, auf die sich die deutsche Politik und Wirtschaft, letztendlich auch die europäische, werden einstellen müssen.

Insgesamt zeigte sich die Abschlusskonferenz als interessante, sehr vielgestaltige Konferenz. Die Themen befassten sich sehr intensiv mit dem Abbau und der Aufbereitung der einheimischen Rohstoffe und zeigen auch die zukünftige Richtung an, die sicher noch viele spannende Fragen zu lösen haben wird.

Weitere Artikel zum FAME Projekt erschienen bereits in AT 01/2017, S. 57 FF; AT 05/2019, S. 52 ff; AT 06/2019, S. 48 ff

www.gkz-ev.de; www.fame-project.info

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