SYMPHOS – Ein internationales Branchen-Event für die Phosphatindustrie
Zu den wichtigsten Bodenschätzen von Marokko zählen Phosphate, deren Vorkommen in diesem Land mit zu den größten Reserven der Welt gehören und die im Laufe eines Jahrhunderts eine der wesentlichen Säulen dieser Volkswirtschaft geworden sind. Die Phosphatlagerstätten von Marokko wurden Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts entdeckt. Die Eröffnung des Marokkanischen Phosphatbüros (OCP) im Jahr 1920 läutete den Beginn der industriellen Gewinnung von Phosphaten in Marokko ein.
Das erstmals vom 09.–13.05.2011 in Marrakesch/Marokko veranstaltete internationale Symposium SYMPHOS bot ein spannendes Programm von Meetings und wissenschaftlichen Diskussionen zu Fragen technologischer Innovationen der Zukunft auf dem Phosphatsektor. Von OCP organisiert und gesponsert, bot die internationale Veranstaltung Raum für Betrachtungen und zum Austausch von wissenschaftlichem Know-how in einem auf den Phosphatsektor bezogenen Themenbereich (Bild 1). Bezogen auf die Qualität der Redner sowie die Relevanz der Vorträge, Workshops und Meetings, erwies sich SYMPHOS als eine der wichtigsten Veranstaltungen, die sich mit Innovationen und der industriellen Technologie auf dem Gebiet des Bergbaus und der Chemie im Allgemeinen und mit Phosphat und seinen Derivaten im Besonderen befasste.
In seiner Eröffnungsansprache zur Plenarsitzung gab Dr. François Guinot, Ehrenpräsident der Französischen Akademie der Technik, eine Einführung in das Thema des Symposiums, nämlich Technik und Innovation als Vektoren der menschlichen Entwicklung. Teil des Programms waren unterschiedliche Themen aus den Bereichen der Phosphatindustrie, wie geologische Erkundung, Gewinnung von Phosphaten, Anreicherung von chemischem Phosphat und dessen unterschiedlicher Einsatz u.a. in der Landwirtschaft und anderen Produkten. Auch chemische Fragen wurden während SYMPHOS detailliert diskutiert. So wurden in den einzelnen Diskussionsrunden die neuesten Innovationen und Fragen der Technologie in der Produktion, die Anreicherung und Bewertung von Phosphaten einschließlich Herstellung, Verarbeitung und Reinigung von Phosphorsäure sowie die Produktion von Düngemitteln besprochen – u.a. von Experten wie Christopher Earl (Berater bei KEMWorks Technology Inc.) oder David Ivell (Jacobs Engineering) wie auch Vertretern von Firmen, die sich neben OCP auf diesen Gebieten spezialisiert haben, wie z.B. Simplot, PRAYON, YARA, SNC Lavalin, Wengfu, ArrMazz Custom Chemicals.
Spezialisten, die auf unterschiedlichen Gebieten des Umweltschutzes in der Phosphatindustrie tätig sind, präsentierten und diskutierten neue Methoden im industriellen Management, um die Phosphatindustrie mit Anforderungen der Umweltverträglichkeit in Einklang zu bringen (Bild 2). Neben der Diskussion zur Behandlung von Abgasen, die in die Atmosphäre eintreten, mit geeigneten Technologien, war auch der Umgang mit festen Abfallstoffen ein wichtiges Thema. Zwei spezielle Beiträge befassten sich mit Phosphorgips und Schlamm im Bergbaubetrieb. Spezialisten werden sich nach dem Symposium über Methoden austauschen, die in verschiedenen Ländern getestet wurden, um innovative Lösungen zu finden. Schließlich wurden die globale Bedeutung und Auswirkung der Umweltprobleme untersucht (Verschmutzung kennt keine Grenzen). Den Abschluss in diesem Themenbereich bildete der Klimawandel mit seinen Folgen auf industrielle Aktivitäten.
Themen zu Materialien wurden in einer Diskussionsrunde behandelt, an der Vertreter großer Stahlfirmen, wie ArcelorMittal, Haynes oder Sandvik, teilnahmen. Sie präsentierten ihre neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet von Legierungen für die Phosphatindustrie. Weiterhin gehörten zu diesem Themenbereich phosphatierte Materialien bzw. neue Produkte auf der Basis von Phosphat. Zu den diskutierten Fragen gehörte auch der Einsatz von Phosphaten bei der Herstellung von Materialien für Lithiumbatterien. Das ist ein aktuelles Thema und stellt zugleich eine neue Möglichkeit für die Phosphatindustrie dar. Führende Forscher, wie Dr. Jackie Ying (Professor am MIT und geschäftsführender Direktor am Institut für Biotechnologie und Nanotechnologie in Singapur) und Dr. Gilles Le Flem (Professor am CNRS, Frankreich) präsentierten ihre Arbeiten und Ansichten zu wissenschaftlichen Materialien und Nanomaterialien auf der Grundlage von Phosphat. Zu diesem Thema wurden Arbeiten zur Wiedergewinnung von bestimmten Produkten (Fluor und seine Derivate, Ammoniumsulfat, Jod) aus Phosphat bzw. einigen Nebenprodukten (Fluorokieselsäure, Phosphogips) präsentiert. Andere Präsentationen widmeten sich Produkten auf der Basis von Phosphat für die Tiernahrung. Dazu gehörte auch ein Diskussionspapier von Ecophos.
Renommierte Experten, wie Dr. Donald Smith (McGill University, Montreal/Kanada), James Hendrix (Professor an der University of Nebraska-Lincoln/USA) und Dr. Mike Stewart (IPNI), präsentierten neue Entwicklungen und bewährte Methoden für einen intelligenteren Einsatz von Phosphat in der Landwirtschaft, während sie gleichzeitig die Schlüsselrolle von Phosphaten für die Ernährungssicherung betonten. Die Frage des Höchstwerts von Phosphat wurde in einem wichtigen Beitrag von Pierre-Noël Giraud (Nationalökonom und Professor an der Ecole des Mines in Paris/Frankreich) behandelt. Parallel zu den einzelnen Diskussionsrunden kamen Experten in thematischen Workshops zusammen, um hoch spezialisierte und aktuelle Probleme der Phosphatindustrie zu diskutieren. Themen wie die Verbesserung der physikalischen Qualität von Düngemitteln, das Problem der Ansammlung von Schmutz in der Phosphatindustrie oder die Kultur der Fertigungsqualität sowie Sicherheit und Hygiene in Industrieanlagen usw. wurden eingehend diskutiert und Aktionspläne vorgeschlagen.
Die Arbeitssitzungen wurden durch Exkursionen ergänzt. Besonders zu erwähnen dabei sind Benguerir, wo sich der größte Phosphattagebau der Welt befindet, sowie der Industriekomplex Jorf Lasfar an der Atlantikküste, 20 km südwestlich von Jadida, wo 1986 die Produktion aufgenommen wurde. Dieser Standort wurde wegen seiner vielen Vorteile ausgewählt, wie die Nähe zu Bergbaugebieten, das Vorhandensein eines Seehafens, die Verfügbarkeit von großen Wasserreserven sowie die Verfügbarkeit von Land für zukünftige Erweiterungen. Den Schwerpunkt der dortigen Aktivitäten bildet die Herstellung von handelsüblicher Phosphorsäure, gereinigter Säure und festen Phosphatdüngemitteln (Bild 3).
Im Komplex Jorf Lasfar in einem Gebiet von etwa 18009 ha können jährlich 3 Mio. t P2O5 als Phosphorsäure hergestellt werden. Dazu müssen ca. 11 Mio. t phosphathaltiges Gestein von Khouribga (Bild 4) sowie 3 Mio. t importierter fester Schwefel verarbeitet werden. Ein Teil dieser Produktion wird vor Ort zu den Düngemitteln DAP, MAP, NPK und TSP sowie zu gereinigter Phosphorsäure verarbeitet. Der andere Teil wird als handelsübliche Phosphorsäure exportiert.
5 SYMPHOS 2013
Amar Drissi, Stellvertretender Vorsitzender und COO von OCP (Bild 5), erläuterte, welchen Anstoß OCP der Innovationsdynamik verliehen hat und dankte während der Abschlussveranstaltung allen Teilnehmern von SYMPHOS mit den Worten: „Wir haben davon geträumt, wir haben es erdacht - Sie haben es realisiert.“ Er forderte alle auf, den Innovationsschwung im Phosphatsektor beizubehalten und den Geist von SYMPHOS durch andere Kanäle fortzusetzen. Er informierte darüber, dass OCP bereits begonnen hat, den Grundstein für das nächste SYMPHOS Symposium zu legen, das für Mai 2013 geplant ist. Er lud alle ein, auch an diesem bedeutsamen Branchenereignis teilzunehmen.