Arbeitsschutz beim Kalkabbau
Eine der Berufsgruppen, die permanent Ganzkörperschwingungen oder -vibrationen ausgesetzt sind, sind die Fahrer von Baumaschinen. Während sie diese tagtäglich auf Baustellen oder innerhalb von Steinbrüchen bewegen, wirken auf ihren Körper Erschütterungen. In der Unternehmensgruppe Schwenk beispielsweise wird deswegen dem Arbeits- und Gesundheitsschutz längst ein hoher Stellenwert eingeräumt – auch die jüngste Investition in einen Cat Muldenkipper 777G ist diesem Bestreben geschuldet. Der neue SKW trat dieser Tage am Standort Allmendingen seinen Dienst an (Bild 1).
Zum Schutz der Beschäftigten vor Vibrationen hat die EU 2002 mit der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung die Richtlinie 2002/44/EG des Europäischen Parlaments und des Rates erlassen, die in die nationale Gesetzgebung umgesetzt wurde. Arbeitgeber wie Schwenk stehen nun in der Pflicht, tatsächliche sowie potenzielle Gefährdungen durch Vibrationen zu beseitigen oder auf ein Minimum zu beschränken. Daher wird bei jeder neuen Baumaschine anhand einer Gefährdungsbeurteilung geprüft, wie sich deren Schwingungen reduzieren lassen. Der Muldenkipper ist Teil eines Maschinenpakets, das Schwenk bei der Zeppelin Niederlassung Ulm in Auftrag gab. Es besteht aus einem weiteren 777G-Modell, drei Cat Muldenkippern 775G sowie einem Cat Radlader 992K. Zwei Mulden mit Starrrahmen sind für einen Einsatz am Standort Allmendingen und drei für Mergelstetten vorgesehen.
Um die Vibrationen zu ermitteln, denen die Maschinisten – etwa in den SKW – ausgesetzt sind und die auf ihren Körpern lasten, schaffte sich das Unternehmen Schwenk extra ein Messgerät an. Damit sollen die Schwingungen aufgezeichnet und die Fahrweise überprüft werden. Sofern die Schwingungen einen Grenzwert nicht überschreiten, ist alles im grünen Bereich. Ansonsten besteht Handlungsbedarf. Eine Art Teller samt Sensor wird auf dem Fahrersitz installiert und misst während der Arbeitszeit von acht Stunden und des Arbeitsvorgangs kontinuierlich die Schwingungsbelastung. Diese wird während des Ladevorgangs, der Fahrt zum Brecher und beim Abkippen registriert. Der neue Muldenkipper wird in Allmendingen von drei Hauptladestellen aus beladen, die sich bedingt durch das Fortschreiten des Abbaus ständig ändern. Ein Hochlöffelbagger RH120E, ein Cat Radlader 990H und 992K übernehmen das Beschicken mit dem Rohstoff Kalkstein (Bild 2). Als Zielvorgabe müssen die Geräte einen Durchsatz von 1600 t/h erreichen. Das ist die maximal mögliche Menge, die der Brecher schafft.
Doch wann zeigt sich, ob mechanische Schwingungen zu Lasten der Gesundheit gehen und sie womöglich schädigen? Entscheidend ist zum einen die Schwingungsfrequenz, das heißt, der zeitliche Abstand, in dem Erschütterungen erfolgen, und zum anderen die Schwingungsamplitude, sprich die Stärke der Erschütterung. Kritisch gelten Schwingungen zwischen 0,5 bis 100 Hz. Wer Baumaschinen bedient, ist Ganzkörper-Schwingungen von einem bis 10 Hz ausgesetzt, die in der Regel über das Gesäß auf den Körper und somit die Wirbelsäule, Lendenwirbelsäule und Bandscheiben wirken und diese belasten. Daraus können Verschleißerscheinungen für Muskeln, Skelett und Nervensystem resultieren, aber es können auch andere Körperfunktionen wie Durchblutung beeinträchtigt werden. Wichtig ist es daher, alle Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen in puncto Arbeitsschutz und -sicherheit zu unterweisen, aber auch potenzielle Gefahrenquellen auszuschließen.
Mit einer Reihe von Maßnahmen sollen innerhalb der Unternehmensgruppe gesundheitliche Belastungen und vibrationsbedingte Erkrankungen vorgebeugt werden. Das kann beispielsweise durch entsprechende Federungen und Dämpfer der Baumaschinen erreicht werden. Ein gefederter Fahrersitz mit Dreipunktgurt, wie er in dem Cat 777G verbaut ist, leistet einen entscheidenden Beitrag. Damit der Sitz seine ganze Wirkung entfalten kann, sollten Fahrer vor dem Starten des Motors den Sitz auf ihr Gewicht einstellen. Aber auch andere Features unterstützen die Ergonomie. So sind Bedienelemente leicht erreichbar. Eine komfortabel gestaltete Kabine wie im Cat 777G sorgt schließlich dafür, dass der Fahrer der Baumaschine über eine längere Zeit und ohne Beeinträchtigung seiner Gesundheit Leistung bringen kann.
Um Vibrationen an der Wurzel zu packen, gilt es an allen Standorten von Schwenk, Schwingungen an der Entstehungsstelle zu verringern. Diese können etwa durch unebene Wege verursacht werden, auf denen die Baumaschinen verkehren. Sie haben unmittelbaren Einfluss auf die Höhe der Vibrationsbelastung. Darum sollten Wege in Schuss gehalten werden. Am Standort Allmendingen beispielsweise übernehmen Radlader Aufgaben im Wegebau beziehungsweise der -pflege, wenn sie nicht gerade ihrer Haupttätigkeit nachkommen: dem Beladen der Muldenkipper. Um Steigungen der Wege möglichst zu vermeiden, die ansonsten die Kipper auf der Fahrt vom und zum Brecher auf sich nehmen müssten, wurde sogar eine extra Strecke im Steinbruch angelegt. Die Fahrer von Schwenk, welche die Großgeräte wie den Cat Muldenkipper 777G innerhalb des Steinbruchs bedienen, wissen aufgrund ihrer langjährigen Berufserfahrung, dass sie das Areal nur mit angemessener Geschwindigkeit befahren dürfen und ihre Fahrweise anpassen müssen, um Vibrationsbelastungen zu umgehen. Vorausschauendes Fahren gehört hier genauso zum festen Grundsatz wie abruptes Bremsen oder Beschleunigen zu vermeiden.
„Ein Wechsel im Maschinenpark erfolgt, weil wir Geräte nach neuestem technischen Stand einsetzen wollen, die mehr Leistung bringen und von den Herstellern weiterentwickelt wurden“, erklärt Wolfgang Kuhnt. So war es auch bei dem neuen Cat 777G, der in puncto Sicherheit überarbeitet wurde. Sein Bremsverhalten, die Antriebsschlupfregelung und der Zugang zum Fahrerhaus wurden bei der neuen Muldenkipper-Baureihe verbessert. Damit die Fahrer wirklich alle technischen Möglichkeiten ausschöpfen, welche die Baumaschinen bieten, erhalten sie bei jeder Inbetriebnahme eines neuen Geräts auch eine Einweisung.