VDMA Bau- und Baustoffmaschinen:
Freud und Leid zur Jahresmitte
Zur Jahresmitte ist die Geschäftslage in den Unternehmen der deutschen Bau- und Baustoffmaschinenindustrie höchst uneinheitlich. Während einige Teilbranchen bereits wieder an den Rekordumsatzniveaus von 2007/2008 kratzen, verharren andere noch immer in einem Tal der Tränen.
Trotzdem geht der VDMA davon aus, dass – dank der guten Entwicklung bei den Baumaschinen – das für die Gesamtbranche zu Beginn des Jahres prognostizierte Umsatzplus von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr tatsächlich höher ausfallen wird. 2010 erwirtschaftete die deutsche Bau- und Baustoffmaschinenindustrie einen Gesamtumsatz von 10,6 Milliarden Euro. Davon entfielen 6,3 Milliarden Euro auf den Baumaschinensektor und 4,3 Milliarden Euro auf die Baustoff-, Glas- und Keramikmaschinensparte.
Im ersten Halbjahr 2011 liegt der Umsatz im Baumaschinenbereich zwar im Durchschnitt der letzten sieben Jahre, aber immer noch 38 Prozent unter dem Rekordniveau des Jahres 2008; bei Baustoffmaschinen sind es 11 Prozent über dem Durchschnitt und 28 Prozent unter Rekordniveau. „Auch wenn in einigen Teilbereichen wieder gute Zahlen geschrieben werden, besteht kein Grund für überbordende Euphorie“, erklärte Dr. Christof Kemmann, Vorsitzender des VDMA-Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen kürzlich auf der Vorstandssitzung seines Verbandes in Schrobenhausen. Die Schuldenkrisen in Europa und den USA und die Unruhen in der Arabischen Welt bergen reichlich Unsicherheiten für die Zukunft. Und auch die zu Boomzeiten stark gewachsenen Kapazitäten sind noch lange nicht wieder ausgelastet.
Wie immer wird das Geschäft vom Ausland getrieben. Aber auch der Inlandsmarkt entwickelt sich sehr erfreulich mit Wachstumsraten bei Auftragseingang und Umsatz, die über denen des Auslands liegen. Die stürmische Nachfrage, wie sie die Branche noch 2010 und im ersten Quartal 2011 erlebt hat, ist allerdings im Moment unterbrochen. „Ob der Knick in den Auftragseingängen aber schon auf ein Ende der Erholungsphase und eine Trendwende hindeutet, vermögen wir heute noch nicht zu sagen“, meint Sebastian Popp, VDMA-Konjunkturexperte für Bau- und Baustoffmaschinen. Die starken Schwankungen in der Nachfrage verlangen von den Unternehmen heute eine Flexibilität in der Produktion, die kaum zu stemmen sei.
Große Sorgen bereiten ihnen auch die Zulieferer, die offenbar auch mit den Schwankungen zu kämpfen haben. Unternehmen aus allen Teilbereichen berichten von Schwierigkeiten bei der Lieferfähigkeit von Komponenten und von Problemen bei der Qualität der gelieferten Teile. Auch die Preissteigerungen seien vielfach kaum nachvollziehbar.
Hochbaumaschinen sind nach wie vor der am stärksten gebeutelte Bereich innerhalb der Industrie. Insbesondere die Geschäfte mit Betontechnik verliefen im Jahresverlauf schwach. Vor allem die schlecht laufenden, aber so wichtigen Märkte in Nordamerika, Südeuropa und der MENA-Region bereiten Probleme. Nur das sich glänzend entwickelnde Indien-Geschäft konnte den Ausfall einigermaßen kompensieren. Turmdrehkrane verharrten weiter auf einem niedrigen Absatzniveau. Nur die Bauaufzüge koppelten sich von dieser negativen Entwicklung ab. Der Absatz entwickelte sich im ersten Halbjahr prächtig. Dämpfend wirken hier allenfalls die schlechten Perspektiven für den für diese Teilbranche wichtigen nordamerikanischen Markt.
Die Hersteller von Erdbewegungsmaschinen berichteten von einererfreulichen Geschäftsentwicklung, sowohl im Inland als auch auf den Auslandsmärkten. Vor allem die asiatischen Länder, Russland und Südamerika hätten starke Impulse gebracht. Auch wenn die Nachfrage zuletzt ihre Dynamik verloren hat, steuert die Branche auf ein sehr gutes Jahr zu. Spezialtiefbaumaschinen erweisen sich aktuell als spätzyklisch. Erst im Laufe des Jahres 2009 in die Krise gekommen, erholt sich die Nachfrage nach wie vor nur schleppend. Hoffnungsmärkte sind Russland und die USA. Tunnelbaumaschinen verzeichnen wegen der Langfristigkeit des Geschäftes die geringsten Schwankungen und bleiben bei guter Nachfrage auf einem moderaten Wachstumskurs.
Die Hersteller von Straßenbaumaschinen verzeichnen aktuell die stärksten Nachfragezuwächse. Nur der Bereich der Asphaltmischanlagen hängt dieser Entwicklung etwas hinterher. Wie auch bei den Erdbaumaschinen ist zuletzt ein Nachlassen der Nachfrage zu beobachten. Für 2012 erwarten die Hersteller deshalb ein schwächeres Wachstum. Zu den Wachstumsmärkten gehören neben China und Indien auch wieder die USA und der Mittlere Osten. In Europa entwickelt sich Skandinavien freundlich.
Die Zementindustrie präsentiert sich nach wie vor schwach; daher fehlt es an Impulsen für die Hersteller von Maschinen und Anlagen. Dagegen sieht es für die Zulieferer in die Rohstoffgewinnung und -aufbereitung deutlich freundlicher aus. Hier sollte ein knapp zweistelliges Umsatzplus am Ende des Jahres zu Buche stehen. Zu den interessanten Märkten zählen trotz der jüngsten Unruhen die Länder Nordafrikas. Daneben kommen aus den asiatischen Ländern, und hier nicht nur China und Indien, positive Impulse.