ForumMIRO – Gesteinsindustrie mit Zukunft

Kongress und Fachausstellung für die Kies-/Sand- und Natursteinindustrie, Dresden/Deutschland (27.-29.10.2010)

Über 400 Teilnehmer konnte Dipl.-Kfm. Franz-Bernd Köster, Mitglied im Ge­schäfts­führenden Vorstand des MIRO, im Namen des Bundes­verbandes Mineralische Rohstoffe e. V., Köln zum 4. ForumMIRO begrüßen (Bild 1). Nach drei MIRO-Kongressen in Würzburg richtete der Verband den diesjährigen Branchen­treff vom 27.-29.10.2010 erstmals im neuen Internationalen Congress Center Dresden aus. Die begleitende Fachausstellung nutzten 66 Aussteller, um ihre Produkte, Kompetenzen und Dienstleistungen vorzustellen.

 

Nach einem kommunikativen Treffen und der internen Mitgliederversammlung des Bundesverbandes MIRO und der Forschungsgemeinschaft MIRO folgte das eigentliche Fachprogramm. In seinem Grußwort wies Franz-Bernd Köster (Bild 2) auf die außerordentliche Bedeutung der Veranstaltung hin, die er als Plattform des Jahres für die Gesteinsindustrie bezeichnete. Vor dem Verband stehen wichtige Aufgaben, so z.B. das Thema „Rohstoffsicherung“ vor allem heimischer Rohstoffe. Es wird auch im Rahmen der europäischen Politik (EU 2020-Strategie) einen hohen Stellenwert einnehmen. Der Verband hat ein Kernforde­rungs­papier an die Bundesregierung vorbereitet und vor­gelegt, um bessere Rahmenbedingungen für nichtenergetische Rohstoffe zu erwirken. Des Weiteren ist die Natura 2000-Richtlinie auszuweiten und anzupassen, beispielsweise durch Ausweisung von Schutzflächen unter ökologischen, aber auch ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten. Schließlich sind die Ökokonten stärker zu nutzen. Von der Volkswirtschaft werden auch zukünftig Massenbaustoffe in hoher Qualität benötigt und hier ist der Verband mit seinen Mitgliedsunternehmen gefragt. Ein wichtiges Anliegen des Verbandes ist die Arbeitssicherheit. Im Rahmen der Konfe­renz wurden die Gewinner des ausgelobten Arbeitssicher­heitswettbewerbes durch Überreichung von Urkunden ausgezeichnet.

 

Einen Höhepunkt des Forums stellte die Festansprache von Hans-Ulrich Jörges (Bild 3), stellv. Chefredakteur und Leiter des Hauptstadtbüros des „stern“ dar. Unter dem Motto „Krise des Vertrauens – Vom Verlust unserer Leitbilder“ analysierte er scharfsinnig die wirtschaftliche und politische Lage in Deutschland. Jörges prangerte die Politik bzw. Politiker an, die das Vertrauen ihrer Wähler verloren haben und keine Leitbilder mehr darstellen. Dagegen besitzen rund 76 % der Unternehmen, meist Mittelstands- und Familienunternehmen, das Vertrauen ihrer Arbeitnehmer. „Das ist – neben der Familie (sofern sie funktioniert!) – das, was Deutschland zusammenhält. Und darauf kann die Wirtschaft, so auch MIRO mit seinen Unternehmen, sehr stolz sein!“ resümierte der Referent.

 

Fachvorträge in vier Sektionen mit acht teilweise parallelen Workshops zeigten an den beiden Konferenztagen das vielfältige und facettenreiche Spektrum an Themen, mit denen man sich im Bereich mineralische Rohstoffe befasst:

 

• Rohstoffsicherung/Umweltschutz mit den Thematiken

• Wirtschaftspolitik, Genehmigungsrecht

• Gewinnungs- und Aufbereitungstechnik

• Rohstoff-Marketing/Betriebswirtschaft

 

Es würde den Rahmen der Berichterstattung sprengen, wollte man alle die interessanten Vorträge einzeln aufführen. Stellvertretend sei aber nachfolgend auf einige Wenige etwas ausführlicher eingegangen.

 

Die Schwerpunkte bei der „Fortführung der EU-Rohstoff-Initiative“ legte Dirk Fincke, UEPG European Aggregates Association, Brüssel dar. Dieser Verband der europäischen Gesteinsindustrie startete im November 2008 eine Kampagne zur Erarbeitung einer Rohstoffstrategie mit den Zielsetzungen diskriminierungsfreier Zugang zu den Rohstoffen auf dem Weltmarkt, dauerhafte Versorgung mit Rohstoffen aus einheimischen Quellen und Senkung des Verbrauches an Primärrohstoffen in der EU. Neben der Darstellung des Status quo wurden die zukünftigen Aufgaben der UEPG erläutert. „Die neue Rohstoffagentur und ihre Aufgaben“ stellte Dr. Volker Steinbach, Bundesanstalt für Geowissen­schaften und Rohstoffe, GEOZENTRUM Hannover vor. Die Agentur versteht sich als Informationszentrum für einheimische sowie ausländische Rohstoffe und Servicepartner für die deutsche Wirtschaft. Sie gibt fachliche Unterstützung bei der Nutzung von Rohstoffförderprogrammen des Bundes.

 

Mit der Vereinbarkeit von Rohstoffabbau und Erhalt der Natur beschäftigten sich die Referate „Der Natura 2000-Leitfaden – Hintergründe und Auswirkungen“ (Dr. Anita Breyer, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Bonn) und „Rohstoffabbau – Risiko oder Chance für die biologische Vielfalt“ (Dr. med. Andreas Stähle, NABU Kreis Bergstraße e. V., Heppenheim). Ein Plädoyer für sinnvollen Naturschutz bei Einsatz von Recyclingbaustoffen hielt  Dr. Jörg Demmich, Knauf Gips KG, Iphofen mit seinem Beitrag „Ersatzbaustoffverordnung, eine unendliche Geschichte“. Durch das Zusammenspiel von Grundwasser-, Ersatzbaustoff- und Bodenschutz-Verordnung sowie des neuen Geringfügigkeits-Schwellenwerte-Kon­zeptes (GFS-Konzept), die alle beim Einsatz von Ersatz- und Recyclingbaustoffen zu berücksichtigen sind, entstehen Forderungen, die utopisch und nicht praktikabel sind. Damit auch weiterhin die hohe Recyclingquote von > 80 % für mineralische Rohstoffe in Deutschland beibehalten werden kann, sollte die Festlegung im Koalitionsvertrag der CDU/CSU/FDP, die EU-Richtlinien wettbewerbsneutral (1:1) umzusetzen, auch in diesem Bereich eingehalten werden, damit den Unternehmen am Standort Deutschland keine Nachteile entstehen.

 

Analoge Schlussfolgerungen zog Holger Alwast, Prognos AG, Berlin aus den Ergebnissen einer Studie zur „Berücksichtigung der GFS bei der Rechtssetzung und ihre Auswirkungen auf das Bauwesen“. Auf der Grundlage von Modellszenarien wurde nachgewiesen, dass die geplanten Umsetzungs­konzeptionen die beschrittenen Verwertungswege erschweren oder unmöglich machen, die Unternehmen mit erheblichen Mehrkosten belasten und zu einer Massenverschiebung in Richtung Deponierung führen wird. Trotz zahlreicher ausgefeilter und bewährter Techniken fehlt es im Bereich der Gewinnung und Aufbereitung mineralischer Rohstoffe nicht an Innovationen, wie die nachfolgenden Beiträge zeigten. So berichtete Prof. Dr.-Ing. Hossein Tudeshki, TU Clausthal über den „Akustischen Geo-Scanner“, eine Einrichtung zur Lagerstättenbeurteilung und zum Qualitätsmanagement, das sich aber auch für die Lagerstättenerkundung einsetzen lässt. Über eine „effiziente (Methode zur) Holzabscheidung“ durch Anwendung eines Luft-Aufstroms anstelle des üblichen Wasser-Aufstroms referierte Bernd Köllreutter, Heinrich Krieger KG, Neckarsteinach.

 

Als wirtschaftliche Alternative zur traditionellen Greifer­bagger-Katzanlage bezeichnete Horst Beyer, BEYER GmbH, Viernheim den neu entwickelten Greifer-Löffelbagger P 240, einen Schwimmbagger, bei dem das Katzfahren entfällt und der Materialtransport von der Aufgabe bis zum Trichter durch einen schwenkbaren, groß dimensionierten Löffel über­nommen wird. Die Verbesserung der Klassierung siebschwieriger Materialien durch zweistufige Vorabsiebung mit variabler Spaltweite bei der 2. Stufe (Nobert Homann, HAZEMAG & EPR GmbH, Dülmen: „Vorabsiebung anforderungsgerecht anpassen“) standen ebenso zur Diskussion wie die Beseitigung der in der Praxis auftretenden Probleme bei der Gurtreinigung (Adam Puchalla, REMA TIP TOP GmbH, Poing: „Effektive Gurtreinigungssysteme – Quadratur des Kreises?“) oder die Entwicklung eines Luftkissen­förderbandes, bei dem statt Tragrollen Luftpolster unter dem Band den Materialtransport bewirken (Robert Brand, Airconveyers International, Drachten, NL: „’Airconveyer’: Eine Alternative“). Im Bereich Rohstoff-Marketing und Betriebswirtschaft standen das Image zwischen Wunsch und Wirklichkeit und Fragen der Datenerfassung im Mittel­punkt.

 

Nach Einschätzung von Prof. Dr. Hahn, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes MIRO e.V., war das 4. MIRO-Forum ein absoluter Erfolg. Die Zahl der Aussteller stieg gegenüber dem Vorjahr um 25 % (Bild 4), die der Teilnehmer um 10 %. Es fand eine intensive Diskussion in allen 8 Workshops mit einer Vielzahl an interessanten und aktuellen Themen statt. Rohstoffsicherung und Umweltschutz sind Themen, die den Verband bewegen, wobei einheimische Rohstoffe noch mehr in den Fokus gerückt werden müssen und Ressourcen­effizienz eine wichtige Rolle spielt. Wenngleich bei den innovativen Techniken auch keine Weltneuheiten zu erwarten waren und auch nicht vorgestellt wurden, so waren doch innovative Ideen und Hilfestellungen für die Praxis zu verbuchen. Es gilt das Image des Verbandes zu verbessern und zusätzliche Aufmerksamkeit zu erlangen. Obschon die EDV in der Branche stärker genutzt werden sollte, so ist doch das persönliche Gespräch unerlässlich. Die Kommunikation muss im Vordergrund stehen, um die Probleme, die auftauchen, gemeinsam zu lösen. Unter diesem Aspekt erfolgt auch die Fortsetzung der Veranstaltung. Das 5. MIRO-Forum wird vom 07.-09.11.2012 im Inter-nationalen Congress Center Dresden stattfinden. ⇥Hf


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